Stromeintritt

Eintritt in den Strom der Lehre (Sotāpanna)

In den Lehrreden des Buddha im Palikanon finden sich vier Stufen des Erwachens, deren erste Stromeintritt genannt wird:
 
(1) Sotāpan (Stromeingetretener)
(2) Sakādāgamī (Einmal-Wiederkehrer)
(3) Anāgāmī (Niemals-Wiederkehrer)
(4) Arahat (Vollendeter)

Seinen Namen hat der Stromeintritt der Tatsache zu verdanken, dass eine Person, die diese Stufe erreicht hat, den „Strom“ betreten hat, der unumkehrbar in Richtung nibbāna fließt. Er oder Sie hat die Gewissheit, das vollständige Erwachen innerhalb von höchstens sieben Lebenszeiten zu verwirklichen, ohne in der Zwischenzeit in einem der niederen Bereiche wiedergeboren zu werden. 

Ein Sotāpan erlangt mit dem Stromeintritt ein intuitives Verständnis für die Lehre des Buddha und vollständiges Vertrauen in sie. Dies wird auch als das  öffnen des „Dhamma-Auges“ (dhamma-cakkhu) bezeichnet.

SN 25.2
...
"Jemand, der diese Lehren versteht (pajānāti) und sieht (passati), wird einer genannt, der in den Strom eingetreten ist (sotāpanno), der nicht mehr in der Unterwelt wiedergeboren werden muss und der für das Erwachen bestimmt ist."

Ohne das erste Glied des achtfachen Pfades, „Rechte Ansicht“ (samma ditthi) kann der Stromeintritt nicht erlangt werden. Die Rechte Ansicht bezieht sich auf das "richtige" Verständnis der „vier edlen Wahrheiten“ über dukkha. Der Buddha sagte, dass Ariyas (Edle) nur in seiner Sangha zu finden sind. Dies wird verständlich, da diese auf den „Vier edlen Wahrheiten“ beruht, die nur von dem Buddha und seinen Schülern gelehrt wurden.

Wenn in den Lehrreden von den vier Faktoren des Stromeintritts gesprochen wird, so ist damit die dreifache Zuflucht zum historischen Buddha, seiner ursprünglichen Lehre, der Gemeinschaft der Edlen (ariya) sowie den fünf Sila oder Ethikregeln gemeint. Nur vom Buddha oder einem seiner Ariya kann das unverfälschte Dhamma vermittelt werden. Diese Lehre gilt es zu reflektieren und zu verwirklichen. Dies wird nachfolgend auch als die Glieder zum Stromeintritt beschrieben.

Samyutta Nikaya 55.5
„Glieder zum Stromeintritt“

„Umgang mit rechten Menschen (sappurisasaṁsevo) ist ein Glied zum Stromeintritt.
Die rechte (ursprüngliche) Lehre hören (saddhammassavana), ist ein Glied zum Stromeintritt.
Weises Erwägen (yonisomanasikāro) (der Lehre) ist ein Glied zum Stromeintritt.
Der Lehre lehrgemäß nachfolgen (dhammānudhammappaṭipatti), ist ein Glied zum Stromeintritt.“
„Was ist das aber der Strom?“

„Eben dieser edle achtfältige Pfad ist der Strom, nämlich rechte Ansicht, rechte Gesinnung (Denken), rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebensunterhalt, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit, rechte Sammlung.“
Inwiefern aber ist einer in den Strom eingetreten?

„Wer da, o Herr, diesem edlen achtfältigen Pfad nachfolgt, den nennt man in den Strom eingetreten, einen solchen Ehrwürdigen solchen Namens und solcher Sippe.“

Mit dem Stromeintritt sind sechs Vorteile verbunden 

AN 6.97
Sechs Vorteile (Ānisaṁsasutta)

Sechs Vorteile, ihr Mönche, gewährt die Verwirklichung der Frucht des Stromeintrittes (sotāpatti-phala-sacchikiriyāya).

Welche sechs?

In der „Guten Lehre“ ist man gefestigt (saddhammaniyato);
es gibt kein Abfallen von der Lehre (aparihānadhammo);
dem Leiden hat man eine Grenze gesetzt (pariyantakatassa dukkha);
mit außergewöhnlicher Erkenntnis ist man ausgestattet (asādhāraṇena ñāṇena samannāgato);
die Ursachen hat man klar durchschaut (hetu cassa sudiṭṭho),
sowie die aus Ursachen entstandenen Dinge (hetusamuppannā ca dhammā).

Die zweifache Sicherheit durch den Stromeintritt 

Selbst wenn man lediglich auf dem Weg zum Stromeintritt ist, kann man nicht mehr in der Hölle, im Tierreich oder Geisterreich geboren werden. Man gerät nicht auf diese Abwege oder in leidvolle Umstände.

Mit dem Stromeintritt erlangen wir  spätestens nach sieben weiteren Manifestationen die Befreiung von erneutem Werden (punobbhava) im Daseinskreislauf (samsara).

Saṁyutta Nikāya 56.51
Nakhasikhāsutta

Die Spitze des Fingernagels

Dann nahm der Erhabene mit der Spitze seines Fingernagels etwas Erde und sagte zu den Bhikkhus: "Was denkt ihr, Bhikkhus? Was ist größer: das kleine Stückchen Erde, das ich mit der Spitze meines Fingernagels entnommen habe, oder der große Planet Erde?"

"Ehrwürdiger Herr, die Erde ist viel größer. Die kleine Menge Erde, die der Erhabene mit der Spitze seines Fingernagels aufnahm, ist fast nichts. Verglichen mit dem großen Planeten Erde ist diese kleine Menge Erde nicht berechenbar, hat keinen Vergleich, stellt nicht einmal einen Bruchteil dar."

„Ebenso ist für einen edlen Schüler (ariyasāvakassa), der die (rechter) Ansicht vervollkommnet hat (diṭṭhisampannassa), für einen Menschen mit höherem Verständnis (abhisametāvino), das Leiden, das vorbei und erledigt ist, viel mehr, und was übrig bleibt, ist winzig.“

Verglichen mit der Masse des Leidens in der Vergangenheit, das vorbei und erledigt ist, zählt es nicht, da ist kein Vergleich, es ist nicht einen Bruchteil wert, da es noch höchstens sieben weitere Leben gibt.

Er ist einer der versteht wie es wirklich ist (yathābhūtaṁ pajānāti):

"Das ist Leiden (die fünf Gruppen des Ergreifens)".
"Das ist der Ursprung des Leidens" (das Verlangen nach Sinnlichkeit und Werden).
"Dies ist das Aufhören des Leidens" (die Überwindung dieses Verlangens).
"Dies ist der Pfad, der zum Aufhören des Leidens führt (der edle achtfache Pfad).

"Da habt ihr euch, meine Mönche, dafür anzustrengen: 'Das ist Leiden'. … Dies ist der Weg, der zum Aufhören des Leidens führt.'"

Was der Buddha mit seinen edlen Wahrheiten zum Ausdruck bringt ist, dass wir nur deshalb leidvolle Erfahrungen/dukkha (erste edle Wahrheit) machen, weil wir getrieben von Verlangen (Durst/tanha) nach Sinnlichkeit in Erscheinung treten (zweite edle Wahrheit). Überwinden wir jedoch dieses Verlangen, hört damit auch das Ŵerden im Daseinskreislauf auf (dritte edle Wahrheit).

Es geht also NICHT darum, mit ein wenig Meditation und Achtsamkeit leidvolle Erfahrungen zu vermeiden, sondern deren Ursache, eine Manifestation als unbeständiges und vergängliches Lebewesen zu vermeiden! Das Aufhören von "dukkha" kann nur durch das Aufhören des Werdens erreicht werden! 

Die Befreiung vom Werden im Daseinskreislauf beschreibt der Buddha als durch Weisheit (panna-vimutti) bewirkt, indem man erkennt, das NICHTS im Daseinskreislauf aufgrund der Unbeständigkeit und Vergänglichkeit (anicca) aller Dinge und Lebewesen der Mühe wert, dafür erneut in Erscheinung zu treten! 

Aufgrund dieser Erkenntnis wird man desillusioniert (nibbida),
desillusioniert schwindet die Begierde (viraga),
begierdelos ist man schließlich befreit (vimutti) vom erneuerten Werden im Daseinskreislauf. 

Stromeintritt kann bereits aufgrund des Hörens einer Lehrrede des Buddha und dem daraus erwachsenden Verständnis (panna: Weisheit) des Buddha-Dhamma erlangt werden. Eine sehr gute Erläuterung hierzu findet sich in der nachfolgenden Schilderung des Hausvaters Ugga. Alles beginnt mit dem Vertrauen zum historischen Buddha und seinem ursprünglichen Dhamma (Lehre).

Den Durchbruch zum Stromeintritt erlangte er dann durch das korrekte oder richtige Verständnis der „vier edlen Wahrheiten“ bzw. im Detail durch die Lehre vom „Bedingten Entstehen“ (paṭicca samuppāda): Alles, was aufgrund von Bedingungen in Erscheinung tritt, kann durch das Aufhören dieser Bedingungen auch aufhören in Erscheinung zu treten.

Auf dieser Erkenntnis vom bedingten Entstehen und Aufhören einer Manifestion im Daseinskreislauf sowie der Erkenntnis, dass es auch noch den Seinszustand des Ungewordenen, Nirvana, das Erlöschen gibt, welcher eintritt, wenn das Werden aufhört, beruht die Lehre des Buddha.

Aṅguttara Nikāya
Das Achter-Buch
8.21. Ugga aus Vesālī
„Als ich, o Herr, den Erhabenen zum ersten Male von ferne erblickte, da fühlte schon beim bloßen Anblick mein Herz Vertrauen zum Erhabenen. Dies, o Herr, ist die erste außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Vertrauenden Herzens, o Herr, wartete ich dem Erhabenen auf. Und der Erhabene gab mir eine stufenweise Belehrung (katha) über

die Freigebigkeit (dāna),
die Sittlichkeit (sīla),
die Himmelswelten (sagga).

und er beleuchtete das Elend, die Hinfälligkeit und Unreinheit der Sinnenlüste und den Segen der Entsagung.

Als dann der Erhabene merkte, daß mein Herz (Gemüt/citta) reif war, geschmeidig, ohne innere Hemmungen, in gehobener Stimmung und voller Vertrauen, da wies er die den Erwachten eigene Lehrverkündung (dhamma desanā):

(vier edle Wahrheiten)

vom Leiden (dukkha),
dessen Entstehung (samudaya),
dessen Aufhören (nirodha), 
und vom Pfad (magga).

(Stromeintritt)

Und gleichwie ein sauberes, fleckenloses Gewand sofort Farbe annimmt, ebenso ging mir, während ich noch auf meinem Platze saß, das ungetrübte, fleckenlose Auge für die Lehre (dhamma-cakkhu) auf:

(Die Lehre vom bedingten Entstehen und Aufhören)

Was immer dem Gesetz des Entstehens unterliegt, das alles unterliegt auch dem Gesetz des Aufhörens‘
(yaṁ kiñci samudaya-dhammaṁ sabbaṁ taṁ nirodha-dhamman).

Die Lehre schauend (diṭṭha-dhammo),
die Lehre erlangt (patta-dhammo),
die Lehre erkannt (vidita-dhammo),
die Lehre durchdringend (pariyogāḷha-dhammo),
zweifelentronnen (tiṇṇa-vicikiccho),
vom Schwanken befreit (vigatakathaṅkatho),
von Sicherheit erfüllt (vesārajjappatto),
und unabhängig von anderen (aparappaccayo).

(Zuflucht und Ethikregeln)

Genau dort suchte ich Zuflucht beim Buddha, seiner Lehre und dem Saṅgha
und ich nahm die Sittenregeln (sila) auf mich, …

 Mit dem Stromeintritt lösen sich auch die ersten drei Fesseln an das Werden im Daseinskreislauf 

    (1) Persönlichkeits-Ansicht (sakkāya-diṭṭhi) - Die fünf Gruppen (khandha) zu "Ich und Mein" zu machen.
(2) Skeptischer Zweifel (vicikicchā) - an der Lehre des Buddha (insbesondere in Bezug auf "anatta" und die "vier edlen Wahrheiten")
   (3) Anhaften an Regeln und Riten (sīlabbata-parāmāso) - Befolgen von Regeln und Riten als Mittel der Befreiung. 

(Siehe hierzu auch die Erläuterungen unter dem Kapitel der 10 Daseinsfesseln)

Samyutta Nikāya 24.2
Das ist mein (Etaṁmamasutta)

(Wie entsteht die Persönlichkeitsansicht? - Durch Ergreifen der fünf Gruppen)

„Wenn was besteht, ihr Mönche, aufgrund und in Abhängigkeit wovon entsteht solche Ansicht: ‚Dies ist mein, das bin ich, das ist mein Selbst‘ — Wenn der Körper, Mönche, da ist, wenn man dem Körper anhängt, dem Körper ergeben ist, entsteht diese Lehre: ‚Dies — (nämlich eben der Körper) — ist mein Selbst.‘ — Wenn die Empfindung, die Wahrnehmung, die Gestaltungen, das Bewußtsein da sind, entsteht diese Lehre: ‚Dies ist mein, das bin ich, das ist mein Selbst‘ (siehe erste Fessel).

(Die fünf Gruppen sind vergänglich, leidvoll, und kein Selbst)

Was meint ihr, o Mönche: Ist die Körperlichkeit unvergänglich oder vergänglich?“—„Vergänglich, o Herr.“—„Was aber vergänglich ist, ist das leidvoll oder freudvoll?“—„Leidvoll, o Herr.“—„Wenn man aber das, was vergänglich, leidvoll, anderswerdend ist, nicht ergreift, kann da wohl solche Ansicht entstehen: ‚Dies ist mein, das bin ich, das ist mein Selbst‘ ? — ‚Wahrlich nicht, Herr.‘

(Die Sinne und das Denken sind vergänglich, leidvoll, und kein Selbst)

 ‚Das aber, was man sieht, hört, denkt, erkennt, erforscht, im Geiste untersucht, ist dies unvergänglich oder vergänglich?“—„Vergänglich, o Herr.“—„Was aber vergänglich ist, ist das leidvoll oder freudvoll?“—„Leidvoll, o Herr.“—„Wenn man aber das, was vergänglich, leidvoll, anderswerdens ist, nicht ergreift, kann da wohl solche Ansicht entstehen: ‚Dies ist mein, das bin ich, das ist mein Selbst.?‘ — ‚Wahrlich nicht, Herr.‘ 

(Überwindung des Zweifels in Bezug auf die „vier edlen Wahrheiten“ über dukkha)

‚Wenn ein edler Schüler den Zweifel (kaṅkhā) in diesen sechs Fällen aufgegeben hat, sowie bezüglich des Leidens, des Ursprungs des Leidens, des Aufhörens des Leidens und der Übung, die zum Aufhören des Leidens führt, geschwunden ist,

wenn ihm der Zweifel am Leiden (die fünf Gruppen des Ergreifens) geschwunden ist,
wenn ihm der Zweifel am Ursprung des Leidens (das Verlangen nach Werden/Manifestation und sinnlichem Erleben),
wenn ihm der Zweifel am Aufhören des Leidens (durch Überwindung des Verlangens),
wenn ihm der Zweifel am Weg der zum Aufhörens des Leidens führt (edle achtfache Pfad) geschwunden ist,

dann heißt ein solcher ein Edler (ariya), ein im Strom-Eingetretener (Sotāpanno),
ein vom Übel Erlöster, ein Gesicherter, ein der höchsten Erkenntnis Ergebener.“ 


Stromeintritt durch „Rechte Ansicht“ (samma ditthi)

SN 22.109
Der in den Strom Eingetretene

So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: „Ihr Mönche!“—„Ja, o Herr“, antworteten jene Mönche dem Erhabenen. Der Erhabene nun sprach also:

„Fünf Gruppen des Ergreifens gibt es, ihr Mönche; welche fünf? Die Gruppen des Ergreifens ‚Körperlichkeit.‘ ‚Empfindungen.‘ ‚Wahrnehmungen.‘ ‚Gestaltungen.‘ ‚Bewußtsein‘.

Wenn, ihr Mönche, ein edler Jünger bei diesen fünf Gruppen des Ergreifens ihr Entstehen und Enden, Genuß, Elend und Entrinnen der Wirklichkeit gemäß versteht, solch edler Jünger, heißt es, ist ein ‚in den Strom Eingetretener‘ (sotāpanna), niederen Welten ist er nicht mehr verfallen, gesichert ist er, dem völligen Erwachen entgegengehend.“

Rechte Ansicht bedeutet Körper und Geist nebst Bewusstsein so zu erkennen, wie sie wirklich sind (anicca, dukkha u. anatta). Wenn uns dies gelingt, werden wir desillusioniert (nibbida). Desillusioniert schwindet die Begierde (virāga). Begierdelos sind wir befreit (vimutti) vom Werden im Daseinskreislauf:

Bedingt durch Körper und Geist mit Sinnesorganen und Denkorgan ist die Sinnes- und Denkfähigkeit. Bedingt durch Sinne und Sinnesobjekte sowie Geist und Geistobjekte ist das Sinnen- od. Geistbewusstsein. Das Zusammentreffen der drei nennt der Buddha Kontakt. Bedingt durch den Kontakt sind

die Empfindungen (angenehm, unangenehm od. indifferent),
die Wahrnehmungen (Assoziation und Benennung) sowie
die Gestaltungen (Willensregungen), welche zu Aktivitäten in Gedanken, Worten und Werken führen.

Es sind die Empfindungen beim Kontakt mit den Sinnes- und Geistobjekten, an denen wir uns ergötzen (zweite edle Wahrheit). Weil alle Dinge und Lebewesen jedoch unbeständig und vergänglich (anicca) sind, bleibt uns das Elend daran früher oder später nicht erspart (erste edle Wahrheit).

Die Überwindung des Verlangens (Durst/tanha) nach Sinnes- und Geistobjekten sowie dem fortgesetzten Werden (dritte edle Wahrheit), dass ist das Entkommen aus dem Daseinskreislauf!

In der nachfolgenden Lehrrede beschreibt der Buddha den Unterschied zwischen einem Stromeingetretenen und einem Arahant. Während der Stromeintritt auf der richtigen Erkenntnis der „vier edlen Wahrheit“ über dukkha beruht, ist der Arahant aufgrund von Desillusionierung und Begierdelosigkeit befreit von jeglicher Anhaftung an Sinnes- und Geistobjekte sowie fortgesetztem Werden im Daseinskreislauf.

Saṃyutta Nikaya 48
26–27. Stromeingetrtener (Sotāpanna) und Vollendeter (Arahant)

„Diese sechs Fähigkeiten gibt es. Welche sechs?
Die Fähigkeit des Auges, die Fähigkeit des Ohres, die Fähigkeit der Nase, die Fähigkeit der Zunge, die Fähigkeit des Körpers, die Fähigkeit des Geistes.

Wenn, ihr Mönche, ein edler Jünger dieser sechs Fähigkeiten Aufgang und Untergang, Genuss, Elend und Entrinnung wirklichkeitsgemäß erkennt (yathābhūtaṁ pajānāti), dann wird, ihr Mönche, ein edler Schüler ein Stromeingetretener genannt, der nicht in den niederen Dasensbereichen wiedergeboren werden kann und zum Erwachen bestimmt ist (sambodhiparāyaṇo).

Wenn nun, ihr Mönche, ein edler Jünger Aufgang und Untergang, Labsal und Elend und Entrinnung dieser sechs Fähigkeiten Wirklichkeitsgemäß erkennt und ohne Ergreifen (und Anhaftung) befreit ist (an-upādā-vimutto), dann nennt man ihn einen Vollendeten (Arahant), einen Triebversiegten (Unwissenheitstrieb, Werdenstrieb u. Sinnentrieb), Endiger, gewirkten Werkes, lastentledigt, der sein Ziel vollbracht, die Daseinsfesseln völlig versiegen ließ (parikkhīṇabhavasaṁyojano), in rechter Erkenntnis befreit ist (sammadaññāvimutto).“

In der nachfolgenden Lehrrede beschreibt der Buddha dann nochmals ausführlich den Stromeintritt
und woran man erkennen kann, dass man den Stromeintritt erlangt hat:

AN 10.92
Der Stromergriffene

Im Jetahain bei Sāvatthī. Der Erhabene sprach zu Anāthapindika, dem Hausvater:
„Wenn, o Hausvater, in einem edlen Jünger die fünf schrecklichen Übel geschwunden sind,
wenn er ausgerüstet ist mit den vier Gliedern des Stromeintritts und
er den edlen Richtweg in Weisheit ganz verstanden und durchdrungen hat,
so mag er, wenn er will, von sich selber erklären: „Entronnen bin ich der Hölle, entronnen dem Tierschoße, entronnen dem Gespensterreich, entronnen den niederen Welten, der Leidensfährte, den Daseinsabgründen. Eingetreten bin ich in den Strom, nicht mehr ausgesetzt den Daseinsabgründen, gesichert bin ich, der vollen Erleuchtung gewiß.“

(Einhaltung der fünf Silas)
Welche fünf schrecklichen Übel aber, o Hausvater, sind in ihm geschwunden?
Während derjenige, o Hausvater, der tötet, auf Grund des Tötens schreckliches Übel erzeugt in der Gegenwart, schreckliches Übel erzeugt in künftigem Dasein und auch in seinem Inneren Schmerz und Mißstimmung empfindet; so erzeugt, wer das Töten meidet, weder gegenwärtig, noch in künftigem Dasein, schreckliches Übel, und er empfindet innerlich keinen Schmerz, keine Mißstimmung. ‚Wer also das Töten meidet, in dem ist dadurch dieses schreckliche Übel geschwunden.

Während derjenige, der Nichtgegebenes nimmt, geschlechtliche Ausschreitung begeht, lügt und Rauschmittel genießt, auf Grund davon gegenwärtig und in künftigem Dasein schreckliches Übel erzeugt und auch in seinem Inneren Schmerz und Mißstimmung empfindet; so erzeugt, wer all dies vermeidet, weder gegenwärtig noch in künftigem Dasein schreckliches Übel, und er empfindet innerlich keinen Schmerz, keine Mißstimmung. Diese fünf schrecklichen Übel sind geschwunden.

Welches aber sind die vier Glieder des Stromeintritts, mit denen er ausgerüstet ist?
Da ist der edle Jünger erfüllt von unerschütterlichem Vertrauen zum Vollendeten, so nämlich: „Dies, wahrlich, ist der Erhabene: er ist der Heilige, vollkommen Erleuchtete, der im Wissen und Wandel Bewährte, der Gesegnete, der Kenner der Welt, der unvergleichliche Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene.“

Er ist erfüllt von unerschütterlichem Vertrauen in die Lehre, so nämlich: „Wohl verkündet ist vom Erhabenen die Lehre, die klar sichtbar ist, unmittelbar wirksam, einladend, zum Ziele führend, den Verständigen, jedem für sich, verständlich.“

Er ist erfüllt von unerschütterlichem Vertrauen in die Mönchsgemeinde (der Ariyas), so nämlich: „Gut wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, gerade wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, auf dem rechten Pfade wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen, geziemend wandelt die Jüngergemeinde des Erhabenen. Würdig ist sie des Opfers, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, der beste Boden in der Welt für gute Werke.“

Er ist ausgestattet mit den Sitten (Silas), wie sie den Edlen lieb sind, den ungebrochenen, unverletzten, unbefleckten, unverdorbenen, befreienden, von Verständigen gepriesenen, die unbeeinflußbar sind und die geistige Sammlung fördern. Mit diesen vier Gliedern des Stromeintritts ist er ausgestattet.

(Bedingtes Entstehen und Vergehen)

Welches aber ist der edle Richtweg, den er in Weisheit ganz verstanden und durchdrungen hat?
Da überlegt der edle Jünger also bei sich:

Wenn dieses ist, ist jenes (Iti imasmiṃ sati idaṃ hoti).
Mit dem Auftreten von diesem entsteht jenes (imassuppādā idaṃ uppajjati).

Wenn dieses nicht ist, ist auch jenes nicht (Imasmiṃ asati idaṃ na hoti).
Mit dem Aufhören (nirodha) von diesem endet jenes (imassa nirodhā idaṃ nirujjhati).

Nämlich:

(avijjā-paccayā saṅkhārā)
Durch Unwissenheit bedingt sind die Gestaltungen (Willensregungen);
durch Gestaltungen bedingt ist (der Fortbestand des) Bewusstsein;
durch Bewusstsein bedingt das Geistige und Körperliche;
durch Geist und Körper bedingt die sechs Sinnengrundlagen;
durch die sechs Sinnengrundlagen bedingt der (Sinnen- u. Geist-) Kontakt;
durch Kontakt bedingt das Gefühl (angenehm, unangenehm od. indifferent);
durch Gefühl bedingt der Durst (Verlangen u. Abneigung);
durch den Durst bedingt das Ergreifen (und Anhaften);
durch das Anhaften bedingt das (erneute) Werden;
durch das Werden (gemäß der karmischen Dispositionen) bedingt die Geburt;
durch Geburt bedingt sind Altern und Sterben, Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung.
So kommt es zur Entstehung dieser leidvollen Daseinsgruppen (Körper und Geist nebst Bewusstsein).

(avijjāya tveva asesa-virāga-nirodhā saṅkhāra-nirodho)
Infolge des restlosen  Vergehens und Aufhörens des Nichtwissens aber kommt es zum Aufhören der Gestaltungen;
durch Aufhören der Gestaltungen zum Aufhören des (fortgesetzten) Bewußtseins;
durch Aufhören des Bewußtseins zum Aufhören des Geistigen und Körperlichen;
durch Aufhören des Geistigen und Körperlichen zum Aufhören der sechs Sinnengrundlagen;
durch Aufhören der sechs Sinnengrundlagen zu  Aufhören des Kontakts;
durch Aufhören des Kontakts zum Aufhören des Gefühls;
durch Aufhören des Gefühls zum Aufhören des Durstes;
durch Aufhören des Durstes zum Aufhören des Ergreifens (und Anhaftens);
durch Aufhören des Anhaftens zum Aufhören des Werdens;
durch Aufhören des Werdens zum Aufhören der Geburt;
durch Aufhören der Geburt aber hören Altern und Sterben, Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung auf.
So kommt es zum Aufhören dieser leidvollen Daseinsgruppen.“

Dies aber ist der edle Richtweg, den er in Weisheit ganz verstanden und durchdrungen hat.

Wenn, o Hausvater, in einem edlen Jünger diese fünf schrecklichen Übel geschwunden sind,
wenn er ausgestattet ist mit den vier Gliedern des Stromeintritts
und er die edlen Pfad in Weisheit ganz verstanden und durchdrungen hat,
so mag er, wenn er will, von sich selber erklären:

„Entronnen bin ich der Hölle,
entronnen dem Tierschoße,
entronnen dem Gespensterreich,
entronnen den niederen Welten, der Leidensfährte, den Daseinsabgründen.
Eingetreten bin ich in den Strom, nicht mehr ausgesetzt den Daseinsabgründen,
gesichert bin ich, des vollen Erwachens gewiß.“

Die verschiedenen Stufen des Erwachens beschreibt der Buddha wie folgt:

Gruppierte Sammlung 55.24

Der Buddha spach: "Wer über lange Zeit sein Vertrauen zum Erwachten, zur Lehre und zur Gemeinschaft entwickelt hat, der kann nicht mehr vom Weg abkommen. .... Es gibt verschiedenen Stufen des Erwachens:

Der Arahat

Jemand hat das klare Vertrauen zum Erwachten (Buddha), zur Lehre (Dharma) und zur Gemeinschaft (Sangha) gefunden. Er ist schon bei Lebzeiten von den treibenden Kräften (Unwissenheitstrieb, Daseinstrieb und Sinnentrieb) erlöst. Er hat freudvolle und durchdringende Weisheit erlangt. Ein solcher wir nicht mehr geboren.

Der Anāgāmī

Jemand hat das klare Vertrauen zum Erwachten, zur Lehre und zur Gemeinschaft gefunden. Er hat freudvolle und durchdringen Weisheit erlangt, aber noch nicht die Befreiung von den treibenden Kräften verwirklicht. Bei diesem lösen sich die fünf niederen Fesseln, und nach dem Tod steigt er in eine himmliche Welt auf, um von dort aus zu erlöschen.

Der Sakādāgamī

Jemand hat das klare Vertrauen zum Erwachten, zur Lehre und zur Gemeinschaft gefunden. Aber er hat nicht die freudvolle und durchdringende Weisheit erlangt und noch nicht die Befreiung von den treibenden Kräften verwirklicht. Bei diesem Menschen lösen sich drei Fessen, und Gier, Hass und Verblendung verringern sich. Ein solcher Mensch wird nur noch einmal in diese Welt zurückkehren.

Der Sotāpan

Jemand hat das klare Vertrauen zum Erwachten, zur Lehre und zur Gemeinschaft gefunden, aber keine Weisheit und Befreiung verwirklicht. Auch bei ihm lösen sich drei Fesseln, und er wird als einer bezeichnet, der in den Strom eingetreten ist, der zum Erwachen führt.

Der Dhamm-Anusari

Jemand hat noch nicht das Vertrauen zum Erwachten, zur Lehre und zur Gemeinschft entwickelt, aber er hat in sich die Befähigung zum Vertrauen, zur Anstrengung, zur Achtsamkeit, zur Sammlung und zur Weisheit, und er hat die Lehren des Erwachten mit einem gewissen Maß von Weisheit anerkannt. Ein solcher wird nicht mehr in leidvollen Welten geboren.

Der Saddh-Anusari

Jemand hat noch nicht das Vertrauen zum Erwachten, zur Lehre und Gemeinschaft. Aber die Fähigkeit zum Vertrauen, zur Anstrengung, zur Achtsamkeit, zum Sammlung und zur Weisheit ist da. Und ein gewisses Maß an Vertrauen sowie eine gewisse Sympathie für den Erwachten. Auch ein solcher kommt nicht mehr in leidvolle Bereiche.

All diese Menschen können nicht mehr in der Hölle, im Tierreich oder Geisterreich geboren werden. Sie geraten nicht auf diese Abwege oder in leidvolle Umstände. ..."

Wir sollten uns in diesem Leben bemühen, eine dieser Stufen auf dem Weg zur Befreiuung vom Daseinskreislauf (Samsara) zu erlangen. Diese kostbare Gelegenheit kommt vielleicht nicht so schnell wieder. Den ursprünglichen Lehren des historischen Buddha zu begegnen, eine Unterweisung darin zu erhalten sowie den achtfachen Pfad der Geistesschulung zu beschreiten ist ein seltenes Privileg!

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