7 Erwachungsfaktoren

Die 7 Erwachungsfaktoren (bojjhanga)


"Weil sie zum Erwachen führen, darum nennt man sie Erwachensfaktoren". (S.46.5)

Das Erwachen (bodhi) bezeichnet der Buddha auch als Wissens-Befreiung (vijja-vimutti), weil dadurch das Nicht-Wissen (avijja) bzw. Nicht-Verstehen um die „Vier edlen Wahrheiten“ über dukkha überwunden wird. Dazu bedarf es der Entfaltung der sieben Erwachensfaktoren. Diese sind Achtsamkeit, Lehrergründung, Tatkraft, Verzückung, Ruhe, Sammlung und Gleichmut.

Durch das Erwachen wird unser Herz (Gemüt/citta) befreit von den Trieben (asava):
Unwissenheitstrieb (avijjāsava), Werdenstrieb (bhavāsava) und Sinnentrieb (kāmāsava).

Die Triebe sind der „Treibstoff“, der Körper und Geist seit anfangsloser Zeit immer wieder gemäß der karmischen Dispositionen (kamma vipaka) in Erscheinung treten lässt, und wodurch das Kontinuum des Bewusstseins weiter aufrecht erhalten wird.

Genau dieses fortgesetzte Werden (punobbhava) im Daseinskreislauf (samsara) ist früher oder später leidvoll (dukkha), weil wir nicht auf Dauer zu unserer Zufriedenheit aufrecht erhalten können. Diese Erkenntnis führt zur Desillusionierung (nibbida). Desillusioniert  schwindet die Begierde (virāga). Begierdelos sind wir befreit.

Erwacht sind wir dann, wenn wir erkannt haben, dass NICHTS im Daseinskreislauf (samsara), aufgrund der Unbeständigkeit und Vergänglichkeit (anicca) aller Dinge und Lebewesen, der Mühe wert ist, dafür erneut in Erscheinung zu treten!

Erwacht sind wir dann, wenn wir erkannt haben, dass ALLES, was uns als Lebewesen ausmacht (Körper, Empfindungen, Wahrnehmungen, Gestaltungen und Bewusstsein) „dukkha“ ist (erste edle Wahrheit)!

Erwacht sind wir dann, wenn das Verlangen (Durst/tanha) nach Werden und sinnlichem Erleben überwunden ist!

Saṃyutta Nikaya 46
2. Gilānavagga
20. Nibbidāsutta (Abwendung)

In Sāvatthi.

„Wer, ihr Mönche, die 7 Erwachensfaktoren vernachlässigt, vernachlässigt hat er den edlen achtfältigen Pfad, der zur vollständigen Leidensversiegung (dem Ende von Dukkha) führt. Wer, ihr Mönche, die 7 Erwachensfaktoren beginnt, begonnen hat er den edlen achtfältigen Pfad, der zur vollständigen Leidensversiegung führt.

Diese 7 Erwachensfaktoren, ihr Mönche, entfaltet und ausgebildet, sind die edlen Hinführenden: sie führen den danach Handelnden zur vollständigen Leidensversiegung.

Diese 7 Erwachensfaktoren, entfaltet und ausgebildet, führen einzig
zur Desillusionierung (nibbidā: anicca, dukkha u. anatta),
zur Begierdelosigkeit (virāgā: etwas erleben, haben od. sein wollen),
zum Aufhören (nirodhā),
zur Beruhigung (upasamā),
zu höherem Wissen (abhiññā),
zum Erwachung (sambodhā),
zum Nirvāna (nibbānā).

Welche sieben? Die Erwachensfaktoren: Achtsamkeit, Lehrergründung, Tatkraft, Entzücken, Gestilltheit, Einigung, Gleichmut.“

SN 46.5 Ein Mönch (Bhikkhusutta)
In Sāvatthī.

Da ging ein Mönch zum Buddha ... und fragte ihn: "Herr, man spricht von den Erwachensfaktoren (bojjhaṅgā). Wie sind die Erweckungsfaktoren definiert?"

"Mönch, sie werden Erwachensfaktoren genannt, weil sie zum Erwachen führen.
Ein Mönch entwickelt die Erwachensfaktoren der Achtsamkeit, der Lehrergründung, der Tatkraft, der Verzückung, der Ruhe, der Sammlung und des Gleichmuts,

die auf Loslösung beruhen (vivekanissita),
auf Begierdelosigkeit beruhen (virāganissita) und
auf Aufhören beruhen (nirodhanissita)
und als Loslassen reifen (vossaggapariṇāmi). 

Wenn er die sieben Erwachensfaktoren entwickeln,

wird sein Herz (Gemüt/citta) vom Sinnentrieb befreit (kāmāsavāpi cittaṁ vimuccati),
wird sein Herz vom Werdenstrieb befreit (bhavāsavāpi cittaṁ vimuccati) und
wird sein Herz vom Unwissenheitstrieb befreit (avijjāsavāpi cittaṁ vimuccati).

Wenn er befreit ist, weiss er, dass er befreit ist.

Er versteht:

‚Geburt ist zu Ende gebracht,
das heilige Leben ist gelebt (edle achtfache Pfad),
es ist getan, was getan werden mußte (sila, samadhi u. panna),
darüber hinaus gibt es nichts mehr (kein erneutes Werden mehr),

Sie werden Erwachensfaktoren genannt, weil sie zum Erwachen führen.“

In AN 10.102 heißt es, daß sie die Mittel seien zur Erreichung der 3 Wissen (vijjā):

„Diese sieben Erwachensfaktoren, entfaltet und häufig geübt, bringen die drei Wissen zustande. Welche drei?

(1) Da, ihr Mönche, erinnert sich der Mönch an manche frühere Daseinsform (Wiedergeburten) mit ihren Merkmalen, ihren Kennzeichen (welche Daseinsform, welche Daseinsebene, welche Umstände usw.)

(2) Er erkennt mit dem himmlischen Auge, dem geklärten, übermenschlichen, wie die Wesen abscheiden und wiedererscheinen, erkennt, wie die Wesen ihren Taten entsprechend wiedergeboren werden (kamma vipaka).

(3) Durch Versiegung der Triebe gewinnt er noch bei Lebzeiten die von Trieben freie (Unwissenheitstrieb, Werdenstrieb u. Sinnentrieb) Herzenserlösung (cittovimutti: von Gier und Hass) Weisheitserlösung (pannavimutti: von Verblendung), sie selber erkennend und verwirklichend.

Die sieben Erleuchtungsglieder, entfaltet und häufig geübt, bringen diese drei Wissen zustande.“

Saṃyutta Nikaya 46
Erwachungsglieder
6. Kundali

Einstmals weilte der Erhabene bei Sāketa im Wildparke des Añjana-Waldes. Da nun begab sich der Pilger Kundaliyo dorthin, wo der Erhabene weilte, wechselte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandte sich der Pilger Kundaliyo also an den Erhabenen:

„Ich pflege mich in Klostergärten aufzuhalten und Versammlungen zu besuchen. Nach dem Essen, nach Beendigung des Frühmahls, pflege ich von Klostergarten zu Klostergarten, von Park zu Park zu spazieren und dort herumzugehen. Da treffe ich nun einige Asketen und Brahmanen, die bloß, weil sie im Äußern von Meinungen und im Kritisieren einen Vorteil sehen, Gespräche führen. Worin sieht nun wohl Herr Gotamo einen Vorteil?“

„Mit der Frucht der Wissens-Befreiung (Vijjā-Vimutti) als Vorteil, Kundaliyo, weilt der Vollendete.“

Welche Dinge nun, Herr Gotamo, entfaltet und ausgebildet, bringen die Wissenserlösung zur Vollendung?“
Sieben Erwachungsglieder, entfaltet und ausgebildet, bringen die Wissenserlösung zur Vollendung.“

„Welche Dinge nun, Herr Gotamo, entfaltet und ausgebildet, bringen die 7 Erwachungsglieder zur Vollendung?“
„Die 4 Pfeiler der Achtsamkeit, Kundaliyo, bringen die 7 Erwachungsglieder zur Vollendung.“

„Welche Dinge nun, Herr Gotamo, entfaltet und ausgebildet, bringen die 4 Pfeiler der Achtsamkeit zur Vollendung?“
„Der dreifache gute Wandel (in Gedanken, Worten und Werken), Kundaliyo, entfaltet und ausgebildet, bringt die 4 Pfeiler der Achtsamkeit zur Vollendung.“

„Welche Dinge nun, Herr Gotamo, entfaltet und häufig geübt, bringen den dreifachen guten Wandel zur Vollendung?“
Sinnenzügelung, Kundaliyo, entfaltet und ausgebildet, bringt den dreifachen guten Wandel zur Vollendung!

Und wie, Kundaliyo?

Hat da, Kundaliyo, der Mönch mit den 6 Sinnen etwas Angenehmes erlebt, dann giert er nicht danach, ist davon nicht angetan, läßt nicht Reiz entstehen, sondern bleibt fest im Körper (Kaya), fest im Herzen (Citta), innerlich wohlgefestigt (unerschütterlich), wohl befreit (suvimutta).
Und hat er da mit den 6 Sinnen etwas Unangenehmes erlebt, dann ist er nicht verstört: sein Herz gerät nicht außer Fassung, im Geist (Mano) ist ihm nicht elend zumute, sein Herz ist nicht abgestoßen, sondern er bleibt fest im Körper, fest im Herzen, innerlich wohlgefestigt, wohl befreit.
Hat nun, Kundaliyo, der Mönch mit den Sinnen etwas erlebt, sei es angenehm oder unangenehm, und bleibt er fest im Körper, fest im Herzen, innerlich wohlgefestigt, wohl befreit, dann wird bei so entfalteter, so ausgebildeter Sinnenzügelung der dreifache gute Wandel (in Gedanken, Worten und Werken) zur Vollendung gebracht.

(sechstes Glied des Pfades: Rechtes Bemühen)
Und wie, Kundaliyo, bringt der dreifache Wandel, entfaltet und ausgebildet, die 4 Pfeiler der Achtsamkeit zur Vollendung?
Da hat, Kundaliyo, der Mönch falschen Wandel in Werken, Worten und Gedanken verworfen und entfaltet guten Wandel in Werken, Worten und Gedanken.

(siebtes Glied des Pfades: Reche Achtsamkeit)
Und wie, Kundaliyo, bringen die 4 Pfeiler der Achtsamkeit, entfaltet und ausgebildet, die 7 Erwachungsglieder zur Vollendung?

Da weilt, Kundaliyo, der Mönch
beim Körper in der Betrachtung (Kontemplation) des Körpers (unbeständig und vergänglich),
bei den Gefühlen in der Betrachtung der Gefühle (angenehm, unangenehm od. indifferent),
beim Herzen (Gemüt/citta) in der Betrachtung des Herzens (Verlangen, Abneigung od. Verblendung),
bei den Dingen (dhamma) in der Betrachtung der Dinge (hier ist das Buddha-Dhamma gemeint),

unermüdlich, klar bewußt, achtsam,
nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns.

Und wie, Kundaliyo, bringen die 7 Erwachungsglieder die Wissens-Befreiung (vijja-vimutti) zur Vollendung?

Da entfaltet, Kundaliyo, der Mönch die Erwachungsglieder der Achtsamkeit, der Lehrergründung, der Tatkraft, des Entzückens, der Gestilltheit, der Sammlung, des Gleichmuts, auf Zurückgezogenheit gestützt, auf Begierdelosigkeit gestützt, auf Aufhören gestützt, die in Loslassen übergehen.“

Auf diese Worte wandte sich Kundaliyo, der Pilger, also an den Erhabenen: „Vortrefflich, Herr Gotamo, vortrefflich, Herr Gotamo! Als Anhänger möge mich der Erhabene betrachten, von heute an zeitlebens getreu.“

Nachfolgend beschreibt der Udāyi dem Buddha, wie er durch die Kontemplation über die fünf Gruppen des Ergreifens (Körper, Empfindungen, Wahrnehmungen, Gestaltungen und Bewusstsein), die ALLES sind, was uns als Lebewesen ausmacht, zum richtigen Verständnis der „vier edlen Wahrheiten“ über dukkha gelangt ist,  und damit auch den Stromeintritt erlangte.

Diese entsprechen den beiden ersten Erwachensfaktoren der Achtsamkeit (sich der Lehre erinnern) und der Lehrergründung (Reflexion über die Lehre). Daraus erwächst die Tatkraft, um den Weg zur Vollendung zu führen.  

Saṁyutta Nikaya 46
46.30. Udāyi

Bei einer Gelegenheit verweilte der Erhabene unter den Sumbhas, wo es eine Stadt der Sumbhas namens Sedaka gab. Da trat der Ehrwürdige Udayī an den Erhabenen heran ... und sagte zu ihm:

"Es ist wunderbar, ehrwürdiger Herr! Es ist erstaunlich, ehrwürdiger Herr, wie hilfreich meine Hingabe und Verehrung für den Erhabenen, mein Sinn für Scham und meine Furcht vor Fehlverhalten (Scheu) gewesen sind. Denn in der Vergangenheit, ehrwürdiger Herr, als ich noch ein Hausvater war, hatte ich keine große Sorge um den Dhamma oder die Saṅgha. Aber als ich meine Hingabe und Verehrung für den Erhabenen und mein Gefühl der Scham und die Angst vor Fehlverhalten bedachte, verließ ich das häusliche Leben und ging in die Hauslosigkeit.

Der Erhabenen lehrte mich das Dhamma so:

[Bedingt durch Körper und Geist mit Sinnesorganen und Denkorgan ist die Sinnes- und Denkfähigkeit. Bedingt durch Sinne und Sinnesobjekte sowie Geist und Geistobjekte ist das Sinnen- od. Geistbewusstsein. Das Zusammentreffen der drei nennt der Buddha Kontakt. Bedingt durch den Kontakt sind

die Empfindungen (angenehm, unangenehm od. indifferent),
die Wahrnehmungen (Assoziation und Benennung) sowie
die Willensregungen, welche zu Aktivitäten in Gedanken, Worten und Werken führen]

'So ist die Form/Körperlichkeit: (bestehend aus den vier Elementen),
so ihr Entstehen (samudaya): (durch Nahrung),
so ihr Vergehen (atthaṅgama): (ohne Nahrung);
so ist das Gefühl ... so ist die Wahrnehmung ... so sind die Willensregungen ... so ist das Bewusstsein, so sein Entstehen, so sein Vergehen.'

"Dann, ehrwürdiger Herr, während ich in einer leeren Hütte verweilte und dem Auf- und Abschwellen der fünf Gruppen, die dem Anhaften unterliegen, folgte,

wusste ich direkt, wie es wirklich ist: 'Das ist Leiden' (die fünf Gruppen des Ergreifens);
ich wusste direkt, wie es wirklich ist: 'Das ist der Ursprung des Leidens' (Unwissenheit/avijja u. Verlangen/tanha)
ich wusste direkt, wie es wirklich ist: 'Das ist das Aufhören des Leidens' (Desillusionierung/nibbida u. Begierdelosigkeit/virāga)
ich wusste direkt, wie es wirklich ist: 'Das ist der Weg, der zum Aufhören des Leidens führt. (der edle achtfache Pfad)'

Ich habe den Durchbruch zum Dhamma geschafft, ehrwürdiger Herr, und habe den Pfad erlangt (Stromeintritt), der mich, wenn ich ihn entwickelt und kultiviert habe, während ich auf angemessene Weise verweile, zu einem Seinszustand (tathatta) führen wird, dass ich verstehen werde:

'Zerstört ist die Geburt,
das heilige Leben ist gelebt worden,
was getan werden musste, ist getan worden,
es gibt nichts mehr für diesen Zustand des Seins.'

"Ich habe den Erwachensfaktor der Achtsamkeit (satisambojjhaṅga) erlangt, der mich, wenn ich ihn entwickelt und kultiviert habe, während ich auf angemessene Weise verweile, zu einem Seinszustand führen wird, in dem ich verstehen werde: 'Zerstört ist die Geburt ... für diesen Seinszustand gibt es nichts mehr. '...
Ich habe den Erwachensfaktor des Gleichmuts erlangt, der mich, wenn ich ihn entwickelt und kultiviert habe, während ich in angemessener Weise verweile, zu einem solchen Zustand führen wird, dass ich verstehen werde: 'Zerstört ist die Geburt ... für diesen Seinszustand gibt es nichts mehr.'

"Dies, ehrwürdiger Herr, ist der Weg, den ich erlangt habe, der ... mich weiterführen wird ... zu einem solchen Zustand, dass ich verstehen werde: 'Zerstört ist die Geburt ... es gibt nichts mehr für diesen Zustand des Seins.'"

"Gut, gut, Udayī! In der Tat, Udayī, dies ist der Weg, den du erlangt hast, und wenn du ihn entwickelt und kultiviert hast, wird er dich, während du auf angemessene Weise verweilst, zu einem solchen Zustand führen, dass du verstehen wirst: 'Zerstört ist die Geburt, das heilige Leben ist gelebt worden, was getan werden musste, ist getan worden, es gibt nichts mehr für diesen Seinszustand.“

Nachfolgend beschreibt der Buddha nun im Detail die fünf Erwachensfaktoren

Saṃyutta Nikaya 46
Erwachungsglieder
3. Tugend (Sīlasutta)

In Sāvatthi.

„Die Mönche, ihr Mönche, die in Tugend vollendet sind (sīla-sampannā), die in Einigung vollendet sind (samā­dhi­-sampannā), die in Erkenntnis vollendet sind (ñāṇa-sampannā), die in Befreiung vollendet sind (vimutti­-sam­pannā) die in Erkenntnis und Vision der Befreiung vollendet sind (vimutti­-ñāṇa-das­sana­-sam­pannā), solche Mönche, sag ich, ihr Mönche, sollte man zu sehen wert halten. Solche Mönche, ihr Mönche, zu besuchen, sollte man wert halten. Solchen Mönchen, ihr Mönche, aufzuwarten, sollte man wert halten. Solcher Mönche, ihr Mönche, sich zu erinnern, sollte man wert halten. Solchen Mönchen nachfolgend in die Hauslosigkeit zu ziehen, sollte man wert halten, ihr Mönche, so sag ich.

Und warum? Hört man, ihr Mönche, die Lehre solcher Mönche, so weilt man in zweifacher Abgeschiedenheit abgeschieden: in Abgeschiedenheit des Körpers (kaya) und in Abgeschiedenheit des Herzens (Gemüt/citta). Derart abgeschieden verweilend, erinnert (anussarati) man sich der Lehre (Buddha-Dhamma) und reflektiert sie (anuvitakketi).

I.

(sati: Achtsamkeit)
Zu einer Zeit, ihr Mönche, in der der Mönch abgeschieden verweilend die Lehre erinnert und sie erwägt, zu einer solchen Zeit ist in dem Mönch das Erwachungsglied der Achtsamkeit begonnen. Zu einer solcher, Zeit entfaltet der Mönch das Erwachungsglied der Achtsamkeit. Zu einer solchen Zeit wird von dem Mönch das Erwachungsglied der Achtsamkeit zur Vollendung der Entfaltung gebracht.

(dhamma vicaya: Lehrergründung)
Indem er so achtsam weilt, ergründet er weise die Lehre, sinnt über sie nach, tritt in gründliche Prüfung ein. Zu einer Zeit, ihr Mönche, in der der Mönch so achtsam weilend die Lehre weise ergründet, über sie nachsinnt, in gründliche Prüfung eintritt, zu einer solchen Zeit ist das Erwachungsglied der Lehrergründung von dem Mönch begonnen. Das Erwachungsglied der Lehrergründung entfaltet der Mönch zu einer solchen Zeit. Zu einer solchen Zeit wird von dem Mönch das Erwachungsglied der Lehrergründung zur Vollendung der Entfaltung gebracht.

(viriya: Tatkraft)
Indem er so weise die Lehre ergründet, über sie nachsinnt, in gründliche Prüfung eintritt, zu einer solchen Zeit ist Tatkraft (Beharrlichkeit: Nicht nachlassen, bis das Ziel,erreicht ist) begonnen, unbeugsame. Zu einer Zeit, in der der Mönch, so weise die Lehre ergründend, über sie nachsinnend, in gründliche Prüfung eintretend Tatkraft beginnt, unbeugsame, zu einer solchen Zeit ist von dem Mönch das Erwachungsglied der Tatkraft begonnen. Das Erwachungsglied der Tatkraft entfaltet der Mönch zu einer solchen Zeit. Das Erwachungsglied der Tatkraft wird von dem Mönch zu einer solchen Zeit zur Vollendung der Entfaltung gebracht.

(pīti: Begeisterung)
Wer zur Tatkraft aufgebrochen ist, dem erscheint Begeisterung (über das Dhamma). Zu einer Zeit, ihr Mönche, in der dem Mönch, der zur Tatkraft aufgebrochen ist, Begeisterung erscheint, zu einer solchen Zeit hat er das Erwachungsglied der Begeisterung begonnen. Das Erwachungsglied der Begeisterung entfaltet der Mönch zu einer solchen Zeit. Das Erwachungsglied der Begeisterung wird von ihm zu dieser Zeit zur Vollendung der Entfaltung gebracht.

(passaddhi: Gestilltheit/Beruhigung der Gestaltungen von Körper und Herz)
Entzückt im Geiste (Mano) wird der Körper gestillt, wird das Herz gestillt. Zu einer Zeit, ihr Mönche, in der von dem Mönche entzückt im Geiste (Mano) der Körper gestillt, das Herz gestillt wird, zu einer solchen Zeit ist von dem Mönch das Erwachungsglied der Gestilltheit begonnen. Das Erwachungsglied der Gestilltheit entfaltet der Mönch zu einer solchen Zeit. Das Erwachungsglied der Gestilltheit wird von dem Mönch zu einer solchen Zeit zur Vollendung der Entfaltung gebracht.

(samādhi: Sammlung)
Gestillt im Körper ist ihm wohl, im Wohl einigt sich das Herz. Zu einer Zeit, ihr Mönche, in der der Mönch körpergestillt im Wohl das Herz einigt, zu einer solchen Zeit ist, ihr Mönche, von dem Mönch das Erwachungsglied der Einigung (Samadhi) begonnen. Das Erwachungsglied der Einigung entfaltet der Mönch zu einer solchen Zelt. Das Erwachungsglied der Einigung wird von dem Mönch zu einer solchen Zeit zur Vollendung der Entfaltung gebracht.

(upekkhā: Gleichmut)
Der blickt mit wahrem Gleichmut (Unerschütterlich: frei von Verlangen, Abneigung u. Verblendung) auf das derart geeinigte Herz. Zu einer Zeit, ihr Mönche, in der der Mönch mit wahrem Gleichmut auf das derart geeinigte Herz blickt, zu einer solchen Zeit ist, ihr Mönche, von dem Mönch das Erwachungsglied des Gleichmuts begonnen. Das Erwachungsglied des Gleichmuts entfaltet der Mönch zu einer solchen Zeit. Das Erwachungsglied des Gleichmuts wird zu einer solchen Zeit vom Mönch zur Vollendung der Entfaltung gebracht.

II.

Wer derart, ihr Mönche, die 7 Erwachungsglieder entfaltet, sie derart ausgebildet hat, der hat 7 Früchte, 7 Vorteile zu erwarten. Welche sieben?

Noch zu Lebzeiten erreicht er die höchste Erkenntnis durch die „Sicht des dhamma“ (er wird ein Arahant)

[Die höchste Erkenntnis (aññā):

‚Geburt ist zu Ende gebracht,
das heilige Leben ist gelebt,
es ist getan, was getan werden mußte,
darüber hinaus gibt es nichts mehr.]

Wenn er aber nicht zu Lebzeiten die höchste Erkenntnis erreicht, dann erreicht er diese zur Todeszeit.

Wenn er weder zu Lebzeiten noch zur Todeszeit die höchste Erkenntnis erreicht, dann gelangt er nach völliger Versiegung der 5 niederziehenden Fesseln unterwegs zur Erlöschung (Anagami).

Wenn er weder zu Lebzeiten noch zur Todeszeit höchste Erkenntnis und auch nicht nach völliger Versiegung der 5 niederziehenden Fesseln unterwegs dort zur Erlöschung kommt, dann gelangt er nach völliger Versiegung der 5 niederziehenden Fesseln am Ende der dortigen Existenz zur Erlöschung.

Wenn all dies nicht, dann gelangt er nach Versiegung der 5 niederziehenden Fesseln ohne Anstrengung zur Erlöschung.

Wenn auch dies nicht, dann gelangt er nach Versiegung der 5 niederziehenden Fesseln mit Anstrengung zur Erlöschung.

Wenn aber auch das nicht, dann gelangt er nach Versiegung der 5 niederziehenden Fesseln stromaufwärts zu den Altvorderen.

Wer derart, ihr Mönche, die 7 Erwachungsglieder entfaltet, sie derart ausgebildet hat, der hat diese 7 Früchte, 7 Vorteile zu erwarten.“

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