5 Gruppen des Ergreifens

5 Gruppen des Ergreifens (pañca-upādāna-khandhā)

Diese Gruppen sind ALLES, was uns als Lebewesen ausmacht:
Körper, Empfindungen, Wahrnehmung, Gestaltungen u. Bewusstsein.

Sie treten nur aufgrund von Ursachen und Bedingungen (Verlangen, Bewusstsein u. Karma) in Erscheinung,
sind dabei unbeständig und vergänglich (anicca),
und daher früher oder später leidvoll (dukkha).
Was vergänglich, leidvoll und veränderlich ist, kann kein beständiges und ewiges Selbst sein (anatta).

Diese funktionieren in ihrem Zusammenspiel wie folgt:

Bedingt durch Körper und Geist mit Sinnesorganen und Denkorgan ist die Sinnen- und Denkfähigkeit (āyatana).
Bedingt durch Sinne- und Sinnesobjekte sowie Geist und Geistobjekte ist das Sinnen- und Geistbewusstsein.
Das Zusammentreffen der drei nennt der Buddha Kontakt (phassa).

Bedingt durch den Kontakt sind

Empfindungen (angenehm, unangenehm od. indifferent),
Wahrnehmungen (Assoziation und Benennung) und
Gestaltungen (Willensregungen), die zu Aktivitäten in Gedanken Worten und Werken führen.

Was uns angenehm ist, wollen wir erhalten bzw. immer wieder erneut erleben.
Was uns unangenehm ist, wollen wir loswerden bzw. zukünftig vermeiden.

Verlangen und Abneigung aufgrund von angenehmen bzw. unangenehmen Empfindungen sind es,
welche zu den Aktivitäten in Gedanken, Worten und Werken führen, und dabei karmisch wirksam sind.

Mehr ist da nicht zu finden!

Somit ist die Vorstellung „Ich bin“ lediglich ein Gedankenkonstrukt (asmi mano).

SN 22.47
...
„Wenn nun ein unerfahrener Weltmensch ein Gefühl empfindet (angenehm, unangenehm oder indifferent), das entstanden ist aus einem mit Nicht-Wissen (avijja) verbundenen Kontakt (der Sinne mit den Sinnesobjekten sowie dem Geist mit den Geistobjekten), 

dann kommt ihm "Ich bin" (asmī) in den Sinn;
"Ich bin dies" (ayamahamasmī) kommt ihm in den Sinn;
"Ich werde sein" (bhavissan: Ewigkeitsansicht)
"Ich werde nicht sein" (na bhavissan: Vernichtungsansicht) ..."

Diese fünf Gruppen gehören auch nicht zu einem vermeintlich transzendenten Selbst (Seele). Da findet sich kein „Erleber“ hinter dem bedingten Erleben und auch kein „Gestalter“ hinter dem bedingten Gestalten. Dieses Lebewesen erlebt und gestaltet völlig unpersönlich allein aufgrund der oben beschriebenen Ursachen und Bedingungen.

Gäbe es ein Selbst, so müsste es in der Lage sein, diese fünf Gruppen zu seiner Zufriedenheit zu gestalten und aufrecht zu erhalten. Es ist aber mehr als offensichtlich, dass uns dies NICHT gelingt. Geburt hat immer früher oder später Alter, Krankheit und Tod zur Folge!

Die fünf Gruppen sind leer von einem Wesenskern (Selbst, Seele, Atman)

SN 35.85)
Leer ist die Welt (Suññatalokasutta)

Da näherte sich der ehrwürdige Ānanda dem Erhabenen ... und sagte zu ihm: "Ehrwürdiger Herr, es wird gesagt: „Leer (suñña) ist die Welt, leer ist die Welt.' Auf welche Weise, ehrwürdiger Herr, wird gesagt: 'Leer ist die Welt'?"

"Es ist so, Ānanda, weil sie leer ist von einem Selbst (atta) und von dem, was zu einem Selbst gehört (attaniya), dass gesagt wird: 'Leer ist die Welt.'

Und was ist leer von einem Selbst und von dem, was zu einem Selbst gehört?

Das Auge, Ānanda, ist leer von einem Selbst und von dem, was zu einem Selbst gehört.
Die Formen sind leer von einem Selbst und von dem, was zu einem Selbst gehört.
Das Augen-Bewusstsein ist leer von einem Selbst und von dem, was zu einem Selbst gehört.
Der Augen-Kontakt ist leer von einem Selbst und von dem, was zu einem Selbst gehört ... (so auch für die anderen Sinne und Sinnesobjekte sowie den Geist und die Geistobjekte) …

Welche Empfindungen auch immer mit dem Geisteskontakt als Bedingung auftaucht - ob freudvoll (sukha) oder leidvoll (dukkha) oder weder leidvoll noch freudvoll -, auch das ist leer von einem Selbst und von dem, was zu einem Selbst gehört.

"Weil es leer von einem Selbst und von dem, was zu einem Selbst gehört ist, Ānanda, wird gesagt: 'Leer ist die Welt.'"

In der ersten edlen Wahrheit beschreibt der Buddha, nach einer Aufzählung leidvoller Lebensumstände, abschließend diese fünf Gruppen des Ergreifens als Leiden (dukkha). Dies ist darin begründet, dass leidvolle Erfahrungen nur deshalb gemacht werden, weil Körper und Geist nebst Bewusstsein in Erscheinung treten!

Gemäß der zweiten edlen Wahrheit treten diese solange in Erscheinung, wie es noch ein Verlangen (Durst/ tanha) nach Sinnes- und Geistobjekten sowie fortgesetztem Werden (punobbhava) gibt. So wird das Bewusstsein, bedingt durch sich im Tod gemäß der karmischen Dispositionen (kamma vipaka) erneuernde Daseinsgrundlagen (Körper und Geist), weiter aufrecht erhalten.

Das Ende von dukkha kann gemäß der dritten edlen Wahrheit nur durch das Aufhören dieses fortgesetzten Werdensaufgrund der Überwindung dieses Verlangens, bewirkt werden. Wenn das Bewusstsein im Tod eines Lebewesens keine neuen Daseinsgrundlagen (Körper und Geist) mehr ergreift, und erlöscht (nibbāna).

Die vierte edle Wahrheit, der „Edle achtfache Pfad“, zeigt den Weg zum Aufhören des Werdens im Daseinskreislauf, das Erlöschen (Nirvana), auf. Panna (Weisheit) ist dessen Frucht und basiert auf dem achten Glied der Sammlung (samadhi) . Es ist die Erkenntnis wie es wirklich ist (anicca, dukkha u. anatta).

Nachfolgend beschreibt der Buddha, wie er durch die Reflektion über die fünf Gruppen des Ergreifens zum Erwachen gelangte. Wenn wir darüber weise reflektieren, wie diese beschaffen sind, wie sie entstehen und auch wieder vergehen, so ist es auch uns möglich, in Bezug auf diese desillusioniert (nibbida) zu werden. Durch Desillusionierung schwindet die Begierde danach (virāga). Begierdelos ist man befreit (vimutti) vom Werden im Daseinskreislauf.

Saṃyutta Nikāya 22
6. Upayavagga
56. Upādā­na­pari­pa­vat­ta­sutta

So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: „Ihr Mönche!“—„Ja, o Herr“, antworteten jene Mönche dem Erhabenen. Der Erhabene nun sprach also:

Fünf Gruppen des Ergreifens gibt es, ihr Mönche; welche fünf?
Die Gruppen des Ergreifens (upādānakkhandhā) ‚Körperlichkeit.‘ ‚Empfindungen.‘ ‚Wahrnehmungen.‘ ‚Gestaltungen‘ und ‚Bewußtsein.

Bis ich nicht, ihr Mönche, diese fünf Gruppen des Ergreifens nach vierfältiger Methode der Wirklichkeit gemäß erkannt hatte, nicht bekannte ich da, in dieser Welt mit ihren guten Geistern, mit Māra- und Brahma-Göttern, mit Asketen und Priestern, mit ihren Scharen von Göttern und Menschen, zur unvergleichlichen, höchsten Erwachung erwacht zu sein.

Als ich aber, ihr Mönche, diese fünf Gruppen des Ergreifens nach vierfältiger Methode der Wirklichkeit gemäß erkannt hatte, da bekannte ich, in dieser Welt ... zur unvergleichlichen, höchsten Erwachung erwacht zu sein.

Was nun ist die vierfältige Methode?

1) Die Körperlichkeit erkannte ich unmittelbar (rūpaṁ abbhaññāsiṁ),
2) den Ursprung (samudaya) der Körperlichkeit erkannte ich unmittelbar,
3) das Aufhören (nirodha) der Körperlichkeit erkannte ich unmittelbar,
4) den zum Aufhören der Körperlichkeit führenden Pfad erkannte ich unmittelbar.

Die Empfindungen, den Ursprung der Empfindungen .., die Wahrnehmungen ..., die Gestaltungen ..., das Bewußtsein erkannte ich unmittelbar, den Ursprung des Bewußtseins, das Aufhören des Bewußtseins, den zum Aufhören des Bewußtseins führenden Pfad erkannte ich unmittelbar.

Was nun, ihr Mönche, ist die Körperlichkeit?

1) Die vier Grundstoffe/Elemente (Festes, Flüssiges, Gasförmiges und Wärme) und die von den vier Grundstoffen abhängige Körperlichkeit: das, ihr Mönche, nennt man Körperlichkeit.
2) Durch die (Assimilation der) Nahrung als Ursprung kommt es zum Ursprung der Körperlichkeit.
3) Durch Aufhören der Nahrung kommt es zum Aufhören der Körperlichkeit.
4) Eben dieser Edle Achtfache Pfad ist der Weg zur Aufhebung der Körperlichkeit, nämlich: Rechte Erkenntnis, Rechte Gesinnung, Rechte Rede, Rechtes Tun, Rechter Lebensunterhalt, Rechtes Streben, Rechte Achtsamkeit, Rechte Sammlung.

Alle Asketen und Brahmanen, die Form, ihren Ursprung, ihr Aufhören und die Übung, die zu ihrem Aufhören führt, auf diese Art unmittelbar erkannt haben und die für das Ziel

der Desillusionierung (nibbida),
des Schwindens der Begierde (virāga),
 des Aufhörens (nirodha)

in Bezug auf die Körperlichkeit praktizieren (paṭipannā), diese praktizieren richtig. Die aber richtig praktizieren, finden festen Halt in dieser Lehre und Ordenszucht (dhamma-vinaye).

Diese Asketen und Brahmanen, die Form, ihren Ursprung, ihr Aufhören und die Übung, die zu ihrem Aufhören führt, auf diese Art unmittelbar erkannt haben und aufgrund von Desillusionierung, Begierdelosigkeit und Aufhören in Bezug auf Form durch Nicht-Ergreifen befreit sind sind (anupada vimutti), diese sind ganz befreit (suvimuttā). Die ganz befreit sind, sind Vollendete (kevalino).

Die Vollendete sind, für solche kann man keinen (Daseins-)Kreislauf (vaṭṭaṁ) mehr aufzeigen (paññāpanāya).

Was nun, ihr Mönche, sind die Empfindungen?

Diese sechs Empfindungen gibt es, ihr Mönche
durch Seh-Eindruck entstandene Empfindungen,
durch Hör-Eindruck entstandene Empfindungen,
durch Riech-Eindruck - Schmeck-Eindruck - Berührungs-Eindruck … 
durch geistigen Eindruck entstandene Empfindungen.

Das, ihr Mönche, nennt man Empfindungen (freudvoll, leidvoll od. indifferent).

Durch Sinnen/Geist-Eindruck als Ursprung ist der Ursprung der Empfindungen.
Durch Aufhören von Sinnen/Geist-Eindruck ist das Aufhören der Empfindungen.
Eben dieser Edle Achtfache Pfad ist der zum Aufhören der Empfindungen führende Weg, nämlich: Rechte Ansicht, Rechte Gesinnung ... Rechte Sammlung.

All die Asketen und Brahmanen, ihr Mönche, die so die Empfindungen, ihren Ursprung, ihr Aufhören und die Übung, die zu ihrem Aufhören führt, auf diese Art unmittelbar erkannt haben und einen Wandel führen, welcher der Desillusionierung, der Begierdelosigkeit in Bezug auf die Empfindungen, ihrem Aufhören dient, diese praktizieren richtig. Die aber richtig praktizieren, finden festen Halt in dieser Lehre und Ordenszucht.

All die Asketen und Brahmanen, die Empfindungen, ihren Ursprung, ihr Aufhören und die Übung, die zu ihrem Aufhören führt, auf diese Art unmittelbar erkannt haben und aufgrund von Desillusionierung, Begierdelosigkeit und Aufhören in Bezug auf Empfindungen durch Nicht-Ergreifen befreit sind sind, diese sind ganz befreit. Die ganz befreit sind, sind Vollendete.

Die Vollendete sind, für solche kann man keinen (Daseins-)Kreislauf mehr aufzeigen.

„Was nun, ihr Mönche, ist Wahrnehmung?

Diese sechs Wahrnehmungs-Gruppen gibt es, ihr Mönche: Form-Wahrnehmung, Ton-Wahrnehmung, Duft-Wahrnehmung, Geschmacks-Wahrnehmung, Berührungs-Wahrnehmung, geistige Wahrnehmung. Das, ihr Mönche, nennt man Wahrnehmung.

Durch Sinnen-Eindruck als Ursprung ist der Ursprung der Wahrnehmung.
Durch Aufhören von Sinnen-Eindruck ist das Aufhören der Wahrnehmung.
Eben dieser Edle Achtfache Pfad ist der zum Aufhören der Wahrnehmung führende Weg, nämlich: Rechte Erkenntnis ... Rechte Sammlung.

All die Asketen und Brahmanen, ihr Mönche, die so die Wahrnehmung, ihren Ursprung, ihr Aufhören und die Übung, die zu ihrem Aufhören führt, auf diese Art unmittelbar erkannt haben und einen Wandel führen, welcher der Desillusionierung, der Begierdelosigkeit in Bezug auf die Wahrnehmung, ihrem Aufhören dient, diese praktizieren richtig. Die aber richtig praktizieren, finden festen Halt in dieser Lehre und Ordenszucht.

All die Asketen und Brahmanen, die Empfindungen, ihren Ursprung, ihr Aufhören und die Übung, die zu ihrem Aufhören führt, auf diese Art unmittelbar erkannt haben und aufgrund von Desillusionierung, Begierdelosigkeit und Aufhören in Bezug auf Empfindungen durch Nicht-Ergreifen befreit sind sind, diese sind ganz befreit. Die ganz befreit sind, sind Vollendete.

Die Vollendete sind, für solche kann man keinen (Daseins-)Kreislauf mehr aufzeigen.

"Was nun, ihr Jünger, sind die Gestaltungen?

Diese sechs Willens-Klassen (cetana-kāyā) gibt es: 

Wille nach Formen (rupa-sañcetanā), 
Wille nach Tönen, 
nach Gerüchen, 
Geschmäcken, 
Körpereindrücken und 
Geistesobjekten. 

Das, ihr Jünger, nennt man »Gestaltungen".

„Durch Sinnen-Eindruck als Ursprung ist der Ursprung der Gestaltungen.
Durch Aufhören von Sinnen-Eindruck kommt es zum Aufhören der Gestaltungen.
Eben dieser Edle Achtfache Pfad ist der zur Aufhebung der Gestaltungen führende Weg, nämlich: Rechte Erkenntnis ... Rechte Sammlung.

All die Asketen und Brahmanen, ihr Mönche, die so die Gestaltungen, ihren Ursprung, ihr Aufhören und die Übung, die zu ihrem Aufhören führt, auf diese Art unmittelbar erkannt haben und einen Wandel führen, welcher der Desillusionierung, der Begierdelosigkeit in Bezug auf die Gestaltungen, ihrem Aufhören dient, diese praktizieren richtig. Die aber richtig praktizieren, finden festen Halt in dieser Lehre und Ordenszucht.

All die Asketen und Brahmanen, die Gestaltungen, ihren Ursprung, ihr Aufhören und die Übung, die zu ihrem Aufhören führt, auf diese Art unmittelbar erkannt haben und aufgrund von Desillusionierung, Begierdelosigkeit und Aufhören in Bezug auf Gestaltungen durch Nicht-Ergreifen befreit sind sind, diese sind ganz befreit. Die ganz befreit sind, sind Vollendete.

Die Vollendete sind, für solche kann man keinen (Daseins-)Kreislauf mehr aufzeigen.

"Was nun, ihr Jünger, ist das Bewußtsein?

Diese sechs Bewußtseins-Klassen gibt es: 

Seh-Bewußtsein, 
Hör-Bewußtsein, 
Riech-Bewußtsein, 
Schmeck-Bewußtsein, 
Körper-Bewußtsein und 
geistiges Bewußtsein. 

Das, ihr Jünger, nennt man Bewußtsein.“

Durch Geistigkeit und Körperlichkeit (Nama-Rupa) als Ursprung ist der Ursprung des Bewußtseins.
Durch Aufhören von Geistigkeit und Körperlichkeit ist das Aufhören des Bewußtseins.
Eben dieser „Edle Achtfache Pfad“ ist der zurm Aufhören des Bewußtseins führende Weg, nämlich: Rechte Ansicht ... Rechte Sammlung.

All die Asketen und Brahmanen, ihr Mönche, die so das Bewusstsein, seinen Ursprung, sein Aufhören und die Übung, die zu seinem Aufhören führt, auf diese Art unmittelbar erkannt haben und einen Wandel führen, welcher der Desillusionierung, der Begierdelosigkeit in Bezug auf das Bewusstsein, seinem Aufhören dient, diese praktizieren richtig. Die aber richtig praktizieren, finden festen Halt in dieser Lehre und Ordenszucht.

All die Asketen und Brahmanen, die Bewusstsein, seinen Ursprung, sein Aufhören und die Übung, die zu seinem Aufhören führt, auf diese Art unmittelbar erkannt haben und aufgrund von Desillusionierung, Begierdelosigkeit und Aufhören in Bezug auf Bewusstsein durch Nicht-Ergreifen befreit sind sind, diese sind ganz befreit. Die ganz befreit sind, sind Vollendete.

Die Vollendete sind, für solche kann man keinen (Daseins-)Kreislauf mehr aufzeigen."

Eine weitere Variante zum Zwecke der Desillusionierung in Bezug auf die fünf Gruppen des Ergreifens beschreibt der Buddha wie folgt:

Saṁyutta Nikāya 22
3. Bhāravagga
26. Assādasutta (Der Genuss)

In Savatthi.

"Bhikkhus, vor meinem Erwachen, als ich noch ein Bodhisatta war, noch nicht voll erwacht, kam es mir in den Sinn:

'Was ist der Genuss (assāda),
was ist das Elend (ādīnavo),
was ist das Entkommen (nissaraṇa)

im Falle der Körperlichkeit (rupa)?

Was ist der Genuss, was ist das Elend, was ist das Entkommen im Falle von Empfindungen ... Wahrnehmung ... Gestaltungen ... Bewusstsein?'

"Dann, Bhikkhus, kam es mir in den Sinn:

'Das Vergnügen (somanassa) und die Freude (sukha), die in Abhängigkeit (paṭicca) von der Körperlichkeit entstehen: das ist der Genuss (assāda) im Fall der Körperlichkeit.

Dass die Körperlichkeit unbeständig (anicca), leidvoll (dukkha) und dem Wandel unterworfen (vipariṇāma-dhamma) ist: Das ist das Elend (ādīnavo) an der Körperlichkeit.

Die Zügelung der Lust und der Begierde (chanda-rāga-vinayo),
das Aufgeben der Lust und der Begierde (chanda-rāga-p-pahāna)
nach der Körperlichkeit: das ist das Entkommen aus der Körperlichkeit.

"Das Vergnügen und die Freude, die
in Abhängigkeit von den Empfindungen entstehen …
in Abhängigkeit von der Wahrnehmung entstehen …
in Abhängigkeit von den Gestaltungen entstehen…

in Abhängigkeit vom Bewusstsein entstehen, dass ist der Genuss am Bewusstsein. Dass das Bewusstsein unbeständig, leidvoll und dem Wandel unterworfen ist: das ist das Elend am Bewusstsein. Die Zügelung und Aufgabe der Lust und der Begierde nach Bewusstsein: das ist das Entkommen aus dem Bewusstsein.'

"Solange ich, Bhikkhus, den Genuss, das Elend und das Entkommen im Falle dieser fünf Gruppen die dem Ergreifen unterliegen (upādāna-khandha), nicht direkt erkannte, wie sie wirklich sind, habe ich nicht behauptet, in dieser Welt mit ihren Devas, Mara und Brahma, in dieser Generation mit ihren Asketen und Brahmanen, ihren Devas und Menschen zur unübertroffenen vollkommenen Erwachung erwacht zu sein.

Aber als ich all dies direkt erkannte, wie es wirklich ist, da behauptete ich, in dieser Welt mit ... ihren Devas und Menschen zur unvergleichlichen, höchsten Erwachung erwacht zu sein.

(Der Erkenntnisblick der Befreiung vom Werden im Daseinskreislauf)

"Es entstand in mir das Wissen und die Vision
(Ñāṇañca pana me dassanaṁ udapādi):

'Unerschütterlich ist meine Befreiung (akuppā me vimutti);
dies ist meine letzte Geburt (ayamantimā jāti);
jetzt gibt es kein erneutes Werden mehr (natthi dāni punabbhavo).'"

In der nachfolgenden Lehrrede beschreibt der Buddha noch einmal sehr anschaulich, dass das, was uns als Lebewesen ausmacht, also die fünf Gruppen des Ergreifens, völlig leer von einem Wesenskern (Selbst) ist. Dies gilt für alle Lebewesen zu allen Zeiten und auf allen Daseinsebenen.

Saṃyutta Nikaya 22
Die Daseinsgruppen
95. Schaum

Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: „Ihr Mönche!“—„Ja, o Herr“, antworteten jene Mönche dem Erhabenen. Der Erhabene nun sprach also:

„Es ist, ihr Mönche, wie mit einer großen Schaummasse, die dieser Ganges mit sich führt. Ein scharfsichtiger Mann würde sie erblicken, würde über sie nachsinnen, sie gründlich untersuchen. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer würde sie da erscheinen, eben als hohl würde sie da erscheinen, eben als kernlos würde sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in einer Schaummasse ein Kern sein!

Ebenso auch, ihr Mönche: Was es irgend an Körperlichkeit gibt, sei sie vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe—die erblickt da ein Mönch, sinnt über sie nach, untersucht sie gründlich. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer wird sie da erscheinen, als hohl wird sie da erscheinen, eben als kernlos wird sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in der Körperlichkeit ein Kern sein!

Es ist, ihr Mönche, wie wenn zur Herbstzeit, wenn Regen in schweren Tropfen fällt, im Wasser Blasen entstehen und wieder verschwinden. Ein scharfsichtiger Mann würde sie erblicken, würde über sie nachsinnen, sie gründlich untersuchen. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer würden sie da erscheinen, als hohl würden sie da erscheinen, als kernlos würden sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in einer Wasserblase ein Kern sein!

Ebenso auch, ihr Mönche: Was es irgend an Gefühl gibt, sei es vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe—das erblickt da ein Mönch, sinnt darüber nach, untersucht es gründlich. Ihm, der es erblickt, über es nachsinnt, es gründlich untersucht, eben als leer wird es da erscheinen, als hohl wird es da erscheinen, als kernlos wird es da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, im Gefühl ein Kern sein!

Es ist, ihr Mönche, wie wenn im letzten Monat des Sommers zur Mittagszeit eine Luftspiegelung erscheint. Ein scharfsichtiger Mann würde sie erblicken, würde über sie nachsinnen, sie gründlich untersuchen. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer würde sie da erscheinen, als hohl würde sie da erscheinen, als kernlos würde sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in einer Luftspiegelung ein Kern sein!

Ebenso auch, ihr Mönche: Was es irgend an Wahrnehmung gibt, sei sie vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe—die erblickt da ein Mönch, sinnt über sie nach, untersucht sie gründlich. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer würde sie da erscheinen, als hohl würde sie da erscheinen, als kernlos würde sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in der Wahrnehmung ein Kern sein!

Es ist, ihr Mönche, wie wenn ein Mann, der Kernholz wünscht, nach Kernholz ausgeht, auf der Suche nach Kernholz mit einer scharfen Axt versehen einen Wald betritt. Dort sähe er einen großen Bananenstamm, gerade, jung, hochgewachsen. Den würde er an der Wurzel fällen, dann die Spitze abschneiden und die Blattscheiden beseitigen. So die Blattscheiden beseitigend würde er nicht einmal auf Grünholz kommen, geschweige denn auf Kernholz.

Dies würde ein scharfsichtiger Mann erblicken, würde darüber nachsinnen, es gründlich untersuchen. Ihm, der dies erblickt, der darüber nachsinnt, es gründlich untersucht, eben als leer würde es da erscheinen, als hohl würde es da erscheinen, als kernlos würde es da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in einem Bananenstamm ein Kern sein!

Ebenso auch, ihr Mönche: Was es irgend an Gestaltungen gibt, seien sie vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe—die erblickt ein Mönch, sinnt über sie nach, untersucht sie gründlich. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer würden sie da erscheinen, als hohl würden sie da erscheinen, als kernlos würden sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in den Gestaltungen ein Kern sein!

Es ist, ihr Mönche, wie wenn ein Gaukler oder Gehilfe eines Gauklers am Treffpunkt vierer Straßen sein Gaukelwerk zeigt. Und ein scharfsichtiger Mann würde es erblicken, darüber nachsinnen, es gründlich untersuchen. Ihm, der es erblickt, darüber nachsinnt, es gründlich untersucht, eben als leer würde es da erscheinen, als hohl wurde es da erscheinen, als kernlos wurde es da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, im Gaukelwerk ein Kern sein!

Ebenso auch, ihr Mönche: Was es irgend an Bewußtsein gibt, sei es vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe—das erblickt ein Mönch, sinnt darüber nach, untersucht es gründlich. Ihm, der es erblickt, darüber nachsinnt, es gründlich untersucht, eben als leer wurde es da erscheinen, als hohl würde es da erscheinen, als kernlos wurde es da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, im Bewußtsein ein Kern sein!

So erkennend, ihr Mönche, wird der erfahrene, edle Jünger
desillusioniert von der Körperlichkeit,
desillusioniert von den Empfindungen,
desillusioniert von den Wahrnehmungen,
desillusioniert von den Gestaltungen,
desillusioniert vom Bewußtsein.

Desillusioniert wird er Begierdelos.
Durch die Begierdelosigkeit wird er befreit.

Im Befreiten ist die Erkenntnis: ‚Befreit bin ich.

Versiegt ist die Geburt (dies ist die letzte Geburt),
vollendet der Heilige Wandel (der edle achtfache Pfad),
getan das Werk (sila, samadhi u. panna),
nichts weiteres nach diesem hier (kein erneutes Werden mehr)“.

So sprach der Erhabene. Und nachdem der Gesegnete so geredet hatte, sprach der Meister noch dieses:

"Die Form ist wie ein Klumpen Schaum;
die Empfindung ist wie eine Seifenblase;
Wahrnehmung scheint wie eine Fata Morgana;
Gestaltungen wie ein Bananenbaum;
und das Bewusstsein wie ein Zaubertrick:
So lehrte der Sonnenheld.

Wie auch immer du sie betrachtest,
und sie sorgfältig untersuchst ,
sie sind nichtig und hohl
wenn du sie genau betrachtest.

Was diesen Körper anbelangt,
hat der von großer Weisheit gelehrt,
dass, wenn drei Dinge aufgegeben werden,
wirst du diese Form ablegen.

Vitalität, Wärme und Bewusstsein:
Wenn sie den Körper verlassen,
liegt er beiseite geworfen da,
Nahrung für andere, geistlos.

So ist dieser Prozess,
diese Illusion, die von Narren beschworen wird.
Man sagt, es sei ein Mörder,
denn hier ist kein Wesenskern zu finden.

Ein tatkräftiger Bettelmönch
sollte die Gruppen auf diese Weise untersuchen,
Klar bewusst und achtsam,
ob bei Tag oder bei Nacht.

Er sollten alle Fesseln aufgeben,
und eine Zuflucht für sich selbst schaffen.
Er sollten leben, als ob sein Kopf in Flammen stünde,
und nach dem todlosen Zustand streben."
 
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