Der Buddha
Buddha bedeutet der „Erwachte“. Der spätere Buddha wurden wahrscheinlich 563 v. Chr. in Lumbini bei Kapilavastu (heutiges Nepal an der Grenze zu Indien) geboren. Sein Name war Siddhartha Gautama (Pali: Siddhattha Gotama). Sein Vater Suddhodana, war der Raja des Reichs der Sakyas; seine Mutter war Maya. Mit nur 16 Jahren vermählte sein Vater den Prinzen Siddhartha mit der Prinzessin Yasodhara. Sie hatten einen Sohn mit Namen Rahula.
Siddhattha Gotama, der spätere Buddha, war 29 als er nach der Geburt seines Sohnes Haus und Familie in Kapilavatthu verließ, sich Haar und Bart schor und als Wanderbettler auf der Suche nach Erlösung in die Heimatlosigkeit zog. Südlich des Gaṅgā-Flusses bei der Stadt Rājagaha unterstellte er sich zuerst zwei der bedeutendsten spirituellen Lehrern seiner Zeit, Āḷāra Kālāma und danach Uddaka Rāmaputta. Bei Ihnen praktiziert er tiefe meditative Versenkungen bis zu den höchsten Bewusstseinszuständen der bedingten Daseinsbereiche. Deren Praxis konnten ihn jedoch nicht zur Befreiung vom Werden im Daseinskreislauf führen, so dass er, nachdem er alles von Ihnen erlernt hatte, sich wieder von ihnen abwandte.
Er übte sich sodann viele Jahre in strenger Askese und gab die Selbstquälerei schließlich auf, weil er erkannt hatte, dass auch dieser Weg ihn nicht zum Ziel, dem Aufhören des Werdens im Daseinskreislauf, führen würde. Sodann nahm er wieder ausreichend Nahrung zu sich, wusch sich und setzte sich in dem Entschluss unter eine Pappelfeige (Bodhibaum), dort nicht eher aufzustehen, bis er das Erwachen (bodhi) erlangt hätte. Nach sieben Tagen und Nächten der tiefen Meditation erlangte er schließlich im Alter von 35 Jahren das volle Erwachen (Erleuchtung) und wurde so zum Buddha. Fortan lehrte er 45 Jahre und verstarb schließlich im Jahre 483 v. Chr.
Der Buddha hat den Weg zur Befreiung von Dukkha (Aufhören des Werdens im Daseinskreislauf)
in tiefer Versenkung erkannt, indem er das wahre Wesen unserer Welt (anicca, dukkha u. anatta) durchschaute, und die vier Edlen Wahrheiten über dukkha, seinen Ursprung, dessen Aufhören und den Pfad, der zum Aufhören führt erkannte.
Die drei Daseinsmerkmale
hat der Buddha wie folgt erläutert:
Anicca: Alle Dinge und Lebewesen, auf allen Daseinsebenen, sind unbeständig und vergänglich.
Dukkha: Alle Dinge und Lebewesen führen aufgrund ihrer Unbeständigkeit und Vergänglichkeit zu leidvollen Erfahrungen.
Anatta: Ein Lebewesen ist aufgrund seiner Unbeständigkeit und Vergänglichkeit kein beständiges und ewiges Selbst (Ich od. Seele).
In der Nacht, als der Buddha die Erleuchtung erlangte, stiegen drei besondere Wissen (Tivijja) zur Überwindung des Nicht-Wissens (Avijja)
in ihm auf:
(1) das besondere Wissen, mit dem der Buddha in der Lage war, unzählige seiner frühere
Existenzen auf allen Ebenen des Seins und in den unterschiedlichsten Daseinsformen zu sehen (pubbenivasanussati nana). Soweit er auch zurückschaute, er konnte dabei keinen Anfang finden.
(2) das besondere Wissen, mit dem er in der Lage war zu sehen, wie die Lebewesen gemäß der Ursachen aus früheren Leben (Karma)
in Erscheinung treten (cutupapada nana). Er erkannte welche Wirkungen heilsame wie unheilsame Taten (Sankhara) in Gedanken, Worten und Werken haben.
(3) das besondere Wissen, mit dem er in der Lage war, alle Triebe (Unwissenheitstrieb, Daseinstrieb u. Sinnentrieb)
zum Versiegen zu bringen (asavakkhaya nana). Dies war die Grundlage für die „Vier Edlen Wahrheiten“ über Dukkha.
Mit Erreichen der drei Wissen wurde Siddhartha Gautama zum Buddha, dem Erwachten. Er erkannte, dass seine Befreiung unerschütterlich war. Dies war seine letzte Geburt und fortan würde es kein erneutes Werden im Daseinskreislauf mehr geben.
Der Pfad zum Erreichen von Nibbana für alle Wesen war gefunden!!
Asavakkhaya Nana (asava + khaya + nana = Triebe + entfernen + Wissen)
bedeutet das Wissen über die Beseitigung der Triebe und damit die Befreiung des Herzens (Gemüt/Citta) vom Durst (Verlangen) nach Manifestation und sinnlichem Erleben.
MN 36: Mahasaccaka Sutta
.....
"Als das Herz (Gemüt) so konzentriert, gereinigt, strahlend, makellos, frei von Trübungen, fügsam, formbar, standhaft und zur Gelassenheit gelangt war, richtete ich es zu dem Wissen des Wiedererinnerns meiner vergangenen Leben. Ich wiedererinnerte mich vielfältiger vergangener Leben, d.h. einer Geburt, zwei... , fünf... , zehn... , fünfzig... , einhundert, eintausend, einhunderttausend, viele Weltzeitalter
von kosmischem Zusammenzug, vieler Weltzeitalter von kosmischer Ausdehnung, vieler Weltzeitalter von kosmischem Zusammenzug und Ausdehnung: 'Dort hatte ich solch einen Namen, gehörte solch einer Sippe an, hatte solch eine Erscheinung. So war meine Nahrung, so meine Erfahrung von Wohl und Weh, so das Enden meines Lebens. Aus diesem Zustand dahinscheidend, kam ich dort wieder auf. Dort ebenfalls, hatte ich solch einen Namen, gehörte solch einer Sippe an, hatte solch eine Erscheinung. So war meine Nahrung, so meine Erfahrung von Wohl und Weh, so das Enden meines Lebens. Aus diesem Zustand dahinscheidend, kam ich dort wieder auf.' So wiedererinnerte ich mich meiner vielfältigen vergangenen Leben, deren Art und Details.
"Dieses war das erste Wissen,
das ich, in der ersten Wache der Nacht, erlangte. Unwissenheit war zerstört, Wissen kam auf, Dunkelheit war zerstört, Licht kam auf, so wie es in einem passiert, der gewissenhaft, begeistert und entschlossen ist. Doch das angenehme Gefühl, daß auf diese Weise aufkam, drang nicht in mein Herz ein, oder verblieb.
"Als das Herz so konzentriert, gereinigt, strahlend, makellos, frei von Trübungen, fügsam, formbar, standhaft und zur Gelassenheit gelangt war, richtete ich es zu dem Wissen über das Dahinscheiden und Wiedererscheinen
von Lebewesen. Ich sah, mit dem Mittel des himmlischen Auges, gereinigt und das menschliche übertreffend, Lebewesen dahinscheiden und wiedererscheinen, und erkannte wie diese unterlegen und erhaben, schön und häßlich, beglückt und unbeglückt, im Einklang mit deren Karma
waren: 'Diese Lebewesen, welche mit schlechtem Verhalten im Körper, Sprache und Geist bestückt waren, welche die Noblen verunglimpften, falsche Ansichten hielten und Handlungen unter Einfluß von falschen Ansichten unternahmen, mit dem Zerfall des Körpers, nach dem Tod, sind in der Ebene der Entbehrung, den schlechten Bestimmungsort, den niedrigen Reichen, in der Hölle, wiedererschienen. Aber jene Lebewesen, die bestückt mit gutem Verhalten des Körpers, Sprache und Geist waren, welche die Noblen nicht verunglimpften, die rechte Ansicht hielten und Handlungen unter Einfluß von rechter Ansicht unternahmen, mit dem Zerfall des Körpers, nach dem Tod, sind diese am guten Bestimmungsort, in den himmlischen Welten, wiedererscheinen.' So sah ich, mit dem Mittel des himmlischen Auges, gereinigt und das menschliche übertreffend, Lebewesen dahinscheiden und wiedererscheinen, und ich erkannte wie diese im Einklang mit deren Kamma, unterlegen und erhaben, schön und häßlich, beglückt und unbeglückt waren.
"Dieses war das zweite Wissen, das ich, in der zweiten Wache der Nacht, erlangte. Unwissenheit war zerstört, Wissen kam auf, Dunkelheit war zerstört, Licht kam auf, so wie es in einem passiert, der gewissenhaft, begeistert und entschlossen ist. Doch das angenehme Gefühl, daß auf diese Weise auf kam, drang nicht in mein Herz ein, oder verblieb.
"Als das Herz so konzentriert, gereinigt, strahlend, makellos, frei von Trübungen, fügsam, formbar, standhaft und zur Gelassenheit gelangt war, richtete ich es zu dem Wissen über die Vernichtung der Triebe. Ich erkannte wie es tatsächlich gegenwärtig war, das: 'Dieses ist Dukkha... Dieses der Ursprung von Dukkha... Dieses die Beendigung von Dukkha... Dieses der Pfad, der zur Beendigung von Dukkha führt...
Dies sind die Triebe (asavas) ... Dies ist der Ursprung der Triebe... Dies ist das Aufhören der Triebflüsse... Dies ist der Weg, der zum Aufhören der Triebflüsse führt.' Mein Herz, so wissend, so sehend, war vom Sinnentrieb (sinnliche Erfahrungen machen wollen) befreit, befreit vom Daseinstrieb
(in einem der Daseinsbereiche in Erscheinung zu treten), befreit vom Unwissenheitstrieb
(Nicht-Wissen bzw. Nicht-Verstehen der „Vier edlen Wahrheiten“).
Mit Befreiung, war da das Wissen: 'Befreit'. Ich erkannte das: '(Wieder-)Geburt ist beendet, das heilige Leben erfüllt, die Aufgabe getan! Da ist nichts weiteres zum Zwecke dieser Welt.'
"Dieses war das dritte Wissen, das ich in der dritten Wache der Nacht, erlangte. Nicht-Wissen (Avijja) war zerstört, Wissen (Vijja) kam auf, Dunkelheit war zerstört, Licht kam auf, so wie es in einem passiert, der gewissenhaft, begeistert und entschlossen ist. Doch das angenehme Gefühl, daß auf diese Weise auf kam, drang nicht in mein Herz ein, oder verblieb.„
Im "Schlangengleichnis" sagte der Buddha in aller Klarheit: "Nur eines lehre ich, jetzt wie früher: Dukkha und das Ende von Dukkha.“ (Anuradha Sutta - SN 44,2). Dukkha ist allein durch die Tatsache begründet, dass wir überhaupt mittels Daseinsgrundlagen (Körper und Geist) in einer Welt in Erscheinung treten, die dem Entstehen, Vergehen und Anderswerden unterliegt. Leidvolle Erfahrungen sind daher früher oder später unvermeidlich. Darum ist das Ende von Dukkha auch das Ende der Wiedergeburten:
Es geht dem Buddha also darum, den Im Nicht-Wissen (Avijja) begründeten Durst (Tanha) nach Dasein und sinnlichem Erleben (Sinnes- u. Geistobjekte), der durch die Identifikation mit den Khandhas zur Illusion von ICH und Mein in der Welt führt, zu überwinden, um dem Daseinskreislauf (Wiedergeburten) ein Ende zu bereiten und Nirvana zu erlangen.
Udāna 3.10
Nanda
Die Welt
So habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Uruvelā am Ufer des Flusses Nerañjarā am Fuße des Bodhi-Baumes, unmittelbar nachdem er ein Erwachter geworden war. Damals aber saß der Erhabene sieben Tage lang mit gekreuzten Beinen, die Seligkeit der Erlösung genießend. Und nachdem der Erhabene sich nach Ablauf der sieben Tage aus dieser Konzentration erhoben hatte, betrachtete er mit dem Buddha-Auge die Welt. Es sah nun der Erhabene, als er mit dem Buddha-Auge die Welt betrachtete, wie die Wesen in mancherlei Gluten geglüht, in mancherlei Fiebern verbrannt werden, die aus Gier, Haß und Verblendung entstanden sind.
Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:
„Diese von Gluten (Verlangen) erfüllte, gänzlich in den Berührungen (Kontakt der Sinne mit den Sinnesobjekten sowie Geist mit den Geistobjekten) befangene Welt erklärt die Krankheit (Khandhas: Körper und Geist nebst Bewusstsein) für das Ich (die Khandhas für das Selbst halten).
Anders wird es hernach, als man immer denkt.
Die Welt, die im Anderswerden (Anicca: Unbeständigkeit und Vergänglichkeit) besteht, die am Werden (in einem der Daseinsbereiche in Erscheinung treten) hängt, in das Werden verstrickt (gemäß den karmischen Dispositionen) ist, freut sich sogar noch des Werdens (Ergötzen am Erleben, Haben und Sein wollen).
Wessen man sich freut, das bringt Furcht (es zu verlieren); wovor man sich fürchtet, das ist Leiden (Anhaften am unzulänglichen und vergänglichen Dingen und Wesen).
Aber man lebt doch diesen reinen Wandel (der Edle achtfache Pfad), um vom Werden gänzlich loszukommen (Ende der Wiedergeburten).
Denn alle die Asketen oder Brahmanen, welche die Erlösung vom Werden durch das Werden
lehren (theistische Religionen: in einem göttlichen Bereich wiedergeboren zu werden), die alle sind unerlöst vom Werden, sage ich (ist das positive Karma aufgebraucht, vergehen auch die Götter und andere Himmelswesen wieder und treten in niederen Bereichen erneut in Erscheinung).
Hinwiederum alle die Asketen oder Brahmanen, welche das Entrinnen aus dem Werden durch Vernichtung
(mit dem Tod ist eben nicht alles vorbei) lehren, die alle sind dem Werden (Wiedergeburten) nicht entronnen, sage ich.
In Abhängigkeit von allen Beilegungen
(Daseinsgrundlagen/Khandhas: Körper, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewusstsein) entsteht ja dieses Leiden; wenn alles Ergreifen (Sinnesobjekte u. Geistobjekte, Ansichten, religiöse Praktiken sowie Lehren von einem Selbst) vernichtet ist, ist eine (fernere) Entstehung von Leiden nicht vorhanden (ohne Wiedergeburt auch kein Dukkha).
Siehe diese weite Welt; vom Nichtwissen (um die Vier edlen Wahrheiten) umstrickt sind die Gewordenen (Lebewesen), welche am Gewordenen Gefallen (die Welt mit all den Sinnes- und Geistobjekten) finden, gänzlich unerlöst;
denn was es auch an Arten des Werdens (auf allen Daseinsebenen) gibt, überall und in jeder Hinsicht, alle diese Arten des Werdens sind vergänglich (Anicca), leidvoll (Dukkha), dem Anderswerden unterworfen.
Wer dies der Wirklichkeit gemäß in vollkommener Weisheit schaut, dem schwindet der Durst nach Werden (bhava-tanha)
dahin, (und auch) an der Vernichtung findet er keinen Gefallen (vibhava-tanha).
Auf der gänzlichen Vernichtung der ‚Dürste‘ (nach Werden u. sinnlichem Erleben) beruht die restlose, spurlose Aufhebung, das Nibbāna:
Für einen solchen Mönch, der, ohne mehr zu haften, leidenschaftslos (nibbuta) ist, gibt es kein neues Werden (punabbhavo) mehr.
Überwunden ist Māra, besiegt im Kampfe; ein solcher ist allen Arten des Werdens entronnen.“
Das Wort Buddha bedeutet der Erwachte, derjenige der aus dem Daseinstraum (Illusion von Ich und Mein in der Welt durch Identifikation mit Körper und Geist) durch die Überwindung des im Nicht-Wissens (Avijja) um die vier edlen Wahrheiten begründeten Durst nach Werden (bhava) und sinnlichem Erleben (kama) erwacht ist. Nach anfänglichem Zögern, ob man seine Erkenntnisse denn überhaupt nachvollziehen könnte, lehrte er dann aber doch sein ganzes Leben lang,
wie man sich vom Leid (Dukkha) befreit, indem man den Daseinskreislauf (Wiedergeburten) beendet und Nirvana erlangt.
Dabei unterscheidet sich der Buddhismus grundsätzlich von den anderen großen Weltreligionen, die an einen »Gott« oder »Schöpfer« glauben, wie dem Christentum, dem Judentum und dem Islam. Statt dessen geht der Buddhismus davon aus, dass die Wesen seit anfangsloser Zeit im Daseinkreislauf (Samsara) gemäß ihrer karmischen Dispositionen in Erscheinung treten. Die Triebkraft hierzu ist der Durst (Tanha) nach Werden und sinnlichem Erleben, der im Nicht-Wissen (Avijja) begründet ist. Erst wenn dieser Durst durch die Weisheit des Buddha Dhamma (Rechtes Wissen) überwunden ist, kann Erlösung vom Daseinskreislauf erreicht werden. Dieser Zustand wird Nirvana genannt. Das Nirvana ist dabei nicht mit dem Himmel der Christen und Moslime gleichzusetzen, welcher sich nach der Lehre des Buddha in den höheren Bereichen Samsaras befindet, sondern es ist das Unbedingt, das Ungewordene, dass erst dann erreicht werden kann, wenn die Bindung an das Gewordenen (Khandhas: Körper und Geist nebst Bewusstsein) überwunden ist. Der Buddhismus ist daher auch keine Religion im theistischen Sinne, die eine Rückverbindung mit Gott und ein himmliches Dasein zum Ziel hat. Er ist vielmehr eine Wegbeschreibung zur Befreiung aus dem gesamten Daseinskreislauf (Samsara) und damit auch zur Beendigung der bedingten, und damit zeitlich begrenzten himmlichen Daseinsformen.
Das Ziel ist Nirvana, das Ende des Werdens (Wiedergeburten) und damit auch das Ende von Dukkha.
Es gibt in der Lehre des Buddha zwar Gottheiten, jedoch keinen allmächtigen »Gott« oder »Schöpfer«, der unser Schicksal bestimmen würde. Wir tragen selbst die Verantwortung und können uns auch nur selbst erlösen! Der Buddha lehrte auch, dass die Daseinsgrundlagen (Köper und Geist nebst Bewusstsein), die wir als unser Individuum ansehen, kein Selbst (anatta) sind. Er entdeckte, dass in diese nur bedingt durch den Durst (Tanha) nach Dasein und sinnlichem Erleben in Erscheinung treten. So setzt sich unser Bewusstsein (Erleben) basierend auf Körper und Geist seit anfangsloser Zeit, gemäß den karmischen Dispositionen, auf allen Ebenen des bedingten Daseins fort.
Der Buddhismus ist weder pessimistisch noch optimistisch, sondern realistisch. Er beruht auf den vom Buddha bei seiner Erleuchtung entdeckten „Vier edlen Wahrheiten“ über Dukkha bzw. der Lehre vom „Bedingten Entstehen und Vergehen“. Er führt durch die Praxis des „Edlen achtfachen Pfades“ der Geistesschulung zum Ende des seit anfangsloser Zeit bestehenden Prozesses der Wiedergeburten und damit zum Ende von Dukkha.
Der Buddha hatte nur eine Lehre ohne Unterschied gelehrt.
Es gibt somit auch nicht wie heute oftmals dargelegt drei Arten von Lehren oder Fahrzeugen. Diese Lehrauslegungen kamen erst viel später durch die Philosophen des Mahayana und Vajrayana auf. Dies gilt auch für die erst Jahrhunderte nach den auf dem ersten Konzil angestimmte Fassung der Lehrreden des Buddha entstandenen Mahayana Suttren. Diese sollen angeblich von transzendenten Buddhas und Bodhisattvas inspiriert sein bzw. verborgen gewesen und wieder entdeckt worden sein. Die Autoren sind aber nicht nachweisbar. Um Ihnen mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen, wurden diese daher dem historischen Buddha nachträglich untergeschoben.
Der Buddha hat seine Lehre für alle Menschen verkündet; auch die mitten im Weltleben Stehenden soll die Lehre läutern und damit zur Befreiung führen:
(Majjh. 73)
"Wenn freilich diese Lehre nur von Herrn Gotama und den Mönchen und den Nonnen, aber nicht von den Anhängern und Anhängerinnen, im Hause lebend, weiß gekleidet, enthaltsam wandelnd, und nicht von den Anhängern und Anhängerinnen, im Hause lebend, weiß gekleidet, Sinnenfreuden genießend, erlangt werden könnte, dann wäre dieses heilige Leben unvollkommen, eben insofern; weil aber diese Lehre sowohl von Herrn Gotama, den Mönchen und den Nonnen, wie auch von den Anhängern und Anhängerinnen, im Hause lebend, weiß gekleidet, enthaltsam wandelnd, und den Anhängern und Anhängerinnen, im Hause lebend, weiß gekleidet, Sinnenfreuden genießend, erlangt werden kann, ist dieses heilige Leben vollkommen, eben insofern."
Der Buddha befriedigte nie die intellektuelle Neugier und beteiligte sich nicht an Spekulationen über das Selbst
und die Welt. Es bezeichnetet dies als als Dickicht der Ansichten und nicht zweckdienlich, um Befreiung von Dukkha zu erlangen. In seiner höchsten Weisheit beschränkte er sich in dem, was er verkündete, nur auf das, was unmittelbar zum Heil dient:
(Sam. LVI, 31)
Zu einer Zeit weilte der Erhabene zu Kosambi im Sinsapawald. Und der Erhabene nahm wenige Sinsapablätter in seine Hand und sprach zu den Mönchen:
'Was meint ihr, Mönche, was ist mehr, diese wenigen Sinsapablätter, die ich in die Hand genommen habe, oder die anderen Blätter droben im Sinsapawald?' — 'Die wenigen Blätter, Herr, die der Erhabene in die Hand genommen hat, sind gering, und viel mehr sind jene Blätter droben im Sinsapawald.' — 'So auch, Mönche, ist das viel mehr, was ich erkannt und euch nicht verkündet, als das, was ich euch verkündet habe. Und warum Mönche, habe ich euch jenes nicht verkündet? Weil es euch, Mönche, keinen Gewinn bringt, weil es nicht den Wandel in Heiligkeit fördert, weil es nicht zur Abkehr vom Irdischen, zum Untergang aller Lust, zum Aufhören des Vergänglichen, zum Frieden, zur Erkenntnis, zur Erwachung, zum Nibbāna führt. Deshalb habe ich euch jenes nicht verkündet. Und was, Mönche, habe ich euch verkündet? Was das Leiden ist, habe ich euch verkündet; was die Entstehung des Leidens ist, habe ich euch verkündet; was die Aufhebung des Leidens ist, habe ich euch verkündet; was der Weg zur Aufhebung des Leidens ist, habe ich euch verkündet."
Der Beginn der Lehrtätigkeit des Buddha
Mit der nachfolgende Lehrrede an seine fünf Weggefährten aus den Zeiten seiner strengen Askese, begann der Buddha seine 45 Jahre andauernde Lehrtätigkeit. Diese Lehrrede ist von besonderer Bedeutung, weil hier der Buddha das erste mal die „Vier edlen Wahrheiten“ über Dukkha erläutert:
Sṃyutta Nikāya 56
2. dhammacakkappavattanavagga
11. Das Rad der Lehre in Bewegung setzen (Dhammacakkappavattanasutta)
Vom Vollendeten Gesprochenes
das hab ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Benares am Sehersteine im Wildparke. Dort nun wandte sich der Erhabene an die fünf verbündeten Mönche:
„Zwei Extreme sind, ihr Mönche, von Hauslosen nicht zu pflegen. Welche zwei?
Bei den Sinnendingen sich dem Anhaften am Sinnenwohl hingeben, dem niederen, gemeinen, gewöhnlichen, unedlen, heillosen; und sich der Selbstqual hingeben, der schmerzlichen, unedlen, heillosen.
Diese beiden Extreme vermeidend, ist der Vollendete zum mittleren Vorgehen erwacht, das sehend und wissend macht, das zur Beruhigung, zum Überblick, zur Erwachung, zum Nirvāna führt.
Und was ist dieses mittlere Vorgehen?
Es ist der edle achtfältige Pfad, nämlich rechte Ansicht, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebensunterhalt, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit, rechte Sammlung. Das ist, ihr Mönche, das mittlere Vorgehen, zu dem der Vollendete erwacht ist (tathāgatena abhisambuddhā), das sehend und wissend macht (cakkhukaraṇī ñāṇakaraṇī), das zur Beruhigung (upasamā), zu höheren Wissen (abhiññā), zur Erwachung (sambodhā), zum Nirvāna (nibbānā) führt.
Dies nun, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Leiden (dukkhā):
(der Buddha beschreibt zunächst leidvolle Lebensumstände)
Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Sterben ist Leiden,
Kummer, Jammer, Schmerz (physisch), Trübsinn (psychisch) und Verzweiflung sind Leiden;
vereint sein mit Unliebem (was uns nicht gefällt) ist Leiden, getrennt sein von Lieben (was uns gefällt) ist Leiden;
was man verlangt, nicht erlangen, ist Leiden.
(es ist dieses Lebewesen, Körper und Geist nebst dem daraus resultierenden Bewusstsein, was die Grundlage für leidvolle Erfahrungen ist)
Kurz gesagt: (die Daseinsgrundlagen: Körper, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen u. Bewusstsein) die fünf Gruppen des Ergreifens (pañc-upādāna-k-khandhā) sind Leiden .
Dies nun, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Leidensentwicklung (dukkha-samudaya):
Es ist dieser Durst (tanha), der zur Wiedergeburt führende (ponobbhavikā), mit Erfreuen und Lust verbundene (nandi-rāga-sahagatā), hier und dort sich ergötzende (tatratatrābhinandinī), nämlich der sinnliche Durst (kāmataṇhā), der Werdensdurst (bhavataṇhā), der Nicht-Werdensdurst (vibhavataṇhā).
Dies nun, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Leidensauflösung (dukkha-nirodha):
Es ist eben dieses Durstes restlose Entreizung und Auflösung (asesa-virāga-nirodho), von ihm zurücktreten (cāgo), sich davon lösen (paṭinissaggo), sich von ihm befreien (mutti), nicht mehr an ihm haften (anālayo).
Dies nun, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von dem zur Leidensauflösung führenden Vorgehen:
Es ist eben dieser edle achtfältige Pfad, nämlich rechte Ansicht (sammādiṭṭhi) ... rechte Sammlung (sammāsamādhi).
‚Dies ist die edle Wahrheit vom Leiden.‘ dabei ging mir, ihr Mönche, bei nie zuvor gehörten Dingen das Auge auf, die Erkenntnis auf, die Weisheit auf, das Wissen auf, das Licht auf. ‚Diese edle Wahrheit vom Leiden (Dukkha) ist nun zu durchschauen
und habe ich durchschaut.‘ dabei ging mir, ihr Mönche, bei nie zuvor gehörten Dingen das Auge (cakkhu) auf, die Erkenntnis (ñāṇa) auf, die Weisheit (paññā) auf, das Wissen (vijjā) auf, die Schauung (āloko) auf.
‚Dies ist die edle Wahrheit von der Leidensentwicklung.‘ dabei ging mir, ihr Mönche, bei nie zuvor gehörten Dingen das Auge auf, die Erkenntnis auf, die Weisheit auf, das Wissen auf, die Schauung auf. ‚Diese edle Wahrheit von der Leidensentwicklung (Durst nach Werden) ist nun zu überwinden
und habe ich überwunden.‘ dabei ging mir, ihr Mönche, bei nie zuvor gehörten Dingen das Auge auf, die Erkenntnis auf, die Weisheit auf, das Wissen auf, das Licht auf.
‚Dies ist die edle Wahrheit von der Leidensauflösung.‘ dabei ging mir, ihr Mönche, das Auge auf, die Erkenntnis auf, die Weisheit auf, das Wissen auf, das Licht auf. ‚Diese edle Wahrheit von der Leidensauflösung (Desillusionierung) ist nun zu verwirklichen
und habe ich verwirklicht: dabei ging mir, ihr Mönche, bei nie zuvor gehörten Dingen das Auge auf, die Erkenntnis auf, die Weisheit auf, das Wissen auf, die Schauung auf.
‚Dies ist die edle Wahrheit von dem zur Leidensauflösung führenden Vorgehen.‘ dabei ging mir, ihr Mönche, das Auge auf, die Erkenntnis auf, die Weisheit auf, das Wissen auf, das Licht auf. ‚Diese edle Wahrheit von dem zur Leidensauflösung führenden Vorgehen ist nun zu entfalten
(der achtfache Pfad)
und habe ich entfaltet.‘ dabei ging mir, ihr Mönche, das Auge auf, die Erkenntnis auf, die Weisheit auf, das Wissen auf, die Schauung auf.
Und solange ich, ihr Mönche, bei diesen vier edlen Wahrheiten nicht der Wirklichkeit gemäß die dreifache Wissensklarheit (die drei Wissen s.o.) in 12 Begriffen (zwölf Glieder bedingten Entstehens)
wohl geläutert gewonnen hatte, war ich mir auch nicht klar darüber, ihr Mönche, ob ich in der Welt mit ihren Göttern, ihren Māros und Brahmas, mit ihrer Schar von Asketen und Brahmanen, mit ihren Göttern und Menschen in der unvergleichlichen vollkommenen Erwachung auferwacht war.
Sobald ich aber, ihr Mönche, bei diesen vier edlen Wahrheiten der Wirklichkeit gemäß die dreifache Wissensklarheit in 12 Begriffen wohl geläutert gewonnen hatte, da war ich mir auch klar darüber, daß ich in der Welt mit ihren Māros und Brahmas, mit ihrer Schar von Asketen und Brahmanen, mit ihren Göttern und Menschen in der unvergleichlichen vollkommenen Erwachung auferwacht war.
Und mir ging die Wissensklarheit auf (Ñāṇañca pana me dassanaṃ udapādi):
‚Unerschütterlich ist meine Befreiung (akuppā me vimutti).
Dies ist die letzte Geburt (ayamantimā jāti).
Und nicht mehr gibt es jetzt ein Wiederwerden (natthi dāni punabbhavo).“
Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich die fünf verbündeten Mönche über die Worte des Erhabenen.
Und während die Erklärung vorgetragen wurde, ging dem Ehrwürdigen Kondañño das lautere fleckenlose Auge der Lehre auf (Stromeintritt): „Was irgend auch entstanden ist, muß einmal wieder untergehn (Anicca).“
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Über 45 Jahre lehrte er die Erkenntnisse seinen Mönchen wie auch Laienanhängern aus allen Schichten der Bevölkerung. Buddha starb im Alter von 80 Jahren in Kusinara (heute der indische Staat Uttar Pradesh).
Schon zu seinen Lebzeiten haben hunderte von Anhängern Befreiung vom Daseinskreislauf und damit von Dukkha erlangt und bis heute sind diesem Beispiel unzählige ernsthaft Strebende nachgefolgt.
Was also hält uns davon ab es selbst einmal auszuprobieren?
Wie Buddha schon sagte: Komm und sieh!
YouTube Video Der Buddha - Dr. Alfred Weil:
YouTube Video Das Leben des Buddha - Raimund Jinavaro Hopf: