Der Arahant

 Der Arahant

Kurz nach dem Erwachen des Buddha, während er nach Benares ging um seine fünf früheren Asketengefährten zu treffen, wurde er von einem Wanderasketen gefragt, wer er sei. Der Buddha antwortete: „Ich bin der Arahant in der Welt, ich bin der höchste Lehrer.“ (ahañhi arahā loke, ahaṃ satthā anuttaro; MN 26). 

Der Buddha war der erste der Arahants und jene, die seinem Weg folgend das Ziel erreichen, werden ebenfalls Arahants. Die Methode, um ein Arahant zu werden, war für beide identisch. Es ist die Desillusionierung in Bezug auf Körper und Geist nebst Bewusstsein,  welche zur Begierdelosigkeit und dadurch wiederum zur Befreiung vom Werden im Daseinskreislauf (samsara) führt:

SN 22.58
Der richtig Selbst-Erwachte (Sammāsambuddhasutta)

Zu Sāvatthī.

„Der zur Wahrheit gelangte (Tathāgato), ihr Mönche, der Arahant, der richtig Selbst-Erwachte, der aufgrund
der Desillusionierung (nibbidā: anicca, dukkha u. anatta)
und Begierdelosigkeit (virāgā: nichts mehr daran finden)

in Bezug auf Körperlichkeit—Empfindungen —Wahrnehmung—Gestaltungen—Bewußtsein,

aufgrund ihres Aufhörens (nirodha: nicht mehr in Erscheinung treten)
durch Nicht-Ergreifen (an-upāda) befreit (vimutti) ist (vom Daseinskreislauf),

wird ein ‚richtig Selbst-Erwachter‘ genannt.

 Der durch Weisheit befreite (paññā-vimutto), ihr Mönche, der aufgrund der Desillusionierung und Begierdelosigkeit in Bezug auf Körperlichkeit ... Bewußtsein, aufgrund ihres Aufhörens durch Nicht-Ergreifen befreit ist,

wird ein ‚durch Weisheit Befreiter‘ genannt."

Das Wort „Arahant“ wurde nicht vom Buddha selbst eingeführt, sondern war bereits im religiösen Wortschatz Indiens vorhanden. Das Wort leitet sich vom Wort „arahati“ ab, welches „würdig sein“ bedeutet und sich auf eine Person bezieht, die der Ehrerbietung und Spende würdig ist. Unter den spirituell Suchenden Indiens zur Zeit des Buddha wurde dieses Wort zur Bezeichnung einer Person gebraucht, die das höchste Ziel erreicht hatte. Denn nur dies machte jemanden der Ehrerbietung und Darbringung von Gaben würdig. 

Der Arahant ist,  wie oben beschrieben, eine Person, die durch wirklichkeitsgemäße Erkenntnis  (yathābhūta-ñāṇa-dassana) der fünf Gruppen des Ergreifens desillusioniert (nibbida) und begierdelos (virāga) wurde, für den die Triebe (Unwissenheitstrieb, Werdenstrieb u. Sinnentrieb) schon zu Lebzeiten vernichtet sind, und der dadurch befreit ist von erneutem Werden (punobbhava) im Daseinskreislauf (samsara). Dies äußert sich in der finalen Erkenntnis:

„Unerschütterlich ist meine Befreiung (vimutti).
Dies ist die letzte Geburt (jāti).
Jetzt gibt es kein erneutes Werden mehr (punabbhavo)“

Unerschütterlich bedeutet, dass jedes Verlangen nach Sinnes- od. Geistobjekten sowie irgendeiner Art von Manifestation überwunden ist:

AN 9.26

"Und wie wird das Herz (Gemüt/citta) eines Mönchs unerschütterlich?

Das Herz ist unerschütterlich, wenn er weiß:

Mein Herz ist nicht mehr dazu angetan, gierig zu werden. …
Mein Herz ist nicht mehr dazu angetan, hasserfüllt zu werden. …
Mein Herz kann nicht getäuscht werden. …

Mein Herz ist nicht imstande zum Werden im sinnlichen Bereich (kama-bhava). ...
Mein Herz ist nicht dazu imstande zum Werden im Bereich der (feinstofflichen) Form (rūpa-bhava). ... 
Mein Herz ist nicht imstande zum Werden im formlosen Bereich (arūpa-bhava)."

Der Arahant ist jemand, der das Aufhören des Werdens verwirklicht hat!

itivuttaka 73

„Sowohl die Wesen, welche zu den Formen gelangen (grobstoffliche od. feinstoffliche formhafte Gestalt),
als auch die, welche sich im Formlosen befinden (subtile unspezifische Gestalt),
ohne das Aufhören (des Werdens) zu erkennen (Nirodhaṁ appajānantā),
werden wieder zu erneutem Werden kommen (āgantāro punabbhavaṁ).

Die da in völliger Erkenntnis der Formen (Ye ca rūpe pariññāya)
bei den Formlosen nicht stehen bleiben (ye ca arūpaṭṭhāyino),
die im Aufhören (des Werdens) ihre Befreiung finden (nirodhe ye vimuccanti),
diese haben den Tod besiegt (te janā maccuhāyino).

Auf dem vom Buddha aufgezeigten Weg zur Befreiung vom Werden im Daseinskreislauf (samsara) unterschied er vier Stufen der Verwirklichung:

(1) Sotāpan (Stromeintritt)
(2) Sakādāgamī (Einmal-Wiederkehrer)
(3) Anāgāmī (Niemals-Wiederkehrer)
(4) Arahant (Befreiter)

Während dem in den Strom der Lehre mit "Rechter Ansicht" eingetretenen noch maximal sieben weitere Manifestationen bevorstehen, hat der Sakadagami nur noch eine Manifestation unter sehr guten Umständen vor sich. Der Anagami kehr niemals mehr zu den üblichen Daseinsbereichen zurück. Er manifestiert sich in einem reinen Daseinsbereich, welcher nur diesen Wesen zugänglich ist, um von dort dann Nirvana zu erlangen. Die höchste Stufe jedoch ist der Befreite, auch Arahant genannt.

Er tritt nach seinem Ableben NIEMALS wieder in Erscheinung!

Itivuttaka 96
Gefesselt an sinnliche Vergnügungen (Kāmayogasutta)

Dies wurde vom Buddha, dem Erhabenen, gesagt: Das ist es, was ich gehört habe.

"Ihr Mönche, jemand, der sowohl von Sinnesfreuden (kama) als auch vom Werden (bhava) gefesselt ist, ist ein Wiederkehrer (āgāmī), der in diesen Daseinszustand zurückkehrt.

Jemand, der von den Sinnesfreuden losgelöst ist, aber immer noch am Werden (Manifestation) hängt, ist ein Nicht-Wiederkehrer (anāgāmī), der nicht in diesen Daseinszustand zurückkehrt.

Jemand, der sowohl von Sinnesfreuden als auch vom Werden losgelöst ist, ist ein Arahant (arahā), der die Triebe (Unwissenheitstrieb, Werdenstrieb u. Sinnentrieb) beseitigt hat (khīṇāsavo)."

Das ist es, was der Buddha sagte. Dazu heißt es:

(Sinnentrieb und Werdenstrieb)

"Gebunden an beidem, sinnliche Vergnügungen
und dem Wunsch nach künftigem Werden;
durchwandern die Lebewesen (sattā) den Daseinskreislauf (saṁsāra),
mit ständiger Geburt und Tod.

(Werdenstrieb)

Diejenigen, die die Sinnesfreuden aufgegeben haben
ohne das Ende der Triebe zu erreichen,
und immer noch an das Werden gebunden sind,
werden als Nicht-Wiederkehrer (zur Sinnenwelt) bezeichnet.

(Unwissenheitstrieb)

Diejenigen, die den Zweifel (samsaya) abgeschnitten haben,
die (Ich-)Einbildung und zukünftige Leben beendet haben (khīṇa-māna-punabbhavā),
sind diejenigen, die in dieser Welt wirklich hinübergegangen sind (pāraṅgatā loke),
Sie haben das Ende der Triebe (āsavakkhaya) erreicht."

Auch dies wurde vom Erhabenen gesprochen: Das ist es, was ich gehört habe.

Wie oben beschrieben bezeichnet der Buddha einen Arahant als durch Weisheit befreit (paññā-vimutto), der bezüglich der Form/Körper (Empfindungen, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewusstsein) desillusioniert (nibbidā) und begierdelos (virāga) ist, aufgrund von deren Aufhören (nirodha) durch Nicht-Ergreifen befreit ist (anupādā vimutto).

Nicht-Ergreifen bedeutet, im Tod keine erneute Manifestation (die fünf Gruppen) mehr zu ergreifen. Daher bezeichnet der Buddha die fünf Gruppen (Körper, Empfindungen, Wahrnehmungen, Gestaltungen und Bewusstsein), welche ALLES sind, was uns als Lebewesen ausmacht, als die Gruppen des Ergreifens (erste edleWahrheit). Weisheit erlangte der Arahant durch die wirklichkeitsgemäße Erkenntnis der drei Daseinsmerkmale (anicca, dukkha und anatta) in Bezug auf die fünf Gruppen des Ergreifens:

Diese fünf Gruppen des Ergreifens treten nur aufgrund von Ursachen und Bedingungen in Erscheinung. Während sie bestehen sind sie unbeständig und vergänglich (anicca). Daher sind leidvolle Erfahrungen (dukkha) damit früher oder später unvermeidlich. Was vergänglich, leidvoll und veränderlich ist, kann kein beständiges und ewiges Selbst sein (an-atta) und gehört auch nicht zu einem vermeintlich transzendenten Selbst (Seele).

Zu Lebzeiten eines Arahant ist sein Verlangen nach erneutem Werden durch die Überwindung von Gier, Hass und Verblendung überwunden. Im Tod eines Arahant (parinibbana) treten dadurch keine neuen Daseinsgrundlagen (Körper und Geist) mehr in Erscheinung, und das dadurch bedingte Bewusstsein erlischt.

Der Buddha bezeichnet diese beiden Seinszustände des Arahant auch als Nibbāna-Elemente:

Itivuttaka 44
Das Nibbāna-Element (Nibbāna-dhātu-sutta)

Gesagt wurde dies vom Erhabenen, gesagt von dem Heiligen, so habe ich gehört:

„Diese zwei Nibbāna-Elemente gibt es, ihr Jünger. Welche zwei?

Das mit den verbliebenen Daseinsgrundlagen (saupādisesā) behaftete Nibbāna-Element und
das von dem Rest von Daseinsgrundlagen freie (anupādisesā) Nibbāna-Element.

Was, ihr Jünger, ist das mit dem Rest von Daseinsgrundlagen behaftete Nibbāna-Element?

Da, ihr Jünger, ist ein Jünger ein Arahant, für den die Triebe (asava: Unwissenheitstrieb, Werdenstrieb u. Sinnentrieb) schon bei Lebzeiten vernichtet sind, der das, was zu tun war, getan, die Bürde abgelegt, das eigene Heil erlangt hat

und der nach gänzlicher Zerstörung der Fesseln des Werdens (bhava-saṃyojana)
durch richtige Erkenntnis befreit (sammadaññā-vimutto) ist.

[Bedingt durch Sinne und Sinnesobjekte sowie Geist und Geistobjekte ist Sinnen- und Geistbewusstsein. Das Zusammentreffen der drei nennt der Buddha Kontakt. Bedingt durch Kontakt sind Empfindungen (angenehm, unangenehm od. indifferent), Wahrnehmungen (Assoziation und Benennung) und Gestaltungen (Aktivitäten in Gedanken, Worten und Werken)]

Seine fünf Sinne sind fest (intakt), und durch ihre Unversehrtheit wird er des Angenehmen und des Unangenehmen inne, und er nimmt Freudiges und Leidiges wahr.

(Der Arahant verweilt in Gleichmut bei Empfindungen und Wahrnehmungen)

Die Vernichtung seiner Begierden (rāga), seines Hasses (dosa) und seiner Verblendung (moha),
das nennt man, ihr Jünger, dass mit dem Rest von Daseinsgrundlagen behaftete Nibbāna-Element.

Und was, ihr Jünger, ist das von dem Rest von Daseinsgrundlagen freie Nibbāna-Element

Da, ihr Jünger, ist ein Jünger ein Arahant, für den die Triebe schon bei Lebzeiten vernichtet sind, der das, was zu tun war, getan, die Bürde abgelegt, das eigene Heil erlangt hat und

der nach gänzlicher Zerstörung der Fesseln des Werdens
durch richtige Erkenntnis befreit ist.

Alle seine schon hienieden reizlos gewordenen Empfindungen (freudvoll, leidvoll od. indifferent), ihr Jünger, stehen im Begriff, kalt zu werden. Das nennt man, ihr Jünger, das von dem Rest von Daseinsgrundlagen freie (im Tod des Arahant) Nibbāna-Element. 

Dies also, ihr Jünger, sind die zwei Nibbāna-Elemente.“

Dies sprach der Erhabene; daher heißt es mit Bezug hierauf folgendermaßen:

„Diese zwei Nibbāna-Elemente sind von einem solchen klar Sehenden, Befreiten, enthüllt worden: der eine Bereich, hienieden, der gegenwärtigen Erscheinung (Körper und Geist nebst Bewusstsein) angehörend, ist mit dem Rest von Daseinsgrundlagen behaftet und 

besteht in der Vernichtung des Werdensdranges (bhavanettisaṅkhayā).

Der von dem Rest von Daseinsgrundlagen freie aber ist der zukünftige,
in welchem alle Arten des Werdens verschwunden sind.

Die diese nichtgestaltete (asaṅkhata) Stätte (Nirvana, das Ungewordene) erkannt haben,
die Herzbefreiten (vimuttacittā), deren Werdensdrang (bhavanetti-saṅkhayā) vernichtet ist,
diese so Beschaffenen haben, dieser Vernichtung froh,

die Essenz der Lehre erreicht und alle Arten von Werdens aufgegeben.“

Sollte es also in uns noch irgendein Verlangen nach sinnlichem Erleben und Manifestation (zweite edle Wahrheit), selbst in den höchsten Daseinsbereichen, geben, so können wir uns sicher sein, dass wir noch KEIN Arahant sind.

Sollten wir noch irgendeinen Zweifel daran haben, dass es so etwas wie ein beständiges und ewiges Selbst (Seele) NICHT gibt, so können wir uns ebenfalls sicher sein, dass wir noch kein Arahant sind.

Das ist es, was der Buddha unter der Vernichtung der Triebe (Sinnentrieb, Werdenstrieb und Unwissenheitstrieb) verstand, welche einen Arahant auszeichnen.

Dies ist jedoch nicht die Vernichtung eines vermeintlichen Selbst, sondern lediglich das AUFHÖREN des WERDENS. Kein Entstehen, Vergehen und Anderswerden zeigt sich mehr! Was nicht mehr in Erscheinung tritt, kann jedoch nicht mehr beschrieben werden:

Im Sutta-Nipata 1075-76 heißt es:
...

UPASIVA:

"Er, der zum Ende ging, besteht er dann nicht mehr?
Ist er vielleicht für ewig dann genesen?
Das mögest, Muni, du mir gut erklären,
Denn wahrhaft hast durchschaut du diese Lehre."

DER ERHABENE:

"Kein Maß gibt es für ihn, der hin zum Ende ging.
Nicht gibt's ein Wort, durch das man ihn erfaßt.
Wenn alle Dinge völlig abgetan,
Sind abgetan auch aller Rede Pfade."

Im Parinirvana des Arahant entstehen keine neuen Daseinsgrundlagen (Körper und Geist) mehr und das dadurch bedingte Bewusstsein erlischt. Für den Arahant vergeht somit die bedingte Welt und für die Welt ist der Arahant ohne diese auch nicht mehr erkennbar!

Das Wort Verlöschen (nibbana) bezeichnet normalerweise das Verlöschen einer Flamme. 

Das Aufflammen und Erlöschen eines Feuers bedeutete für den Inder zu Zeiten des Buddha kein Entstehen und Vergehen, sondern das immer vorhandene Feuer wird dadurch sichtbar und wieder unsichtbar. Das ist der Grund, warum dieses Bild für das Parinirvana des Buddha oder eines Arahants nach dem Tode gebraucht wird.

Mit dem Erlöschen tritt das Feuer also lediglich NICHT mehr in Erscheinung!

Und die gleiche Vorstellung liegt zugrunde, wenn der Buddha die Befreiung vom Werden im Daseinskreislauf mit dem Erlöschen eines Feuers vergleicht:

„Wie des erloschenen Feuers Weg nicht erkennbar ist, so ist es nicht möglich, den Weg der gänzlich Befreiten (Arahant) aufzuzeigen, die über die Fessel und Flut der Lüste (Durst nach Werden und sinnlichem Erleben) hinausgedrungen sind und die unwandelbare (kein Entstehen, kein Vergehen und kein Anderswerden zeigt sich) Seligkeit (Nirvana) erreicht haben“. 

Dazu kommen andere Äußerungen und Ausdrucksweisen, welche deutlich zeigen, daß das Erlöschen nicht als Vernichtung verstanden wurde. Der Buddha spricht vom Element des Erlöschens (nirvana-dhathu), in das der Befreite eingeht. Dieses hat NICHTS mehr gemein mit den sechs Elementen einer Manifestation (Festes, Flüssiges, Gasförmiges, Wärme, Raum und Bewusstsein), aus welchen ein unbeständiges und vergängliches Lebewesen besteht.

Das Nirvana-Element ist das Ungewordene. Gäbe es dieses nicht, so wäre ein Entkommen aus dem Gewordenen nicht möglich. 

itivuttaka 43
Das Ungeborene (Ajātasutta)

Gesagt wurde dies vom Erhabenen, gesagt von dem Heiligen, so habe ich gehört:

„Es gibt, ihr Jünger,

ein Ungeborenes (ajāta),
Ungewordenes (abhūta),
Ungemachte (akata),
Ungestaltetes (asaṅkhata).

Wenn es, ihr Jünger, dieses Ungeborene, Ungewordene, Ungemachte, Ungestaltete nicht gäbe, so wäre hier ein Ausweg aus dem Geborenen, Gewordenen, Gemachten, Gestalteten (jātassa bhūtassa katassa saṅkhatassa) nicht zu erkennen."

Der Versuch, den Begriff der Vernichtung aus dem Ausdruck Erlöschen (Nirvana) herauszulesen, beruht also letzten Endes auf einem Mißverständnis und würde anstatt die Befreiung vom Werden im Daseinskreislauf zu bezeichnen in den Nihelismus führen.

Wenn das Werden aufhört, tritt das Ungewordene ein!

M. 72

Der Wanderasket Vacchagotta fragt den Erhabenen:

„Wo, Herr Gotama, wird der gemüts-befreite (ceto-vimutti) Mönch wiedergeboren?"
„Daß er wiedergeboren werde, habe ich nicht gelehrt."

„Dann wird er wohl nicht wiedergeboren?"
„Auch das, Vaccha, habe ich nicht gelehrt."

„Dann wird er wohl weder wiedergeboren noch nicht wiedergeboren?"
„Auch das, Vaccha, habe ich nicht gelehrt."

„So antwortest du mir, Herr Gotama, stets auf alle meine Fragen, daß du das nicht gelehrt habest. Ich bin nun, Herr Gotama, in Ungewißheit und Verwirrung geraten; und was ich da bei den früheren Gesprächen mit dem Herrn Gotama an Vertrauen gewonnen hatte, das ist mir nun wieder geschwunden."

„Genug also, Vaccha, mit deiner Ungewißheit und Verwirrung. Gar tief wahrlich, Vaccha, ist diese Lehre, schwer zu erkennen, schwer zu verstehen, die friedvolle, erhabene,

dem logischen Denken unzugängliche,
subtile, nur Verständigen verständliche.

Diese wirst du schwer verstehen ohne Deutung, ohne Geduld, ohne Hingabe, ohne Anstrengung. So will ich dir denn, Vaccha, eben darüber Fragen stellen; und wie es dir gut dünkt, mögest du diese beantworten.

Was meinst du, Vaccha, wenn da vor dir ein Feuer brennt, weißt du da wohl: ,Hier brennt ein Feuer vor mir’?"

„Gewiß, Herr Gotama."

„Sollte dich nun jemand fragen, wodurch jenes vor dir brennende Feuer am Brennen bleibt, was würdest du auf solche Frage erwidern?"

„Ich würde sagen, daß es durch Stroh und Holz bedingt am Brennen bleibt."

„Wenn nun aber dieses Feuer ausgeht, weißt du dann wohl, daß es ausgegangen ist?"

„Ja, Herr Gotama."

„Wenn dich nun aber jemand fragen sollte, wo das ausgegangene Feuer hingegangen ist, nach welcher Richtung, nach Osten, Westen, Norden oder Süden, was würdest du auf solche Frage erwidern?"

„Das kommt nicht in Betracht, Herr Gotama. Denn das durch Stroh und Holz im Gange gehaltene Feuer hat ja diese Dinge verzehrt und ist, durch diese nicht weiter genährt, ohne Brennstoff (Gier, Hass und Verblendung) erloschen."

(Nirvana ist NICHT die Vernichtung sondern das Aufhören des Werdens)

„Genau so auch, Vaccha, ist alle Körperlichkeit, alle Empfindung, alle Wahrnehmung, sind alle Gestaltungen, ist alles Bewußtsein, wodurch man den Vollendeten bezeichnen möchte, vom Vollendeten aufgegeben, an der Wurzel zerstört, einem Palmstumpf gleichgemacht, vernichtet und keinem künftigen Wiederaufkeimen mehr ausgesetzt. Von Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewußtsein aber abgelöst,

(das Ungewordene kann nicht mehr beschrieben werden)

ist der Vollendete tief, unermeßlich, schwer zu ergründen, gleichwie das tiefe Meer."

In der nachfolgenden Lehrrede beschreibt der Buddha, woran man einen Arahant erkennen kann.

Majjhima Nikāya 112
Die sechsfache Reinheit

So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sāvatthī im Jeta Hain, dem Park des Anāthapiṇḍika, auf. Dort richtete er sich folgendermaßen an die Bhikkhus: „Ihr Bhikkhus.“—„Ehrwürdiger Herr“, erwiderten sie. Der Erhabene sagte dieses:

„Ihr Bhikkhus, da verkündet ein Bhikkhu (wenn er ein Arahant geworden ist) die letztendliche Erkenntnis mit den Worten: ,Ich verstehe: (Wieder-)Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt (Edle achtfache Pfad), es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.‘ (Nirvana wurde erlangt)“

„Die Worte jenes Bhikkhus sollten weder anerkannt noch abgelehnt werden. Ohne sie anzuerkennen oder abzulehnen, sollte folgende Frage vorgebracht werden:

(Erste Frage)

,Freund, es gibt vier Arten sich auszudrücken, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erwacht ist, richtig verkündet worden sind. Welche vier?

(Da ist kein Erleber od. Gestalteter hinter dem bedingten Erleben und Gestalten)

Das Gesehene zu berichten, so wie es gesehen wird;
das Gehörte zu berichten, so wie es gehört wird;
das Gedachte zu berichten, so wie es gedacht wird;
das Erkannte zu berichten, so wie es erkannt wird.

Dies, Freund, sind die vier Arten sich auszudrücken, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erwacht ist, richtig verkündet worden sind.

Auf welche Weise weiß der Ehrwürdige, auf welche Weise sieht er, in Bezug auf diese vier Arten sich auszudrücken, so daß sein Herz durch Nicht-Anhaften (an den fünf Gruppen) von den Trieben (Unwissenheitstrieb, Werdenstrieb u. Sinnentrieb) befreit ist?“

„Ihr Bhikkhus, wenn ein Bhikkhu einer mit vernichteten Trieben ist,
der das heilige Leben (edler achtfache Pfad) gelebt hat,
der getan hat, was getan werden mußte,
die Bürde (der Manifestation) abgelegt hat,
das wahre Ziel (Nirvana) erreicht hat,
die Fesseln des Werdens (Unwissenheit und Verlangen) zerstört hat und
durch letztendliche Erkenntnis („unerschütterlich ist meine Befreiung“) vollständig befreit ist (von erneutem Werden),

so ist dies die Natur seiner Antwort:“

(Der Arahant verweilt in Achtsamkeit mit Gleichmut beim Kontakt der Sinne mit den Sinnesobjekten sowie dem Geist mit den Geistobjekten bei den dabei auftretenden Gefühlen: angenehm, unangenehm od. indifferent)

„Freunde, in Bezug auf das Gesehene verweile ich,

ohne angezogen zu werden (Verlangen), ohne abgestoßen zu werden (Abneigung),

unabhängig, ungebunden, frei, losgelöst (von allen Anhaftungen an Körper und Geist nebst Bewusstsein und mittels dieser an die Sinnes- und Geistobjekte), mit einem unbeschränkten Gemüt (frei von Gier, Hass und Verblendung).

In Bezug auf das Gehörte verweile ich, ...
In Bezug auf das Gedachte verweile ich, ...
In Bezug auf das Erkannte verweile ich, ...

Indem ich, in Bezug auf die vier Arten sich auszudrücken, auf solche Weise weiß, auf solche Weise sehe,

geschieht es, daß mein Herz durch Nicht-Anhaften von den Trieben befreit ist.“

„Mit dem Ausruf ,Gut‘ mag man Entzücken und Freude über die Worte jenes Bhikkhus äußern. Dann mag man ihm eine weitere Frage stellen:“

(Zweite Frage)

„Freund, es gibt diese fünf Daseinsgruppen (Khandha), an denen angehaftet wird (wir identifizieren uns damit), die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erwacht ist, richtig verkündet worden sind. Welche fünf?

Es sind die Daseinsgruppe der Form, an der angehaftet wird,
die Daseinsgruppe des Gefühls, an der angehaftet wird,
die Daseinsgruppe der Wahrnehmung, an der angehaftet wird,
die Daseinsgruppe der Gestaltungen, an der angehaftet wird, und
die Daseinsgruppe des Bewußtseins, an der angehaftet wird.

Dies, Freund, sind die fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erwacht ist, richtig verkündet worden sind.

Auf welche Weise weiß der Ehrwürdige, auf welche Weise sieht er, in Bezug auf diese fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird, so daß sein Herz durch Nicht-Anhaften von den Trieben befreit ist?“

„Ihr Bhikkhus, wenn ein Bhikkhu einer mit vernichteten Trieben ist, der das heilige Leben gelebt hat, der getan hat, was getan werden mußte, die Bürde abgelegt hat, das wahre Ziel erreicht hat, die Fesseln des Werdens zerstört hat und durch letztendliche Erkenntnis vollständig befreit ist, so ist dies die Natur seiner Antwort:“

(Anicca: Unbeständigkeit und Vergänglichkeit)

„Freunde, nachdem ich Form (Körper) als kraftlos erkannt habe, als dahinschwindend und ohne Trost, habe ich mit der Vernichtung, der Lossagung, dem Aufhören, dem Aufgeben und Loslassen der Anziehungskraft und des Anhaftens in Bezug auf Form,

mit dem Loslassen der inneren Standpunkte („das ist nicht mein; das bin ich nicht; das ist nicht mein Selbst“),

des Anklammerns und der Neigungen in Bezug auf Form, verstanden, daß mein Herz befreit ist.“

„Freunde, nachdem ich Empfindungen als kraftlos erkannt habe, ...
„Freunde, nachdem ich Wahrnehmung als kraftlos erkannt habe, ...
„Freunde, nachdem ich Gestaltungen als kraftlos erkannt habe, ...
„Freunde, nachdem ich Bewußtsein als kraftlos erkannt habe, ...

„Indem ich, in Bezug auf diese fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird, auf solche Weise weiß, auf solche Weise sehe, geschieht es, daß mein Herz durch Nicht-Anhaften von den Trieben befreit ist.

„Mit dem Ausruf ,Gut‘ mag man Entzücken und Freude über die Worte jenes Bhikkhus äußern. Dann mag man ihm eine weitere Frage stellen:“

(Dritte Frage)

„Freund, es gibt diese sechs Elemente, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erwacht ist, richtig verkündet worden sind. Welche sechs?

Da ist das Erdelement,
das Wasserelement,
das Feuerelement,
das Windelement,
das Raumelement und
das Bewußtseinselement.

Dies, Freund, sind die sechs Elemente, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erwacht ist, richtig verkündet worden sind. Auf welche Weise weiß der Ehrwürdige, auf welche Weise sieht er, in Bezug auf diese sechs Elemente, so daß sein Herz durch Nicht-Anhaften von den Trieben befreit ist?“

„Ihr Bhikkhus, wenn ein Bhikkhu einer mit vernichteten Trieben ist, der das heilige Leben gelebt hat, der getan hat, was getan werden mußte, die Bürde abgelegt hat, das wahre Ziel erreicht hat, die Fesseln des Werdens zerstört hat und durch letztendliche Erkenntnis vollständig befreit ist, so ist dies die Natur seiner Antwort:“

[„Sabbe dhamma anatta“: Alle Dinge (Phänomene) sind kein Selbst. Alles, was dem Entstehen, Vergehen und Anderswerden unterliegt ist kein Selbst und gehört auch zu keinem transzendenten Selbst (Seele)]

„Freunde, ich habe das Erdelement als Nicht-Selbst (Anatta) behandelt, ohne Selbst, das auf dem Erdelement beruht. Und mit der Vernichtung, der Lossagung, dem Aufhören, dem Aufgeben und Loslassen der Anziehungskraft und des Anhaftens, die auf dem Erdelement beruhen, mit dem Loslassen der inneren Standpunkte, des Anklammerns und der Neigungen, die auf dem Erdelement beruhen, habe ich verstanden, daß mein Herz befreit ist.“

„Freunde, ich habe das Wasserelement als Nicht-Selbst behandelt, ...
„Freunde, ich habe das Feuerelement als Nicht-Selbst behandelt, ...
„Freunde, ich habe das Luftelement als Nicht-Selbst behandelt, ...
„Freunde, ich habe das Raumelement als Nicht-Selbst behandelt, ...

„Freunde, ich habe das Bewußtseinselement als Nicht-Selbst behandelt, ohne Selbst, das auf dem Bewußtseinselement beruht. ...

„Indem ich, in Bezug auf diese sechs Elemente (ein Lebewesen besteht aus den sechs Elementen), auf solche Weise weiß, auf solche Weise sehe, geschieht es, daß mein Herz durch Nicht-Anhaften von den Trieben befreit ist.“

„Mit dem Ausruf ,Gut‘ mag man Entzücken und Freude über die Worte jenes Bhikkhus äußern. Dann mag man ihm eine weitere Frage stellen:“

(Vierte Frage)

„Aber, Freund, es gibt diese sechs inneren und äußeren Sinnesgrundlagen, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erwacht ist, richtig verkündet worden sind. Welche sechs?

Da sind das Auge und Formen,
das Ohr und Klänge,
die Nase und Gerüche,
die Zunge und Geschmäcker,
der Körper und Berührungsobjekte,
der Geist und Geistesobjekte.

Dies, Freund, sind die sechs inneren und äußeren Sinnesgrundlagen, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erwacht ist, richtig verkündet worden sind. Auf welche Weise weiß der Ehrwürdige, auf welche Weise sieht er, in Bezug auf diese sechs inneren und äußeren Sinnesgrundlagen, so daß sein Herz durch Nicht-Anhaften von den Trieben befreit ist?“

„Ihr Bhikkhus, wenn ein Bhikkhu einer mit vernichteten Trieben ist, der das heilige Leben gelebt hat, der getan hat, was getan werden mußte, die Bürde abgelegt hat, das wahre Ziel erreicht hat, die Fesseln des Werdens zerstört hat und durch letztendliche Erkenntnis vollständig befreit ist, so ist dies die Natur seiner Antwort:“

„Freunde, mit der Vernichtung, der Lossagung, dem Aufhören, dem Aufgeben und Loslassen der Gier, der Begierde, des Entzückens, des Begehrens, der Anziehungskraft und des Anhaftens, und mit dem Loslassen der inneren Standpunkte, des Anklammerns und der Neigungen in Bezug auf das Auge, Form, Sehbewußtsein, und Dinge, die durch das Sehbewußtsein erfahrbar sind, habe ich verstanden, daß mein Herz befreit ist.“

... des Anklammerns und der Neigungen in Bezug auf das Ohr, Klang, Hörbewußtsein, und Dinge, die durch das Hörbewußtsein erfahrbar sind, habe ich verstanden, daß mein Herz befreit ist.“

„... des Anklammerns und der Neigung in Bezug auf die Nase, Geruch, Riechbewußtsein, und Dinge, die durch das Riechbewußtsein erfahrbar sind, habe ich verstanden, daß mein Herz befreit ist.“

„... des Anklammerns und der Neigungen in Bezug auf die Zunge, Geschmack, Geschmacksbewußtsein, und Dinge, die durch das Geschmacksbewußtsein erfahrbar sind, habe ich verstanden, daß mein Herz befreit ist.“

„... des Anklammerns und der Neigungen in Bezug auf den Körper, Berührungsobjekt, Berührungsbewußtsein, und Dinge, die durch das Berührungsbewußtsein erfahrbar sind, habe ich verstanden, daß mein Herz befreit ist.“

„... des Anklammerns und der Neigungen in Bezug auf den Geist, Geistesobjekt, Geistbewußtsein, und Dinge, die durch das Geistbewußtsein erfahrbar sind, habe ich verstanden, daß mein Herz befreit ist.“

„Indem ich, in Bezug auf diese sechs inneren und äußeren Sinnesgrundlagen, auf solche Weise weiß, auf solche Weise sehe, geschieht es, daß mein Herz durch Nicht-Anhaften von den Trieben befreit ist.“

„Mit dem Ausruf ,Gut‘ mag man Entzücken und Freude über die Worte jenes Bhikkhus äußern. Dann mag man ihm eine weitere Frage stellen:

(Fünfte Frage)

„Aber, Freund, auf welche Weise weiß der Ehrwürdige, auf welche Weise sieht er, daß in Bezug auf diesen Körper mit seinem Bewußtsein und allen äußeren Zeichen, das Ich-Machen, Mein-Machen und die Neigungen zum (Ich-)Dünkel in ihm entwurzelt worden sind?“

„Ihr Bhikkhus, wenn ein Bhikkhu einer mit vernichteten Trieben ist, der das heilige Leben gelebt hat, der getan hat, was getan werden mußte, die Bürde abgelegt hat, das wahre Ziel erreicht hat, die Fesseln des Werdens zerstört hat und durch letztendliche Erkenntnis vollständig befreit ist, so ist dies die Natur seiner Antwort:“

(Die im Sutta aufgeführten Regeln für Mönche/Nonnen wurden hier ausgelassen. Für den Laienanhänger ist die Einhaltung der 5 Ethikregeln jedoch unverzichtbar, um die Frucht des Stromeintritts zu erlangen:

1. Ich will keine Wesen töten oder verletzen.
2. Ich will nichts nehmen, was mir nicht gegeben wird.
3. Ich will durch sexuelles Verhalten niemandem schaden.
4. Ich will darauf achten, nicht zu lügen, mit Worten nicht zu verletzen und leeres Geschwätz vermeiden. 
5. Ich will mich dem Konsum von Substanzen enthalten, die den Geist trüben oder verwirren.)

Wenn ich mit dem Auge eine Form sah, klammerte ich mich nicht an ihre Zeichen (Attribute) und ihr Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier (Verlangen) und der Abneigung (Hass) in mich hätten eindringen können, wenn ich den Sehsinn unkontrolliert gelassen hätte, übte ich mich in dessen Kontrolle, ich beschützte den Sehsinn, ich beschäftigte mich mit der Kontrolle des Sehsinns.

Wenn ich mit dem Ohr einen Klang hörte, klammerte ich mich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in mich hätten eindringen können, wenn ich den Hörsinn unkontrolliert gelassen hätte, übte ich mich in dessen Kontrolle, ich beschützte den Hörsinn, ich beschäftigte mich mit der Kontrolle des Hörsinns.

Wenn ich mit der Nase einen Geruch roch, ...
Wenn ich mit der Zunge einen Geschmack schmeckte, ...
Wenn ich mit dem KörpereinBerührungsobjekt fühlte, ...
Wenn ich mit dem Geist ein Geistesobjekt erfuhr, ...

Weil ich diese edle Sinneskontrolle besaß, erlebte ich in mir eine Glückseligkeit, die unbesudelt ist.“

(Übung der Achtsamkeit und Wissensklarheit)

„Ich wurde einer, der wissensklar (bewusst) handelt beim Hingehen und Zurückgehen;
der wissensklar handelt beim Hinschauen und Wegschauen;
der wissensklar handelt beim Beugen und Strecken der Glieder;
der wissensklar handelt beim Tragen der Robe und beim Umhertragen der äußeren Robe und der Schale;
der wissensklar handelt beim Essen, Trinken, Kauen und Schmecken;
der wissensklar handelt beim Entleeren von Kot und Urin;
der wissensklar handelt beim Gehen, Stehen, Sitzen, Einschlafen, Aufwachen, beim Reden und Schweigen.“

(Sechste Frage)

„Weil ich diese Ansammlung edler Sittlichkeit, diese edle Sinneskontrolle und diese edle Achtsamkeit und Wissensklarheit besaß, zog ich mich an eine abgeschiedene Lagerstätte zurück: in einen Wald, an den Fuß eines Baumes, auf einen Berg, in eine Schlucht, in eine Berghöhle, an eine Leichenstätte, in ein Dschungeldickicht, auf ein freies Feld, auf einen Strohhaufen.“

„Nach der Rückkehr von meiner Almosenrunde, nach meiner Mahlzeit, setzte ich mich mit gekreuzten Beinen und gerade aufgerichtetem Oberkörper hin und hielt die Achtsamkeit vor mir gegenwärtig. Indem ich die Habgier nach weltlichen Dingen überwand, verweilte ich mit einem Gemüt, das frei ist von Habgier; ich läuterte mein Herz von Habgier.

Indem ich Übelwollen und Haß überwand, verweilte ich mit einem Herzen, das frei ist von Übelwollen, das Mitgefühl empfindet für das Wohlergehen aller Lebewesen; ich läuterte mein Herz von Übelwollen und Haß.

Indem ich Trägheit und Mattheit überwand, verweilte ich frei von Trägheit und Mattheit, lichten Geistes, achtsam und wissensklar; ich läuterte mein Herz von Trägheit und Mattheit.

Indem ich Rastlosigkeit und Gewissensunruhe überwand, verweilte ich ausgeglichen, mit einem Herzen, das inneren Frieden hat; ich läuterte mein Herz von Rastlosigkeit und Gewissensunruhe.

Indem ich den Zweifel überwand, verweilte ich dem Zweifel entronnen, ohne Unsicherheit in Bezug auf heilsame Geisteszustände; ich läuterte mein Herz vom Zweifel.“

„Als ich so diese fünf Hindernisse, Unvollkommenheiten des Gemüts, die die Weisheit schwächen, überwunden hatte, trat ich ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes (Weises Erwägen) begleitet ist, und verweilte darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind.

Mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung des Geistes trat ich in die zweite Vertiefung ein, die innere Beruhigung und Einheit des Gemüts (Einsgerichtete Ruhemeditation) ohne anfängliche und anhaltende Hinwendung des Geistes enthält, und verweilte darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Sammlung (Samadhi) entstanden sind.

Mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend, achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, trat ich in die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: ,Glückselig verweilt derjenige, der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist‘, und verweilte darin.

Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, trat ich in die vierte Vertiefung ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilte darin.“

„Als mein konzentriertes Herz (Citta) auf solche Weise geläutert, klar, makellos, der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich war, richtete ich es auf das Wissen (vijja) von der Vernichtung der Triebe.

Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist Dukkha.‘ (die fünf Gruppen)

Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Ursprung von Dukkha (der im Nicht-Wissen wurzelnde Durst nach Werden und sinnlichem Erleben).‘

Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist das Aufhören von Dukkha (die Überwindung des Durstes durch Desillusionierung: anicca, dukkha u. anatta).‘

Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt (Edlen achtfache Pfad).‘

Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies sind die Triebe (Unwissenheitstrieb, Werdenstrieb u. Sinnentrieb).‘

Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Ursprung der Triebe (unweises Erwägen).‘

Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist das Aufhören der Triebe (weises Erwägen).‘

Ich erkannte unmittelbar der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Weg, der zum Aufhören der Triebe führt (Edle achtfache Pfad).‘“

„Als ich so wußte und sah, war mein Herz vom Sinnestrieb befreit, vom Werdenstrieb und vom Unwissenheitstrieb. Als es so befreit war, kam das Wissen: ,Es ist befreit.‘ Ich erkannte unmittelbar: ,Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.‘“

„Indem ich auf solche Weise weiß, auf solche Weise sehe, Freunde, geschieht es, daß in Bezug auf diesen Körper mit seinem Bewußtsein und allen äußeren Zeichen, das Ich-Machen, Mein-Machen und die Neigung zum (Ich-)Dünkel in mir entwurzelt worden sind.“

„Mit dem Ausruf ,Gut‘ mag man Entzücken und Freude über die Worte jenes Bhikkhus äußern. Danach sollte man zu ihm sagen: ,Es ist ein Gewinn für uns, Freund, es ist ein großer Gewinn für uns, Freund, daß wir so einen Gefährten im heiligen Leben sehen wie den Ehrwürdigen.‘“

Das ist es, was der Erhabene sagte. Die Bhikkhus waren zufrieden und entzückt über die Worte des Erhabenen.


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