Die Praxis

Die Praxis des Erwachens 

SN 56.6

„Welche Asketen oder Brahmanen auch immer sich offenbart haben ... sich offenbaren werden ... sich offenbaren, dass sie der Wirklichkeit gemäß vollständig erwacht sind (yathābhūtaṁ abhisambuddhaṁ), alle offenbaren sich, dass sie zu den "vier edlen Wahrheiten", wie sie wirklich sind, vollständig erwacht sind.“

Die Schulung auf dem "edlen achtfachen Pfad" wird auch als Ethik (sila), Sammlung (samadhi) und Weisheit (panna) beschrieben. Ohne eine ethische Lebensführung gibt es keine meditative Sammlung, welche zur Weisheit führt. Die Weisheit äußert sich als die wirklichkeitsgemäße Erkenntnis der "vier edlen Wahrheiten" über "dukkha ".

Aṅguttara Nikāya
Das Siebener-Buch
7.65. Schamgefühl und sittliche Scheu (Hirīottappasutta)

"Ist, ihr Mönche, kein Schamgefühl und keine sittliche Scheu (hirottappa), ist in ihm, dem Schamgefühl und sittliche Scheu mangeln, die Sinnenzügelung (indriyasaṁvaro) ohne Grundlage.
Ist aber keine Sinnenzügelung da, so ist in ihm, dem Sinnenzügelung mangelt, die Ethik (sīla) ohne Grundlage.
Ist aber keine Ethik da, so ist in ihm, dem Ethik mangelt, die rechte Sammlung (sammā-samādhi) ohne Grundlage.
Ist aber keine rechte Sammlung da, so ist in ihm, dem rechte Sammlung mangelt, der wirklichkeitsgemäße Erkenntnisblick (yathābhūta-ñāṇa-dassana) ohne Grundlage.
Ist aber kein wirklichkeitsgemäßer Erkenntnisblick (panna/Weisheit) da, so sind in ihm, dem der wirklichkeitsgemäße Erkenntnisblick mangelt, Desillusionierung und Begierdelosigkeit (nibbidā-virāga) ohne Grundlage.
Ist aber keine Desillusionierung (anicca, dukkha u. anatta) und Begierdelosigkeit da, so ist in ihm, dem Desillusionierung und Begierdelosigkeit mangeln, der Erkenntnisblick der Befreiung (vimutti-ñāṇa-dassana) ohne Grundlage."

Desillusioniert und begierdelos sind wir dann, wenn wir erkennen, dass NICHTS im Daseinskreislauf, aufgrund der Unbeständigkeit und Vergänglichkeit (anicca) ALLER Dinge und Lebewesen, der Mühe wert ist, dafür erneut in Erscheinung zu treten.

Der Buddha beschreibt in SN 56.11 seine Befreiung wie folgt: "Erkenntnis und Einsicht ging mir auf:
‚Meine Befreiung ist unerschütterlich. Dies ist meine letzte Geburt. Jetzt gibt es kein erneutes Werden mehr."

Nur Nirvana (nibbāna), das Ungewordene, ist Frieden!

Solange wir die "vier edlen Wahrheiten" noch nicht richtig verstanden haben, sind wir auch noch nicht befreit!

SN 56.1
Sammlung (Samādhisutta)

In Sāvatthī.

„Mönche, entwickelt Sammlung (samadhi). Ein Mönch, der Sammlung besitzt, versteht dèr Wirklichkeit gemäß.

Was versteht er der Wirklichkeit gemäß?

‚Das ist das Leiden‘ (Die fünf Gruppen des Ergreifens),
‚das ist der Ursprung des Leidens‘ (das Verlangen/tanha),
‚das ist das Aufhören des Leidens‘ (die Überwindung des Verlangens),
‚das ist der Pfad, der zum Aufhören des Leidens führt‘ (der edle achtfache Pfad).

Entwickelt Sammlung. Ein Mönch, der gesammelt ist, versteht der Wirklichkeit gemäß.

Aus diesem Grund sollt ihr Meditation üben – um zu verstehen: ‚Das ist das Leiden‘, ‚das ist der Ursprung des Leidens‘, ‚das ist das Aufhören des Leidens‘, ‚das ist der Pfad, der zum Aufhören des Leidens führt‘.“

Die meditative Sammlung (samadhi) ist das achte Glied des edlen achtfachen Pfades und führt schließlich zur richtigen Erkenntnis (samma nana) der vier edlen Wahrheiten. Die richtige Erkenntnis wiederum führt zur richtigen Befreiung (samma vimutti) durch das Versiegen der Triebe (asavakkhaya: Unwissenheitstrieb, Werdenstrieb und Sinnentrieb).

Unwissenheitstrieb bedeutet, die vier edlen Wahrheiten nicht zu kennen bzw. nicht richtig zu verstehen.
Werdenstrieb bedeutet, immer wieder gemäß der karmischen Dispositionen in Erscheinung zu treten.
Sinnentrieb bedeutet, sich an den Sinnes- und Geistobjekten zu ergötzen.

Die richtige Erkenntnis der vier edlen Wahrheiten vernichtet die Unwissenheit (avijja).
Dadurch werden wir desillusioniert (nibbida) vom Werden im Daseinskreislauf.
Desillusioniert schwindet die Begierde (virāga) nach sinnlichem Erleben.
Begierdelos sind wir schließlich befreit (vimutti).

Die "Rechte Sammlung" (samma samadhi) besteht aus zwei Komponenten. Es sind Ruhe (samatha) und Einsicht (vipassana). Die Ruhemeditation führt zum Schwinden der Begierde. Die Einsichtsmeditation zum Schwinden der Unwissenheit. Der Buddha beschreibt diese wie folgt:

Aṅguttara Nikāya
Das Zweier-Buch
31. Geistesruhe und Einsicht

Zwei Dinge (dhammā), ihr Mönche, führen zum Wissen (vijjābhāgiyā). 

Welche zwei? Geistesruhe (samatha) und Einsicht (vipassana).

Wird, ihr Mönche, die Geistesruhe geübt, welchen Vorteil gewinnt man da?
Das Gemüt/Herz entfaltet sich (citta bhavana).

Ist aber das Gemüt entfaltet, welchen Vorteil gewinnt man da?
Was da an Begierde (rāga) besteht, das schwindet.

Wird aber, ihr Mönche, die Einsicht geübt, welchen Vorteil gewinnt man da?
Die Weisheit (paññā) entfaltet sich.

Ist aber die Weisheit entfaltet, welchen Vorteil gewinnt man da?
Was da an Nicht-Wissen (avijja) besteht, das schwindet.

Nicht wird das von Begierde getrübte Gemüt befreit,
noch kommt die von Nicht-Wissen getrübte Weisheit zur Entfaltung.

So entsteht denn durch das Schwinden der Begierde (rāga-virāgā) die Gemüts-Befreiung (ceto-vimutti),
und durch Schwinden der Unwissenheit (avijjā-virāgā) die Weisheits-Befreiung (paññā-vimuttī).

Die Befreiung von Gier und Hass (ceto-vimutti) sowie von Verblendung (panna-vimutti) kommt jedoch nicht plötzlich, sondern es ist ein stufenweiser Fortschritt. Er beginnt immer damit, dass wir einem Ariya (Edlen) begegnen, welcher uns die "rechte Ansicht" (samma ditthi) der vier edlen Wahrheiten vermitteln kann. Dies ist daher auch das erste Glied des edlen achtfachen Pfades. Der Buddha beschreibt diesen Prozess wie folgt:

Majjhima Nikāya 70 (Kīṭāgiri Sutta)
...
 "Ihr Bhikkhus, ich sage nicht, daß letztendliche Erkenntnis (aññā) auf einmal erlangt wird. Im Gegenteil, letztendliche Erkenntnis wird durch stufenweise Übung, durch stufenweise Praxis, durch stufenweisen Fortschritt erlangt."

"Und wie kommt da stufenweise Übung, stufenweise Praxis, stufenweiser Fortschritt zustande?

Einer, der Vertrauen (in einen Lehrer) hat, besucht ihn; wenn er ihn besucht, erweist er ihm Respekt;
wenn er ihm Respekt erweist, hört er genau zu; einer, der genau zuhört, hört die Lehre (dhamma);
wenn er das Dhamma gehört hat, behält er es im Gedächtnis;
er untersucht die Bedeutung der Lehren, die er im Gedächtnis behalten hat;
wenn er ihre Bedeutung untersucht, nimmt er jene Lehren reflektiv an;
wenn er jene Lehren reflektiv angenommen hat, kommt Eifer in ihm auf;
wenn Eifer in ihm aufgekommen ist, wendet er seinen Willen an;
wenn er seinen Willen angewendet hat, ergründet er (die Lehre);
wenn er ergründet hat, bemüht er sich (die Lehre anzuwenden);
wenn er sich entschlossen bemüht, verwirklicht er mit dem Körper die letztendliche Wahrheit (jhanas)
und sieht sie, indem er sie mit Weisheit (panna) durchdringt. 

Was erkennt man mit Weisheit?
Dukkha, den Ursprung von dukkha, das Aufhören von dukkha.

Unter "dukkha" verstand der Buddha gemäß der ersten edlen Wahrheit die fünf Gruppen des Ergreifens (Körper, Empfindungen, Wahrnehmungen, Gestaltungen und Bewusstsein), welche ALLES sind, was ein Lebewesen ausmacht. Leidvoll (dukkha) deshalb, weil alle Lebewesen mit Körper und Geist nebst Bewusstsein, ebenso wie alle Sinnes- und Geistobjekte, an denen wir uns erfreuen wollen, unbeständig und vergänglich (anicca) sind.

Wir können diese NICHT auf Dauer zu unserer Zufriedenheit aufrechterhalten. 

Diese Daseinsgrundlagen treten solange in Erscheinung, wie da noch ein Verlangen (Durst/tanha) nach sinnlichem Erleben (kama) und fortgesetztem Werden (punobbhava) vorhanden ist. Das Aufhören von "dukkha", kann somit auch nur durch die Überwindung eben dieses Verlangens erreicht werden.

Was dann im Tod eines Vollendeten (Arahant) eintritt, ist der Seinszustand des Ungewordenen. Kein Entstehen, Vergehen und Anderswerden zeigt sich mehr. Mit dem Aufhören des Wedens (bhava-nirodho) hört auch dukkha auf (dukkha-nirodha). Dies ist das Ziel der Schulung des Buddha!

Fasst man alle Hinweise in den Lehrreden (z.B. M27, D2, M51, 38, 39, 53, 107, 125) in Bezug auf die Schulung des Buddha für seine Schüler zusammen, so zeichnet sicĥ der folgende Stufenweg ab:

Das stufenweise Training (anupubbasikkhā)

Vorbereitung (1 bis 5)
1. Das Erscheinen eines Wahrheitsfinders (Tathagata) in der Welt - idha tathāgato loke uppajjati
2. Der Buddha lehrt und erläutert des Dhamma und zeigt den Weg zum Ende von Dukkha
3. Hören (und Lernen) des Dhamma beim Buddha oder einem seiner fortgeschrittenen Schüler
4. Vertrauen in den Buddha und sein Dhamma sowie der Wunsch nach heiligem Leben 
5. Zuflucht (Buddha, Dhamma u. Sangha) und ggf. Herausgehen (Ordination)

Sila (6 bis 11)
6. Übung und Beachtung der 5/8 Silas und ggf. des Vinaya (Ordination)
7. Reinigung von Verhalten und Rede (Lebensweise) 
8. Zufriedenheit mit dem, was für das Leben notwendig ist (Requisiten bei den Ordinierten)
9. Bewachung u. Zügelung der Sinne (siehe 1/1a)
10. Mäßigung beim Essen und Schlafen (siehe 1a)
11. Achtsamkeit und Klarbewusstheit (siehe 1a)

Samadhi (12 bis 14)
12. Aufgeben der fünf Hemmungen (nivarana)
13. Ruhemeditation- Erreichen der vier formhaften Versenkungen - samatha
 14) Einsichtskontemplation „wie die Dinge wirklich sind“: Anicca, Dukkha u. Anatta - vipassana

Panna (15 u. 16)
15. drei wahre Wissen - tevijja - entpricht den drei höheren abhiññā
16. Befreiung - vimutti - Arahantschaft, Nibbāna

(Erläuterungen zu abhiññā)

Drei „niedere„ Geisteskräfte
a. Übernatürliche Fähigkeiten - iddhi, 
b. Das himmlische Ohr - dibba-sota, 
c. Durchschauen der Herzen anderer - parassa ceto-pariyañāṇa 

Drei „höheren“ Geisteskräfte
a. Erinnerung an frühere Existenzen - pubbe nivāsānusssati,
b. Wiedergeburt entsprechend dem Karma - dibba-cakkhu,
c. Vernichtung der Triebe (Unwissenheitstrieb, Werdenstrieb u. Sinnentrieb) - āsavakhaya

In der nachfolgenden Lehrrede fasst der Buddha diesen Stufenweg wie folgt zusammen:

Majjhima Mikāya 125
Dantabhūmi Sutta
Die Stufe des Gezähmten
(Ein Buddha ist in der Welt erschienen und lehrt das Dhamma)

Genauso, Aggivessana, erscheint da ein Tathāgata in der Welt, ein Verwirklichter, ein vollständig Erwachter, vollkommen im wahren Wissen und erhaben im Verhalten, vollendet, Kenner der Welten, unvergleichlicher Meister bezähmbarer Menschen, Lehrer himmlischer und menschlicher Wesen, ein Erwachter, ein Erhabener. Er erläutert diese Welt mit ihren Māras und Brahmās, er erläutert diese Generation mit ihren Mönchen und Brahmanen, ihren Prinzen und dem Volk, was er mit höherer Geisteskraft selbst verwirklicht hat. Er lehrt das Dhamma, das gut am Anfang, gut in der Mitte und gut am Ende ist, mit "der richtigen Bedeutung und dem richtigen Wortlaut" (unverfälscht), er enthüllt ein heiliges Leben, das äußerst vollkommen und rein ist.“

(Hören des Dhamma und Vertrauen in den Buddha)

„Ein Haushälter oder Sohn eines Haushälters oder jemand, der in einer anderen Familie geboren wird, hört jenes Dhamma. Wenn er das Dhamma hört, erlangt er Vertrauen in den Tathāgata. Im Besitz jenes Vertrauens erwägt er: ,Das Leben eines Haushälters ist eng und staubig; das Leben in der Hauslosigkeit ist weit und offen. Während man zu Hause wohnt, ist es nicht leicht, das heilige Leben zu führen, das zutiefst vollkommen und rein ist, wie eine polierte Muschel. Angenommen, ich rasiere mir das Kopfhaar und den Bart ab, ziehe die gelbe Robe an und ziehe vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit.‘ Bei späterer Gelegenheit rasiert er sich das Kopfhaar und den Bart ab, zieht die gelbe Robe an und zieht vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit. Auf diese Weise gelangt ein edler Schüler heraus auf das freie Feld; denn Götter und Menschen gieren nach den fünf Strängen sinnlichen Vergnügens.“

(Sila/Ethik: Als Laie die 5/8 Regeln bzw. als Mönch/Nonne die Ordensregeln einhalten)

„Dann schult ihn der Tathāgata weiter: ,Komm, Bhikkhu, sei sittsam, zurückgehalten mit der Einhaltung der Pātimokkha-Regeln, sei vollkommen im Verhalten und (der Wahl des) Aufenthaltsorts, und indem du den Schrecken im kleinsten Fehler siehst, übe dich, indem du die Übungsregeln auf dich nimmst.‘“

(die Sinne und das Denken beschützen)

„Aggivessana, wenn der edle Schüler sittsam ist, zurückgehalten mit der Einhaltung der Pātimokkha-Regeln, vollkommen im Verhalten und (der Wahl des) Aufenthaltsorts, und wenn er, indem er den Schrecken im kleinsten Fehler sieht, sich übt, indem er die Übungsregeln auf sich nimmt, dann schult ihn der Tathāgata weiter: ,Komm, Bhikkhu, beschütze deine Sinnestore.

Wenn du mit dem Auge eine Form siehst, klammere dich nicht an ihre Zeichen und ihr Erscheinungsbild (lässt die Sinne nicht reizen). Da üble, unheilsame Geisteszustände des Verlangens und der Abneigung in dich eindringen könnten, wenn du den Sehsinn unkontrolliert läßt, übe dich in dessen Kontrolle, beschütze den Sehsinn, beschäftige dich mit der Kontrolle des Sehsinns.

Wenn du mit dem Ohr einen Klang hörst, klammere dich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände des Verlangens und der Abneigung in dich eindringen könnten, wenn du den Hörsinn unkontrolliert läßt, übe dich in dessen Kontrolle, beschütze den Hörsinn, beschäftige dich mit der Kontrolle des Hörsinns.

Wenn du mit der Nase einen Geruch riechst, klammere dich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände des Verlangens und der Abneigung in dich eindringen könnten, wenn du den Geruchsinn unkontrolliert läßt, übe dich in dessen Kontrolle, beschütze den Geruchsinn, beschäftige dich mit der Kontrolle des Geruchsinns.

Wenn du mit der Zunge einen Geschmack schmeckst, klammere dich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände des Verlangens und der Abneigung in dich eindringen könnten, wenn du den Geschmacksinn unkontrolliert läßt, übe dich in dessen Kontrolle, beschütze den Geschmacksinn, beschäftige dich mit der Kontrolle des Geschmacksinns.

Wenn du mit dem Körper ein Berührungsobjekt fühlst, klammere dich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände des Verlangens und der Abneigung in dich eindringen könnten, wenn du den Berührungssinn unkontrolliert läßt, übe dich in dessen Kontrolle, beschütze den Berührungssinn, beschäftige dich mit der Kontrolle des Berührungssinns.

Wenn du mit dem Geist ein Geistesobjekt (Gedanken, Ansichten u. Erinnerungen) erfährst, klammere dich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände des Verlangens und der Abneigung in dich eindringen könnten, wenn du den Geistsinn unkontrolliert läßt, übe dich in dessen Kontrolle, beschütze den Geistsinn, beschäftige dich mit der Kontrolle des Geistsinns.‘“

(Mäßigung beim Essen)

„Aggivessana, wenn der edle Schüler seine Sinnestore beschützt, dann schult ihn der Tathāgata weiter: ,Komm, Bhikkhu, mäßige dich im Essen. Mit weiser Betrachtung solltest du Nahrung zu dir nehmen, weder zum Spaß, noch zur Berauschung, noch zum Schmücken, noch zur Verschönerung, sondern nur, um diesen Körper am Leben zu erhalten, ihn zu ernähren, um das Unbehagen des Hungers zu beenden, und um das heilige Leben zu fördern, indem du erwägst: ›So werde ich alte Gefühle (des Hungers) beenden, ohne neue Gefühle (der Übersättigung) zu erwecken, und ich werde gesund und ohne Tadel sein und ich werde ein leichtes Leben haben.‹‘“

(Läuterung des Herzens)

„Aggivessana, wenn der edle Schüler im Essen gemäßigt ist, dann schult ihn der Tathāgata weiter: ,Komm, Bhikkhu, widme dich der Wachsamkeit. Am Tage läutere dein Herz beim Auf- und Abgehen (Gehmeditation) und Sitzen (in Mediation) von hinderlichen (unheilsamen) Geisteszuständen. Während der ersten Nachtwache läutere dein Herz beim Auf- und Abgehen und Sitzen von hinderlichen Geisteszuständen. In der mittleren Nachtwache solltest du dich auf der rechten Seite niederlegen, in der Löwenstellung, mit einem Fuß über dem anderen, achtsam und wissensklar, nachdem du dir die Zeit zum Aufstehen eingeprägt hast. Nach dem Aufstehen, in der dritten Nachtwache, läutere dein Herz beim Auf- und Abgehen und Sitzen von hinderlichen Geisteszuständen.‘“

(Achtsamkeit und Wissensklarkeit)

„Aggivessana, wenn sich der edle Schüler der Wachsamkeit widmet, dann schult ihn der Tathāgata weiter: ,Komm, Bhikkhu, sei von Achtsamkeit und Wissensklarheit erfüllt.

Handle wissensklar beim Hingehen und Zurückgehen;
handle wissensklar beim Hinschauen und Wegschauen;
handle wissensklar beim Beugen und Strecken der Glieder;
handle wissensklar beim Tragen deiner Robe und beim Umhertragen deiner äußeren Robe und deiner Schale;
handle wissensklar beim Essen, Trinken, Kauen und Schmecken;
handle wissensklar beim Entleeren von Kot und Urin;
handle wissensklar beim Gehen, Stehen, Sitzen, Einschlafen, Aufwachen, beim Reden und Schweigen.‘“

(sich für die Meditation an einen ruhigen Ort zurückziehen)

„Aggivessana, wenn der edle Schüler Achtsamkeit und Wissensklarheit besitzt, dann schult ihn der Tathāgata weiter: ,Komm, Bhikkhu, ziehe dich an eine abgeschiedene Lagerstätte zurück: in einen Wald, an den Fuß eines Baumes, auf einen Berg, in eine Schlucht, in eine Berghöhle, an eine Leichenstätte, in ein Dschungeldickicht, auf ein freies Feld, auf einen Strohhaufen.‘“

„Er zieht sich an eine abgeschiedene Lagerstätte zurück: in einen Wald, an den Fuß eines Baumes, auf einen Berg, in eine Schlucht, in eine Berghöhle, an eine Leichenstätte, in ein Dschungeldickicht, auf ein freies Feld, auf einen Strohhaufen. Nach der Rückkehr von seiner Almosenrunde, nach seiner Mahlzeit, setzt er sich mit gekreuzten Beinen und gerade aufgerichtetem Oberkörper hin und hält die Achtsamkeit vor sich gegenwärtig.

(die fünf Hindernisse zur Meditation überwinden)

(1) Indem er die Habgier nach weltlichen Dingen überwindet, verweilt er mit einem Gemüt, das frei ist von Habgier; er läutert sein Herz von Habgier.

(2) Indem er Übelwollen und Haß überwindet, verweilt er mit einem Herzen, das frei ist von Übelwollen, das Mitgefühl empfindet für das Wohlergehen aller Lebewesen; er läutert sein Herz von Übelwollen und Haß.

(3) Indem er Trägheit und Mattheit überwindet, verweilt er frei von Trägheit und Mattheit, lichten Geistes, achtsam und wissensklar; er läutert sein Herz von Trägheit und Mattheit.

(4) Indem er Rastlosigkeit und Gewissensunruhe überwindet, verweilt er ausgeglichen, mit einem Herzen, das inneren Frieden hat; er läutert sein Herz von Rastlosigkeit und Gewissensunruhe.

(5) Indem er den Zweifel überwindet, verweilt er dem Zweifel entronnen, ohne Unsicherheit in Bezug auf heilsame Geisteszustände; er läutert sein Herz vom Zweifel.“

[die vier Grundlagen der Achtsamkeit]

„Nachdem er so diese fünf Hindernisse, diese Unvollkommenheiten des Gemüts (Herz/citta), die die Weisheit schwächen, überwunden hat,

verweilt er, indem er beim Körper den Körper betrachtet (Atmung, Aufbau, Entstehen und Vergehen), eifrig, völlig achtsam und wissensklar, nachdem er Verlangen und Abneigung gegenüber der Welt beseitigt hat.

Er verweilt, indem bei den Empfindungen (angenehm, unangenehm oder indifferent) die Empfindungen betrachtet, eifrig, völlig achtsam und wissensklar, nachdem er Verlangen und Abneigung gegenüber der Welt beseitigt hat.

Er verweilt, indem er beim Gemüt (Herz/citta) das Gemüt betrachtet (Gemütszustände: Verlangen, Abneigung, Verblendung usw), eifrig, völlig achtsam und wissensklar, nachdem er Verlangen und Abneigung gegenüber der Welt beseitigt hat.

Er verweilt, indem er bei den Dingen (Geistobjekte/dhamma) die Dinge betrachtet (hier das Buddha Dhamma) , eifrig, völlig achtsam und wissensklar, nachdem er Verlangen und Abneigung gegenüber der Welt beseitigt hat.“

„Ebenso, Aggivessana, wie der Elefantenbändiger einen großen Pfosten in die Erde eingräbt und den Waldelefanten am Hals daran festbindet, um seine Waldgewohnheiten zu bändigen, um seine Erinnerungen und Absichten des Waldlebens zu bezähmen, um seinen Kummer, seine Erschöpfung und sein Fieber über das Verlassen des Waldes zu dämpfen, um ihn dazu zu bringen, Gefallen an der Stadt zu finden, um ihm Gewohnheiten einzuschärfen, die zu den Menschen passen,

so sind diese vier Grundlagen der Achtsamkeit die Bande für das Gemüt (Herz) des edlen Schülers, um seine Gewohnheiten, die auf dem Haushälterleben beruhen, zu bändigen, um seine Erinnerungen und Absichten, die auf dem Haushälterleben beruhen, zu bezähmen, um seinen Kummer, seine Erschöpfung und sein Fieber, die auf dem Haushälterleben beruhen, zu dämpfen, um ihn dazu zu bringen, den direkten Weg zu erlangen und Nibbāna zu verwirklichen.“

[Samadhi: Die vier Stufen der Versenkung (jhanas)]

(Erstes Jhana: Betrachten ohne Gedankenfassen)

„Dann schult ihn der Tathāgata weiter: ,Komm, Bhikkhu,

verweile, indem du beim Körper den Körper betrachtest, aber hege keine Gedanken, die mit dem Körper verbunden sind;
verweile, indem du bei den Empfindungen die Empfindungen betrachtest, aber hege keine Gedanken, die mit Empfindungen verbunden sind;
verweile, indem du beim Gemüt das Gemüt betrachtest, aber hege keine Gedanken, die mit dem Gemüt verbunden sind;
verweile, indem du bei den Geistesobjekten (Gedanken) die Geistesobjekte betrachtest, aber hege keine Gedanken, die mit Geistesobjekten verbunden sind.‘“

„Mit der Stillung von Denken und Erwägen tritt er in die zweite Vertiefung ein, die innere Beruhigung und Einheit des Herzens (Gemüt) enthält, ohne Denken und Erwägen, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Sammlung entstanden sind.

Mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend, achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, tritt er in die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: ,Glückselig verweilt derjenige, der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist‘, und verweilt darin.

Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, tritt er in die vierte Vertiefung ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin.“

(Panna: Die drei Wissen)

„Wenn sein konzentriertes Herz (citta) auf solche Weise geläutert, klar, makellos, der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich ist, richtet er es auf das Wissen von der Erinnerung an frühere Leben. Er erinnert sich an viele frühere Leben, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend Geburten, hunderttausend Geburten, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog, viele Äonen, in denen sich das Weltall ausdehnte, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog und ausdehnte: ,Dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, solcherart war meine Nahrung, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich woanders wieder; auch dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, war meine Nahrung solcherart, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich hier wieder.‘ So erinnert er sich an viele frühere Leben mit ihren Aspekten und Besonderheiten.“

„Wenn sein konzentriertes Herz auf solche Weise geläutert, klar, makellos, der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich ist, richtet er es auf das Wissen vom Sterben und Wiedererscheinen der Wesen. Er sieht mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche, in Glück und Elend. Er versteht, wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern: ,Diese geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache und Geist übel benommen haben, die die Edlen geschmäht haben, die falsche Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, wiedererschienen, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, ja sogar in der Hölle; aber jene geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache und Geist wohl benommen haben, die die Edlen nicht geschmäht haben, die richtige Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort wiedererschienen, ja sogar in der himmlischen Welt.‘ So sieht er mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche, in Glück und Elend, und er versteht, wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern.“

„Wenn sein konzentriertes Herz auf solche Weise geläutert, klar, makellos, der Unvollkommenheit ledig, gefügig, nutzbar, stetig und unerschütterlich ist, richtet er es auf das Wissen von der Vernichtung der Triebe. Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist Dukkha.‘ Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Ursprung von Dukkha.‘ Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist das Aufhören von Dukkha.‘ Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt.‘ Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies sind die Triebe.‘ Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Ursprung der Triebe.‘ Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist das Aufhören der Triebe.‘ Er versteht der Wirklichkeit entsprechend: ,Dies ist der Weg, der zum Aufhören der Triebe führt.‘“

(das Ende von Dukkha)

„Wenn er so weiß und sieht, ist sein Herz vom Sinnestrieb befreit, vom Werdenstrieb und vom Unwissenheitstrieb. Wenn es so befreit ist, kommt das Wissen: ,Es ist befreit.‘ Er versteht: ,(Wieder-)Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.‘“

„Jener Bhikkhu erträgt Kälte und Hitze, Hunger und Durst, und Kontakt mit Bremsen, Moskitos, Wind, Sonne und Kriechtieren; er erträgt böswillig gesprochene, unwillkommene Worte und aufgekommene körperliche Gefühle, die schmerzhaft, scharf, hart, peinigend, unangenehm, unerfreulich und lebensbedrohlich sind. Frei von jeglicher Begierde, jeglichem Haß und jeglicher Verblendung, von den Fehlern geläutert, ist er der Geschenke würdig, würdig der Gastfreundschaft, würdig der Gaben, würdig der Ehrerbietung, ist er ein unübertreffliches Verdienstfeld für die Welt.“

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Die vierfache Errichtung der Achtsamkeit

Das "Sutta über der Errichtung von Achtsamkeit" kommt im Tipiṭaka in zwei Fassungen vor:

(1) Satipaṭṭhānasutta des Majjhima Nikāya 10
(2) Mahāsatipaṭṭhānasutta des Dīgha Nikāya 22

Beide stimmen wortwörtlich überein mit einer Ausnahme: das Mahāsatipaṭṭhānasutta fügt bei den vier edlen Wahrheiten noch einen kommentierenden Text zu den vier edlen Wahrheiten ein. Dieser Text ist eine der ausführlichsten Beschreibungen dazu, die man in den Lehrreden finden kann.

Die vier Errichtungen von Achtsamkeit finden sich zudem auch im Anapanasati Sutta in abgewandelter Form als sechzehn Stufen der Betrachtung beim Ein- und Ausatmen, sowie in etlichen kleineren Suttas als Übersicht. Es gibt jedoch an keiner anderen Stelle in den Lehrreden des Buddha eine solch ausführliche Darlegung, von der der Buddha zudem sagt, dass diese dort dargestellte Praxis der einzig gangbare bzw. der direkte Weg zu Nirvana wäre.

 Die geistigen Qualitäten, die für Satipatthâna erforderlich sind, werden wie folgt definiert: Man sollte unermüdlich (âtâpî), wissensklar (sampajâna), achtsam (sati) und frei von Verlangen und Betrübnis (vineyya abhijjhâ-domanassa) hinsichtlich der Welt sein.

Die Achtsamkeit (Sati) richtet sich dabei auf die vier Betrachtungsgebiete:

Körper, Gefühl, Herz (Gemüt) u. Dhammā (Geistobjekte).

Die vier Errichtungen der Achtsamkeit führen zur Lösung der Fesseln, mit denen wir an den Daseinskreislauf (Wiedergeburten) gebunden sind. Die Fesseln sind bedingt durch den Durst (Tanha) nach Werden (Bhava) und sinnlichem Erleben (Sinnes- und Geistobjekte). Dieser Durst (Tanha) entfaltet sich im Herzen (Citta), wenn wir auf die Gefühle (angenehm, unangenehm oder indifferent) beim Kontakt der Sinne mit den Sinnesobjekten sowie dem Geist (Mano) mit den Gedanken aus Gier (Verlangen), Hass (Abneigung) und Verblendung (falsche Ansichten) reagieren.

Achtsamkeit bedeutet beim Kontakt der Sinne mit den Sinnesobjekten sowie dem Geist mit den Geistobjekten in Gleichmut, frei von Gier, Hass und Verblendung, zu sein. Es gilt die Sinneseindrücke und Gedanken nicht zu ergreifen und mehr daraus zu machen als sie sind. Ergreifen führt sonst zu Anhaftung. Anhaften führt wiederum zu neuem Werden (Wiedergeburt).

Wenn wir lernen die Dinge so zu sehen, wie sie sind (Anicca, Dukkha u. Anatta) werden wir desillusioniert. So beruhigt sich denn schließlich das Herz (Gemüt) und befreit sich von den Trieben (Unwissenheitstrieb, Daseinstrieb u. Sinnentrieb).

Saṃyutta Nikaya 47
Errichtung von Achtsamkeit
37. Wille (Chandasutta)

In Sāvatthi.

Vier Errichtungen von Achtsamkeit gibt es, ihr Mönche. Welche vier?

Da verweilt, ihr Mönche, der Mönch beim Körper den Körper betrachtend (kāye kāyānupassī viharati), unermüdlich (âtâpî), wissensklar (sampajaììa) und achtsam (sati), nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns (vineyya abhijjhâ-domanassa).

Indem er so beim Körper den Körper betrachtend verweilt,
da schwindet ihm, was Wille zum Körper war, dahin.
Durch Schwinden des Willens ist das Todlose (Nirvana) verwirklicht.

Da verweilt der Mönch bei den Gefühlen die Gefühle betrachtend (angenehm, unangenehm indifferent), ...

beim Gemüt (Herz/citta) das Gemüt betrachtend (Verlangen, Abneigung u. Verblendung usw.), ...

bei den Geistobjekten (dhamma) die Geistobjekte betrachtend (Ansichten, Meinungen u. Erinnerungen), unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns.

Indem er so bei den Gefühlen die Gefühle betrachtend verweilt,
beim Gemüt das Gemüt betrachtend verweilt,
bei den Geistobjekten die Geistobjekte betrachtend verweilt,

da schwindet ihm, was Wille zu den Gefühlen, zum Gemüt, zu den Geistobjekten war, dahin.
Durch Schwinden des Willens (in Bezug auf Sinnes- u. Geistobjekte sowie Daseinsgrundlagen: Körper und Geist nebst Bewusstsein)
ist das Todlose (Nirvana) verwirklicht.“

Die vier Errichtungen der Achtsamkeit werden als die zentralen Übungen angesehen, die der Buddha seinen Mönchen/Nonnen und Laienanhängern als spirituelle Praxis gelehrt hat. Sie dienen dazu, die Anhaftung an die Daseinsgrundlagen (Khandha) sowie mittels dieser an die Sinnes- und Geistobjekte nicht aufkommen zu lassen. Denn ohne Anhaftung kein neues Werden (Wiedergeburt). So findet sich denn am Ende jeden Abschnitts auch die folgende Zusammenfassung:

Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt (auf allen Ebenen des Seins) festzuhalten.

Saṃyutta Nikaya 47
Errichtung von Achtsamkeit
15. Bāhiyo

In Sāvatthi.

Da begab sich der ehrwürdige Bāhiyo dorthin, wo der Erhabene weilte, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandte sich der Ehrwürdige Bāhiyo also an den Erhabenen:

„Gut wäre es, o Herr, wenn mir der Erhabene in Kürze die Lehre zeigte, damit ich, nachdem ich des Erhabenen Lehre vernommen, einsam, abgesondert, unermüdlich, in heißem innigem Ernste weilen kann.“

„Wohlan denn, Bāhiyo, so hast du dich von Anfang an in den heilsamen Dingen zu läutern. Und was ist der Anfang der heilsamen Dinge? Gut geläuterte Tugend (Silas) und gradlinige Ansicht (Rechte Ansicht). Und wenn da, Bāhiyo, deine Tugend gut geläutert sein wird und deine Ansicht gradlinig, dann magst du, auf Tugend gestützt, in den Tugenden gefestigt, die vier Errichtungen von Achtsamkeit entfalten.

Wenn du, Bāhiyo, auf Tugend gestützt, in den Tugenden gefestigt, diese 4 Errichtungen von Achtsamkeit entfaltest, dann ist bei dir, Bāhiyo, bei Tag und Nacht ein Wachsen heilsamer Dinge zu erwarten, kein Rückfall.“

Und der Ehrwürdige Bāhiyo, durch des Erhabenen Worte erfreut und zufrieden, erhob sich, grüßte den Erhabenen und ging rechts herum fort.

Und der Ehrwürdige Bāhiyo, einsam, abgesondert, unermüdlich, in heißem innigem Ernste verweilend, hatte gar bald, was edle Söhne gänzlich von Hause fort in die Hauslosigkeit lockt, jenes höchste Ziel des Brahma-Wandels noch bei Lebzeiten in eignem Überblick verwirklicht und errungen: ‚Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-Wandel, gewirkt das Werk, nichts Höheres gibt es über dieses hier.‘ verstand er da. Auch einer der Heiligen (Arahat) war der ehrwürdige Bāhiyo geworden.

————

Die Fünf Silas sind die grundlegenden Richtlinien buddhistischer Ethik. Sie sind Ausdruck einer heilsamen und mitfühlenden Geisteshaltung. Sie tragen zur Beruhigung des Geistes bei und erleichtern so die Praxis der Meditation und Kontemplation. Die Übungsregeln sind wie folgt:
 
1. Ich will keine Wesen töten oder verletzen.
 
2. Ich will nichts nehmen, was mir nicht gegeben wird.
 
3. Ich will durch mein sexuelles Verhalten niemandem schaden.
 
4. Ich will darauf achten, nicht zu lügen, mit Worten nicht zu verletzen und leeres Geschwätz vermeiden.
 
5. Ich will mich dem Konsum von Substanzen enthalten, die den Geist trüben oder verwirren.

Die Entfaltung der rechten Einsicht, Gesinnung und der Ethik sind nicht als willkürliche Bedingungen zu verstehen, sondern die Voraussetzungen für den Stromeintritt.

Ohne den Stromeintritt wird der Geistesschüler nur mühsam, wenn überhaupt Fortschritte machen, vor allem im vierten Übungsfeld (Buddha-Dhamma). Es könnten Zweifel am Buddha und seinem Dhamma aufkommen und die Übungen dann sogar zur Abkehr von diesem Pfade führen.

Zudem ist eine gewisse Weltabgewandtheit unumgänglich, um sich auf den Pfade nach Innen zu begeben. D.H. Es gilt, so wenig abgelenkt wie möglich zu sein, um eine tiefe Sammlung zu erreichen. Ablenkung bzw. Zerstreuung ist natürlich das genaue Gegenteil von Sammlung, wirkt daher dem Ziel entgegen.

Dabei ist zwischen Sati und samma Sati zu unterscheiden. Eine gewisse allgemeine Achtsamkeit (Sati) ist immer zu pflegen, führt sie doch zu einer bewussteren Lebensführung. Doch der Weg zu rechten Achtsamkeit führt über die sechs vorherigen Stufen des achtfachen Pfades:

Der Weg führt von der Rechten Einsicht über Rechte Gesinnung zur Tugend (rechte Rede, rechtes Denken, rechtes Handeln, rechter Lebenserwerb) und dann zur „Rechten Anstrengung“ (samma- viriya) in Bezug auf die Kultivierung von Heilsamen und die Vermeidung von Unheilsamen in Gedanken, Worten und Werken. Dann sind wir optimal vorbereitet für die „Rechte Achtsamkeit“ (samma-sati) und „Rechter Sammlung“ (samma-samadhi).

Das Ziel der Einsichtsmeditation ist insbesondere das intuitive Erkennen der drei Daseinsmerkmale: Anicca (Unbeständigkeit u. Vergänglichkeit), Dukkha (Unzulänglichkeit u. Leidhaftigkeit) und der Anatta (die Khandhas sind nicht das Selbst und damit ohne Kontrolle), die Beseitigung der Verunreinigungen des Herzens (Kilesas: Gier, Hass und Verblendung), sowie der Triebversiegung (Asavas: Unwissenheitstrieb, Daseinstrieb u. Sinnentrieb).
 
Das Leitthema ist Anicca, also das bedingte Entstehen, Vergehen und Anderswerden in 

der Betrachtung des Körpers (Atem, Lage, Aktivitäten),
der Betrachtung der Gefühle (angenehm, unangenehm oder neutral),
der Betrachtung des Herzens  (Verlangen, Abneigung usw.) sowie der Entwicklung von Weisheit durch die 
Betrachtung der Buddha Dhamma (insbesondere Anicca, Dukkha u. Anatta).

Das Ziel ist es, durch Weisheit (Rechtes Wissen) den Durst (tanha) nach Werden und sinnlichem Erleben zu überwinden. Dadurch setzen sich die Khandhas (Körper und Geist) nicht mehr weiter fort. Das Erleben (Bewusstsein) von Ich und Mein in der Welt erlöscht und Nirvana wird erfahren.

Letztendlich ist die nachfolgend von Buddha aufgezeigte Anleitung eine Suchttherapie. Durch die tiefe Einsicht in das Buddha-Dhamma wird das Herz (Gemüt/citta) entwöhnt vom Durst nach Werden und sinnlichem Erleben, der Illusion eines „Ich und Mein“ in der Welt, auf der Suche nach beständigem Glück im einer Welt, die der Unbeständigkeit und Vergänglichkeit unterliegt und bereitet dieses so für die Erkenntnis vor:

Nichts im Daseinskreislauf (Samsara) ist der Mühe wert; nur Nirvana ist Frieden!

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Dīgha Nikāya 22
Mahāsatipaṭṭhāna Sutta

Die große Lehrrede über die vollkommene Errichtung der Achtsamkeit

So habe ich gehört: Einmal lebte der Erhabene im Land der Kuru bei einer ihrer Städte namens Kammâsadamma. Dort sprach er die Mönche an: „Ihr Mönche!“ – „Ehrwürdiger!“, antworteten sie. Der Erhabene sagte dies::


1. Einleitung 

 „Mönche, dies ist der einzig gangbare Weg (ekâyano maggo)“

[Erläuterung: Der Pâli-Ausdruck ekâyano maggo, setzt sich aus den Teilen eka, „eins“, ayana, „gehen“, und magga, „Weg“, zusammen. Er kann somit als „der einzig gangbare Weg“ übersetzt werden,

der direkt zur Verwirklichung von Nibbana führt.

In diesem Sinne sprach auch der Brahma Sahampati:
      (Samyutta-Nikāya 47.18)
"Den 'Einen Wegkennt Er, der Mitleidvolle,
Er, der das Ende schaute von Geburt und Tod.
Auf diesem Wege kreuzte früher man die Flut,
Wird man sie künftig kreuzen und man kreuzt sie heut."

Die Bezeichnung "ekāyano" oder "ekāyano maggo" wurde vom Buddha ausschließlich auf die Errichtung der Achtsamkeit (satipatthāna) angewandt und kommt im Kanon lediglich in den beiden Satipatthāna-Sutten sowie in dem eben zitierten Samyutta-Text vor]

„zur Läuterung der Wesen  (sattānam visuddhiyā)“

[Dieser Weg dient zur Läuterung der Wesen, deren Herz (Gemüt/citta) befleckt ist von den Kilesas (der Gier, des Hasses und der Verblendung). Es heißt: "Herzensbefleckung verunreinigt die Wesen, Herzensklärung läutert sie" (Samyutta-Nikāya 22.100). Diese Herzensklärung kommt durch jenen Weg der Errichtung von Achtsamkeit (sati-patthāna-maggo) zustande. Daher heißt es: "Zur Läuterung der Wesen."]

zur Überwindung von Kummer und Wehklagen (Lebensumstände)“,
zum Untergang von Schmerz und Trübsal (körperlich und geistig)“,
(Es geht also um das Ende von Dukkha, dass wie in der ersten edlen Wahrheit beschrieben, erfahren wird)

„zur Gewinnung des rechten (überweltlichen) Pfades (ñāyassa adhigamāya)“,
[zur Erlangung der Ariya-Stufen:  
den Stromeingetretenen (sotāpanna),
den Einmalwiederkehrenden (sakadāgāmi),
den Nichtwiederkehrer (anāgami),
den Heiligen (arahat)]

„zur Verwirklichung von Nibbāna (nibbānassa sacchikiriyāya),
[Dieser Satipatthāna-Weg führt zur Verwirklichung, d.h. dem eigenen Erleben des Todlosen, das als Nibbāna bezeichnet wirdDie Befreiung des Herzens (Citta) von den Trieben (Unwissenheitstrieb, Werdenstrieb u. Sinnentrieb) ist vollzogenEs ist frei von Verlangen, Abneigung u. Verblendung (Cetovimutti Pannavimutti)]

nämlich:

die vier Errichtungen der Achtsamkeit.

Was sind die vier? Mönche, da verweilt ein Mönch,

indem er beim Körper in Betrachtung (anupassî) des Körpers verweilt,
(Entstehen, Vergehen und Anderswerden des Körpers betrachten. Der Körper ist nur eine Daseinsgrundlage)

unermüdlich (âtâpî) wissensklar (sampajaììa) und achtsam (sati),

nachdem er Verlangen und Betrübnis (vineyya abhijjhâ-domanassa) hinsichtlich der Welt hinter sich gelassen hat.

Indem er beim Gefühl in Betrachtung der Gefühle verweilt,
(angenehm, unangenehm, weder-unangenehm-noch-angenehm)

indem er beim Herz (Citta/Gemüt) in Betrachtung des Herzens verweilt,
(Gemütszustände: Verlangen, Abneigung, Verblendung usw.)

indem der bei den Dhammas (Geistobjekten) in Betrachtung der Dhammas verweilt,
(Anicca, Dukkha u. Anatta)

unermüdlich, wissensklar und achtsam,

frei von Verlangen und Sorgen hinsichtlich der Welt.

 
2. Die Körperbetrachtungen - Kāyānupassanā

2.1 Wissensklar u. achtsam beim Ein- und Ausatmen - Ānāpānasati

Und wie, Mönche, verweilt ein Mönch, indem er beim Körper in Betrachtung des Körpers verweilt? Da geht ein Mönch in den Wald oder zu den Wurzeln eines Baumes oder in eine leere Hütte und setzt sich hin; nachdem er die Beine gekreuzt, den Oberkörper aufgerichtet und Achtsamkeit vor sich (Ein- u. Ausströmen der Atemluft um den Mund oder Nase) verankert hat.

atmet er stets achtsam ein, stets achtsam atmet er aus..

Lang einatmend weiß er: ‚Ich atme lang ein.‘ Lang ausatmend weiß er: ‚Ich atme lang aus.‘
Kurz einatmend weiß er: ‚Ich atme kurz ein.‘ Kurz ausatmend weiß er: ‚Ich atme kurz aus.‘

‚Den ganzen Körper erlebend werde ich einatmen.‘, so übt er sich.
‚Den ganzen Körper erlebend werde ich ausatmen.‘, so übt er sich.

‚Ich werde einatmen und dabei alle körperlichen Funktionen beruhigen.‘, so übt er sich.
‚Ich werde ausatmen und dabei alle körperlichen Funktionen beruhigen.‘, so übt er sich.

So wie ein geschickter Drechsler oder sein Lehrling weiß, wenn er eine lange Rundung macht: ‚Ich mache eine lange Rundung.‘ oder wenn er eine kurze Rundung macht, weiß: ‚Ich mache eine kurze Rundung.‘ Genauso weiß ein Mönch, wenn er lang einatmet: ‚Ich atme lang ein.‘ …übt sich ein Mönch: ‚Ich werde ausatmen und dabei alle körperlichen Funktionen beruhigen.‘

(Einsicht - wiederholter Schlussvers nach jeder Übung)

Erläuterung zur Anweisung:

Gemäß der Anweisung des Buddha wird als Einstimmung auf die Meditation zunächst der Fluss des Atems beobachtet, ohne den Fluss zu regulieren, einfach wie er kommt und geht.

Nach einer gewissen Zeit achtet man darauf, ob die Atmung kurz oder lang ist und macht sich dies bewusst.

Nun erweitern wir unsere Aufmerksamkeit auf den ganzen Körper, wie er mit Zwerchfell, Brust und Schultern ein und aus atmet.

Im weiteren Verlauf beruhigen wir mit dem Atem auch die Funktionen des Körpers. 

Diese Übung kann man in jeder Lebenslage ausüben, nicht nur beim meditativen Sitzen, denn der Atem ist immer da, er begleitet uns von der Geburt bis zum Lebensende. Eine kurze und gelegentliche Hinwendung zum Atem wird sich sehr positiv auf die verschiedenen Lebenslagen auswirken. Die Folgen dieser Praxis sind eine körperliche und geistige Beruhigung und einen fokussierten Geist.

  
    2.2 Wissensklar u. achtsam in Bezug auf den Körper

  „In dieser Weise verweilt er, indem er beim Körper in Betrachtung des Körpers verweilt, innerlich oder äußerlich oder beides.

Oder er verweilt, indem er beim Körper das Wesen des Enstehens oder des Vergehens oder beides (Anderswerden) betrachtet.

Oder sein Wissen und seine Achtsamkeit, da ist ein Körper‘ ist einfach in ihm ausreichend errichtet.

Und er verweilt losgelöst ohne an irgendetwas in dieser Welt zu hängen.

Auch in dieser Weise verweilt ein Mönch beim Körper in der Betrachtung des Körpers.“

Erläuterung zur Anweisung:

Man betrachtet den Körper im Bewusstsein von Anicca (alles was entsteht muss auch wieder vergehen) als biologischen Organismus ohne sich damit zu identifizieren. Der Körper ist nur eine Daseinsgrundlage. Er besteht aus einem Skelett, mit Muskeln, Sehnen, Haut, Haaren und Zähnen, sowie inneren Organen zur Lebenserhaltung, Adern mit Blut, Sinnesorganen, Nervensystem und Gehirn.

Der Körper ist aufgebaut aus den Elementen, die über die Nahrung zugeführt wurden. In jedem Augenblick regeneriert sich dieser Körper. Mit Beginn der Zeugung bis zum Tod ist der Körper einem ständigen Wandel unterzogen. Alte Zellen sterben ab und neue wachsen nach - Tag für Tag. Im Verlaufe von 16 Jahre haben wir bis auf das Herz einen ganz NEUEN KÖRPER

Hier können wir uns die Merkmale von Anicca gut vergegenwärtigen: Entstehen, Vergehen und Anderswerden.

Hierzu lehrt der Buddha den Körper wie folgt zu betrachten: „Das ist nicht mein; das bin ich nicht; das ist nicht mein Selbst
    

    2.3 Wissensklar u. achtsam in Bezug auf die Körperhaltung

  Ebenso, Mönche,

wenn ein Mönch geht, weiß er: ‚Ich gehe‘,
wenn er steht, weiß er: ‚Ich stehe‘, 
wenn er sitzt, weiß er: ‚Ich sitze‘ und
wenn er liegt, weiß er: ‚Ich liege‘.

Oder er weiß jeweils die Haltung, in der sein Körper sich gerade befindet.

In dieser Weise verweilt er, indem er den Körper betrachtet, innerlich oder äußerlich …. Auch in dieser Weise verweilt ein Mönch beim Körper in der Betrachtung des Körpers.

Erläuterung zur Anweisung:

Man ist sich der Körperhaltung beim Gehen, beim Stehen, beim Sitzen beim Liegen und dazwischen klar bewusst. Dies führt zu einem besseren Gewahrsein des augenblicklichen, körperlichen Zustandes.
    
    2.4 Wissensklar u. achtsam in Bezug auf die Aktivitäten des Körpers

 „Ebenso, Mönche, ist ein Mönch einer, der klarbewusst handelt, wenn er 

klarbewusst geradeausgeht oder umkehrt,
klarbewusst nach vorne schaut oder zur Seite,
klarbewusst seine Glieder beugt oder streckt,
klarbewusst seine Robe trägt,
klarbewusst sein Außengewand und seine Schale trägt, wenn er
klarbewusst isst, trinkt, Nahrung zu sich nimmt und schmeckt,
klarbewusst den Darm entleert oder uriniert, wenn er
klarbewusst geht, steht, sitzt, einschläft, aufwacht, spricht oder schweigt,

dann ist er einer, der klarbewusst handelt.

In dieser Weise verweilt er, indem er den Körper betrachtet, innerlich oder äußerlich …. Auch in dieser Weise verweilt ein Mönch den Körper als Körper kontemplierend.

Erläuterung zur Anweisung:

Auch hierbei geht es darum, uns unserer Aktivitäten bewusst zu sein (Sampajãna). Man agiert nicht wie üblich im Automatikmodus, ist statt dessen ganz bei der Sache.
    
    2.5 Erwägung der Widerlichkeit des Körpers

    Des Weiteren nun, Mönche, beobachtet ein Mönch genau diesen Körper, der von Haut umgeben und voller Unreinheiten verschiedener Art ist, von den Sohlen aufwärts und von den Haupthaaren abwärts, indem er Folgendes bedenkt: “In diesem Körper sind Kopfhaare, Körperhaare, Nägel, Zähne, Haut, Fleisch, Sehnen, Knochen, Knochenmark, Nieren, Herz, Leber, Brustfell, Milz, Lungen, Gedärme, Eingeweide, Magen und Mageninhalt, Fäkalien, Galle, Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Fett, Tränen, Gewebeflüssigkeit, Speichel, Nasenschleim, Gelenkflüssigkeit und Urin.“

Es ist so, Mönche, als wäre ein Vorratssack mit zwei Öffnungen mit den verschiedensten Getreidesorten gefüllt: mit Reis des Hochlands, Reis des Tieflands, Mungbohnen, Masabohnen, Sesamsaat, geschältem Reis. Und ein Mann würde nun diesen Sack öffnen, mit geschultem Blick dessen Inhalt untersuchen und sagen:

“Dies ist Reis des Hochlands, dies ist Reis des Tieflands, das sind Mungbohnen, das sind Masabohnen, das ist Sesamsaat und dies ist geschälter Reis.“ Auf die gleiche Weise, Mönche, beobachtet ein Mönch genau diesen Körper, der von Haut umgeben und von den Sohlen aufwärts und von den Haupthaaren abwärts voller Unreinheiten verschiedener Art ist, indem er Folgendes bedenkt: “In diesem Körper sind Kopfhaare, Körperhaare, Nägel, Zähne, Haut, Fleisch, Sehnen, Knochen, Knochenmark, Nieren, Herz, Leber, Brustfell, Milz, Lungen, Gedärme, Eingeweide, Magen und Mageninhalt, Fäkalien, Galle, Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Fett, Tränen, Gewebeflüssigkeit, Speichel, Nasenschleim, Gelenkflüssigkeit und Urin.“

Auf diese Weise verweilt er hinsichtlich des Körpers den Körper innerlich betrachtend, oder er verweilt hinsichtlich des Körpers den Körper äußerlich betrachtend, oder er verweilt hinsichtlich des Körpers den Körper sowohl innerlich als auch äußerlich betrachtend. Er verweilt, die Natur des Entstehens im Körper betrachtend, oder er verweilt, die Natur des Vergehens im Körper betrachtend, oder er verweilt, die Natur sowohl des Entstehens als auch des Vergehens im Körper betrachtend. Die Achtsamkeit ‚Ein Körper ist da’ ist in ihm gegenwärtig in dem Maße, das zum reinen Erkennen und für andauernde Achtsamkeit erforderlich ist. Und er verweilt unabhängig, an nichts in der Welt haftend.

Genau so verweilt er hinsichtlich des Körpers, den Körper betrachtend.

Erläuterung zur Anweisung:

Bei dieser Übung werden die verschiedenen Körperteile (innerliche und äusserliche) einzeln visualisiert, was dazu führt, dass die Vorstellung Körper nur dann existiert, wenn alle Bestandteile in einer bestimmten Art und Weise zusammengesetzt und von Haut umgeben sind.

Es ist aber kontraproduktiv, einen Widerwillen gegen den eigenen Körper aufzubauen, es geht dabei mehr darum, die Identifikation (Anhaftung) mit dem «Schönen», dem Körper zu verlierenDurch die Visualisierung der Körperteile gewinnt man allmählich immer mehr an Konzentration, was ein wichtiger Faktor dieser Übung ist. Wenn man dabei noch die Vergänglichkeit (Anicca) und Ichlosigkeit (Anatta) der einzelnen Organe erkennt, hat man einen grossen Schritt getan.

    
    2.6 Erwägung der Elemente aus denen der Körper besteht

 Nach der buddhistischen Lehre bilden die vier Elemente unsere innere und äußere Materie. Sie setzt sich zusammen aus Festem, Flüssigem, Wärme und Bewegung – den vier Grundelementen:

das Feste Element (Knochen, Muskeln, Organe),
das Flüssige Element (Blut u. Körpersäfte),
das Hitze-Element (Körperwärme, Verdauung) und
das Wind-Element (Atem, sonst. Gase im Körper, Bewegung).
   
„Des Weiteren nun, Mönche, betrachtet ein Mönch genau diesen Körper, in welcher Stellung sich dieser auch befinden mag, hinsichtlich der Charakteristika eines jeden Elements, indem er Folgendes bedenkt: “In diesem Körper befindet sich das Erdelement, das Wasserelement, das Feuerelement und das Luftelement.“

So wie ein geschickter Schlachter oder dessen Lehrling, nachdem er ein Rind geschlachtet und es in Portionen zerteilt hat, sich damit an eine belebte Kreuzung setzt, genauso, Mönche, betrachtet ein Mönch diesen Körper, in welcher Stellung sich dieser auch befinden mag, hinsichtlich der Charakteristika eines jeden Elements, indem er Folgendes bedenkt: “In diesem Körper befindet sich das Erdelement, das Wasserelement, das Feuerelement und das Luftelement.“

Und so verweilt er in der Beobachtung des Körpers im Körper, entweder im Innern oder außen, oder im Innern und außen zugleich. Und so verweilt er, das Phänomen des Entstehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des Vergehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des gleichzeitigen Entstehens und Vergehens (Wandel) im Körper beobachtend. Damit wird seine Aufmerksamkeit gefestigt: „Das ist Körper!“ Und so entwickelt er seine Aufmerksamkeit in einem solchen Maß, dass nur noch reines Verständnis zusammen mit reiner Aufmerksamkeit besteht. Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt festzuhalten. So, Mönche, verweilt ein Mönch, den Körper im Körper beobachtend.“

Erläuterung zur Anweisung:

In der vorangegangenen Übung wurde das ganze Organ bzw. Körperteil visualisiert, bei dieser Übung wird das Organ in weitere Bestandteile zerlegt bis zu den vier Grundelementen, die da wären: das Wasserelement, das Windelement, das Feuerelement und das Erdelement. Dies führt weiter zur Entfremdung und Ernüchterung der Vergänglichkeit (Anicca) und Unpersönlichkeit (Anatta) der «Dinge». Es zeigt aber auch insbesondere die Bedingtheit aller Dinge auf. Alles ist aus dem Elementen zusammengesetzt und zerfällt auch wieder in die Elemente, wenn die Bedingungen für die Entstehung und Erhaltung des Körpers nicht mehr gegeben sind.

    
    2.7 Die neun Leichenfeldbetrachtungen

  (1)

„Des Weiteren nun, Mönche, wenn ein Mönch einen auf das Leichenfeld geworfenen Körper sieht, einen, zwei oder drei Tage alt, aufgedunsen, verfärbt und in Verwesung begriffen, so bedenkt er in Bezug auf seinen eigenen Körper: “In der Tat, mein Körper hat die gleiche Natur, er wird ebenso werden und kann dem nicht entgehen.“

Und so verweilt er in der Beobachtung des Körpers im Körper, entweder im Innern oder außen, oder im Innern und außen zugleich. Und so verweilt er, das Phänomen des Entstehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des Vergehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des gleichzeitigen Entstehens und Vergehens im Körper beobachtend. Damit wird seine Aufmerksamkeit gefestigt: „Das ist Körper!“ Und so entwickelt er seine Aufmerksamkeit in einem solchen Maß, dass nur noch reines Verständnis zusammen mit reiner Aufmerksamkeit besteht. Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt festzuhalten. So, Mönche, verweilt ein Mönch, den Körper im Körper beobachtend.

(2)

Des Weiteren nun, Mönche, wenn ein Mönch einen auf das Leichenfeld geworfenen Körper sieht, von Krähen, Geiern, Falken, Reihern zerfressen, von Hunden, Tigern, Leoparden, Schakalen zerfressen und von vielerlei anderem Getier, so bedenkt er in Bezug auf seinen eigenen Körper: “In der Tat, mein Körper hat die gleiche Natur, er wird ebenso werden und kann dem nicht entgehen.“

Und so verweilt er in der Beobachtung des Körpers im Körper, entweder im Innern oder außen, oder im Innern und außen zugleich. Und so verweilt er, das Phänomen des Entstehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des Vergehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des gleichzeitigen Entstehens und Vergehens im Körper beobachtend. Damit wird seine Aufmerksamkeit gefestigt: „Das ist Körper!“ Und so entwickelt er seine Aufmerksamkeit in einem solchen Maß, dass nur noch reines Verständnis zusammen mit reiner Aufmerksamkeit besteht. Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt  festzuhalten. So, Mönche, verweilt ein Mönch, den Körper im Körper beobachtend.

(3)

Des Weiteren nun, Mönche, wenn ein Mönch einen auf das Leichenfeld geworfenen Körper sieht, der nur noch Knochengerippe ist, an dem noch etwas Fleisch und Blut klebt und der von Sehnen zusammengehalten wird, so bedenkt er in Bezug auf seinen eigenen Körper: “In der Tat, mein Körper hat die gleiche Natur, er wird ebenso werden und kann dem nicht entgehen.“

Und so verweilt er in der Beobachtung des Körpers im Körper, entweder im Innern oder außen, oder im Innern und außen zugleich. Und so verweilt er, das Phänomen des Entstehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des Vergehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des gleichzeitigen Entstehens und Vergehens im Körper beobachtend. Damit wird seine Aufmerksamkeit gefestigt: „Das ist Körper!“

Und so entwickelt er seine Aufmerksamkeit in einem solchen Maß, dass nur noch reines Verständnis zusammen mit reiner Aufmerksamkeit besteht. Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt [aus Geist und Materie] festzuhalten. So, Mönche, verweilt ein Mönch, den Körper im Körper beobachtend.

(4)

Des Weiteren nun, Mönche, wenn ein Mönch einen auf das Leichenfeld geworfenen Körper sieht, der nur noch Knochengerippe ist, ohne Fleisch, aber blutverschmiert und von Sehnen zusammengehalten, so bedenkt er in Bezug auf seinen eigenen Körper: “In der Tat, mein Körper hat die gleiche Natur, er wird ebenso werden und kann dem nicht entgehen.“

Und so verweilt er in der Beobachtung des Körpers im Körper, entweder im Innern oder außen, oder im Innern und außen zugleich. Und so verweilt er, das Phänomen des Entstehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des Vergehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des gleichzeitigen Entstehens und Vergehens im Körper beobachtend. Damit wird seine Aufmerksamkeit gefestigt: „Das ist Körper!“ Und so entwickelt er seine Aufmerksamkeit in einem solchen Maß, dass nur noch reines Verständnis zusammen mit reiner Aufmerksamkeit besteht. Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt festzuhalten. So, Mönche, verweilt ein Mönch, den Körper im Körper beobachtend.

(5)

Des Weiteren nun, Mönche, wenn ein Mönch einen auf das Leichenfeld geworfenen Körper sieht, der nur noch Knochengerippe ist, ohne Fleisch und Blut, von Sehnen zusammengehalten, so bedenkt er in Bezug auf seinen eigenen Körper:

“In der Tat, mein Körper hat die gleiche Natur, er wird ebenso werden und kann dem nicht entgehen.“

Und so verweilt er in der Beobachtung des Körpers im Körper, entweder im Innern oder außen, oder im Innern und außen zugleich. Und so verweilt er, das Phänomen des Entstehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des Vergehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des gleichzeitigen Entstehens und Vergehens im Körper beobachtend. Damit wird seine Aufmerksamkeit gefestigt: „Das ist Körper!“ Und so entwickelt er seine Aufmerksamkeit in einem solchen Maß, dass nur noch reines Verständnis zusammen mit reiner Aufmerksamkeit besteht. Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt festzuhalten. So, Mönche, verweilt ein Mönch, den Körper im Körper beobachtend.

(6)

Des Weiteren, Mönche, wenn ein Mönch einen auf das Leichenfeld geworfenen Körper sieht, dessen lose Knochen in alle Richtungen verstreut herumliegen, hier ein Handknochen, dort ein Fußknochen, hier ein Unterschenkelknochen, dort eine Kniescheibe, hier ein Oberschenkelknochen und dort ein Hüftknochen, hier ein Knochen der Wirbelsäule, dort eine Rippe, dort ein Schulterblatt, und hier ein Kieferknochen, dort ein Zahn und hier ein Schädel, so bedenkt er in Bezug auf seinen eigenen Körper: “In der Tat, mein Körper hat die gleiche Natur, er wird ebenso werden und kann dem nicht entgehen.“

Und so verweilt er in der Beobachtung des Körpers im Körper, entweder im Innern oder außen, oder im Innern und außen zugleich. Und so verweilt er, das Phänomen des Entstehens im Körper beobachtend,

so verweilt er, das Phänomen des Vergehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des gleichzeitigen Entstehens und Vergehens im Körper beobachtend. Damit wird seine Aufmerksamkeit gefestigt: „Das ist Körper!“ Und so entwickelt er seine Aufmerksamkeit in einem solchen Maß, dass nur noch reines Verständnis zusammen mit reiner Aufmerksamkeit besteht. Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt [aus Geist und Materie] festzuhalten. So, Mönche, verweilt ein Mönch, den Körper im Körper beobachtend.

(7)

Des Weiteren nun, Mönche, wenn ein Mönch einen auf das Leichenfeld geworfenen Körper sieht, dessen Knochen so bleich wie Muscheln geworden sind, so bedenkt er in Bezug auf seinen eigenen Körper: “In der Tat, mein Körper hat die gleiche Natur, er wird ebenso werden und kann dem nicht entgehen.“

Und so verweilt er in der Beobachtung des Körpers im Körper, entweder im Innern oder außen, oder im Innern und außen zugleich. Und so verweilt er, das Phänomen des Entstehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des Vergehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des gleichzeitigen Entstehens und Vergehens im Körper beobachtend. Damit wird seine Aufmerksamkeit gefestigt: „Das ist Körper!“ Und so entwickelt er seine Aufmerksamkeit in einem solchen Maß, dass nur noch reines Verständnis zusammen mit reiner Aufmerksamkeit besteht. Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt [festzuhalten. So, Mönche, verweilt ein Mönch, den Körper im Körper beobachtend.

(8)

Des Weiteren nun, Mönche, wenn ein Mönch einen auf das Leichenfeld geworfenen Körper sieht, dessen Knochen seit über einem Jahr auf einem Haufen liegen, so bedenkt er in Bezug auf seinen eigenen Körper: “In der Tat, mein Körper hat die gleiche Natur, er wird ebenso werden und kann dem nicht entgehen.“

Und so verweilt er in der Beobachtung des Körpers im Körper, entweder im Innern oder außen, oder im Innern und außen zugleich. Und so verweilt er, das Phänomen des Entstehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des Vergehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des gleichzeitigen Entstehens und Vergehens im Körper beobachtend. Damit wird seine Aufmerksamkeit gefestigt: „Das ist Körper!“ Und so entwickelt er seine Aufmerksamkeit in einem solchen Maß, dass nur noch reines Verständnis zusammen mit reiner Aufmerksamkeit besteht. Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt festzuhalten. So, Mönche, verweilt ein Mönch, den Körper im Körper beobachtend.

(9)

Des Weiteren nun, Mönche, wenn ein Mönch einen auf das Leichenfeld geworfenen Körper sieht, dessen Knochen vermodert und zu Staub zerfallen sind, so bedenkt er in Bezug auf seinen eigenen Körper:

In der Tat, mein Körper hat die gleiche Natur, er wird ebenso werden und kann dem nicht entgehen.“

Und so verweilt er in der Betrachtung des Körpers im Körper, entweder im Innern oder außen, oder im Innern und außen zugleich. Und so verweilt er, das Phänomen des Entstehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des Vergehens im Körper beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des gleichzeitigen Entstehens und Vergehens (Wandel) im Körper beobachtend. Damit wird seine Aufmerk­samkeit gefestigt: „Das ist Körper!“ Und so entwickelt er seine Aufmerksamkeit in solchem Maß, dass nur noch reines Verständnis zusammen mit reiner Aufmerksamkeit besteht. Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt festzuhalten. So, Mönche, verweilt ein Mönch, den Körper im Körper beobachtend.„

Erläuterung zur Anweisung:

Hier werden nach Möglichkeit die verschiedenen Stadien der Verwesung eines toten Körpers betrachtet, um die vergängliche (Anicca) und unpersönliche (Anatta) Natur des Körpers („das ist nicht mein, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst“) zu erkennen. Vor kurzem war der Körper noch für irgendjemand «mein Körper» und nun wird er der Natur zurückgegeben und wird vorübergehend Eigentum der Würmer und den zersetzenden Naturkräften. Diese Übung soll die Lust am Körper (Daseinstrieb) überwinden, wenn das bis hierhin noch nicht getan wurde. Diese Übung ist der Gipfel der Körperbetrachtung.

Da es heute nicht so einfach ist, vor allem hier im Westen eine verwesende Leiche zu betrachten, wie damals in Indien zu Buddhas Zeiten oder heutzutags in anderen Teilen der Welt, kann man das Internet zu Hilfe ziehen, und verschiedene Bilder zu den neun Stadien der Verwesung betrachten und dabei sich in Erinnerung rufen, auch «mein» Körper, dieser «lebendige» Leib, das Zentrum der «Lebenslust» wird verfaulen, verfallen, verwesen, sich auflösen, zu Staub werden. Dabei sollte man sich bewusst werden: Der Körper ist nur ein biologischer Organismus, bedingt entstanden und erhalten, aufgebaut aus Nahrung, die ihrerseits aus dem Elementen besteht.


3. Die Empfindungs (Gefühls)-Betrachtung (vedanānupassanā)

    Wie nun, Mönche, verweilt ein Mönch bei der Betrachtung der Empfindungen in den Empfindungen?

Hier, Mönche, versteht er richtig, während er eine angenehme Empfindung spürt: “Ich verspüre eine angenehme Empfindung.“ 

Während er eine unangenehme Empfindung spürt, versteht er richtig: “Ich spüre eine unangenehme Empfindung.“

Während er eine weder unangenehme noch angenehme Empfindung verspürt, versteht er richtig: “Ich spüre eine weder unangenehme noch angenehme Empfindung.“

Während er eine angenehme Empfindung mit Anhaftung verspürt, versteht er richtig: “Ich spüre eine angenehme Empfindung mit Anhaftung.“

Während er eine angenehme Empfindung ohne Anhaftung verspürt, versteht er richtig: “Ich spüre eine angenehme Empfindung ohne Anhaftung.“

Während er eine unangenehme Empfindung mit Anhaftung verspürt, versteht er richtig: “Ich spüre eine unangenehme Empfindung mit Anhaftung.“

Während er eine unangenehme Empfindung ohne Anhaftung verspürt, versteht er richtig: “Ich spüre eine unangenehme Empfindung ohne Anhaftung.“

Während er eine weder unangenehme noch angenehme Empfindung mit Anhaftung verspürt, versteht er richtig: “Ich spüre eine weder unangenehme noch angenehme Empfindung mit Anhaftung.“

Während er eine weder unangenehme noch angenehme Empfindung ohne Anhaf­tung verspürt, versteht er richtig: “Ich spüre eine weder unan­genehme noch angenehme Empfindung ohne Anhaftung.“

So verweilt er bei der Beobachtung der Empfindungen in den Empfindungen, entweder im Innern oder außen, oder im Innern und außen zugleich. Und so verweilt er, das Phänomen des Entstehens in den Empfindungen beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des Vergehens in den Empfindungen beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des gleichzeitigen Entstehens und Vergehens in den Empfindungen beobachtend.

Damit wird seine Aufmerksamkeit gefestigt: „Das ist Empfindung!“ Und so entwickelt er seine Aufmerksamkeit in einem solchen Maß, dass nur noch reines Verständnis zusammen mit reiner Aufmerksamkeit besteht. Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt festzuhalten.

So, Mönche, verweilt ein Mönch bei der Beobachtung der Empfindungen in den Empfindungen.


Erläuterung der Anweisung:

Drei Arten von Gefühlen gibt es, angenehme, unangenehme und weder angenehme noch unangenehme Gefühle. Im ersten Schritt, gilt es diese drei Gefühlsqualitäten (Empfindungen), die beim Kontakt (Phassa) des Herzens (Citta) über die Sinne mit den Sinnesobjekten sowie dem Geist mit den Geistobjekten (Gedanken, Vorstellungen u. Erinnerungen) entstehen, zu erkennen und zu benennen: Da sind Gefühle; die Gefühle sind angenehm, unangenehm oder weder-noch; die Gefühle kommen und gehen auch wieder. Es gibt keinen Grund daran zu haften und diese zu Ich (fühle) und Meine (Gefühle) zu machen. Sie unterliegen dem Entstehen, Vergehen und Anderswerden (Annica). Durch Anhaftung daran kommt es früher oder später zu leidvollen Erfahrungen (Dukkha). Die Gefühle gehören mir nicht. Es sind einfach nur bedingte Phänomene. Alle bedingten Phänomene sind nicht das Selbst (Anatta).

Durch die Betrachtung der Gefühle wird man sich der Unbeständigkeit und Vergänglichkeit (Anicca) und Anhaftung (durch Verlangen u. Abneigung in Bezug auf Sinnes- und Geistobjekte) bewusst und somit mehr Wissen und Einsicht in den Prozess bedingten Entstehens erlangen, der zu neuem Werden und damit zu Dukkha führt. 


4. Die Herz/Gemüts-Betrachtung (cittānupassanā)

    Des Weiteren, Mönche, wie verweilt nun ein Mönch in der Betrachtung des Herzens (Citta) im Herzen (Gemüt)?

Hier, Mönche, versteht ein Mönch ein Herz (Citta) voller Verlangen (sarāga) richtig als ‚Herz voller Verlangen‘,
er versteht ein Herz frei von Verlangen (vītarāga)  richtig als ‚Herz frei von Verlangen‘,

er ver­­steht ein Herz voller Abneigung (sadosa) richtig als ‚Herz voller Abneigung‘,
er versteht ein Herz frei von Abneigung (vītadosa) richtig als ‚Herz frei von Abneigung‘,

er versteht ein Herz voller Verblendung (samoha) richtig als ‚Herz voller Verblendung‘,
er versteht ein Herz frei von Verblendung (vītamoha) richtig als ‚Herz frei von Verblendung‘,

er versteht ein konzentriertes (saṅkhitta) Herz richtig als ‚konzentriertes Herz‘,
er versteht ein zerstreutes (vikkhitta) Herz richtig als ‚zerstreutes Herz‘,

er versteht ein weites (mahaggata) Herz richtig als ‚weites Herz‘,
er versteht ein enges (amahaggata) Herz richtig als ‚enges Herz‘,

er versteht ein noch zu übertreffendes (sauttara) Herz richtig als ‚noch zu übertreffendes Herz‘,
er versteht ein unübertreffliches (anuttara) Herz richtig als ‚unübertreffliches Herz‘,

er versteht ein gesammeltes (samāhita) Herz richtig als ‚gesammeltes Herz‘,
er versteht ein ungesammeltes (asamāhita) Herz richtig als ‚ungesammeltes Herz‘,

er versteht ein befreites (vimutta) Herz richtig als ‚befreites Herz‘,
er versteht ein unbefreiten (avimutta) Herz richtig als ‚unbefreites Herz‘.

Und so verweilt er in der Betrachtung des Herzens im Herzen, entweder innen oder außen, oder innen und außen zugleich. Und so verweilt er, die Phänome beim Entstehen im Herzen beobachtend, so verweilt er, die Phänome beim Vergehen im Herzen beobachtend, so verweilt er, die Phänomene beim gleichzeitigen Entstehen und Vergehen im Herzen beobachtend.

Damit wird seine Aufmerksamkeit gefestigt: „Das ist das Herz!“ Und so entwickelt er seine Aufmerksamkeit in einem solchen Maß, dass nur noch reines Verständnis zusammen mit reiner Aufmerksamkeit besteht. Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt (der bedingten Phänomene) festzuhalten.

So, Mönche, verweilt ein Mönch in der Betrachtung des Herzens im Herzen.

Erläuterung der Anweisung:

Wiederum durch reines Betrachten wird bei der dritten Grundlage der Achtsamkeit die Verfassung des Herzens (Gemütes) erforscht. Ist das Herz noch befleckt durch die Kilesas (Gier, Hass und Verblendung), die als Reaktion auf die aus dem sinnlichen Erleben resultierenden Gefühle (angenehm, unangenehm oder indifferent) entstehen. Dabei wird nicht der äussere Grund betrachtet sondern das Herz an sich: Da ist Verlangen, Abneigung, Verblendung, Konzentration, Zerstreuung usw. ohne sich damit zu identifizieren.

Der wichtigste Betrachtung ist die der Befreiung des Herzens (Cetovimutti). Sie ist das Ziel des achtfachen Pfades. Der Übende erkennt „Es (das Herz) ist befreit“. 

Die Befreiung durch Weisheit (Pannavimutti) erfolgt dann durch die Betrachtung der Dhamma wie nachfolgend beschrieben.


5. Die Betrachtung der Dinge (Dhammānupassanā)

   „Wie nun, o Mönche, weilt der Mönch bei den Dhammā (Dingen) in Betrachtung der Dhammā?“

Einleitung zu den Betrachtungen:

Die vierte Errichtung der Achtsamkeit ist die Königsdisziplin der Betrachtungen, da es nun um die Weisheits-Befreiung  (pannavimutti) geht. Dhammā bedeutet hier Geistobjekte und bezieht sich auf die Lehre des Buddha.  Ziel dieser Betrachtungen ist das vollständige Verständnis in Bezug auf die „Vier edlen Wahrheiten“.

Zunächst beginnen wir mit den fünf Hemmungen, die einer erfolgreichen Meditation bzw. Kontemplation im Wege stehen.
    
    5.1 Die fünf Hemmungen (nivarana)

Hier nun, Mönche, verweilt ein Mönch beim Dhamma in der Betrachtung des Dhamma hinsichtlich der fünf Hindernisse.

Und wie verweilt ein Mönch beim Dhamma in der Betrachtung des Dhamma hinsichtlich der fünf Hindernisse?

Hierbei, Mönche, versteht ein Mönch, immer wenn sinnliches Begehren in ihm gegenwärtig ist, richtig: “Sinnliches Begehren ist in mir gegenwärtig.“ Immer wenn sinnliches Begehren in ihm nicht gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Sinnliches Begehren ist in mir nicht gegenwärtig.“ Er versteht richtig, wie vorher noch nicht aufgetauchtes sinnliches Begehren an die Oberfläche kommt. Er versteht richtig, wie sinnliches Begehren, das jetzt in ihm aufgestiegen ist, ausgelöscht wird. Er versteht richtig, wie das jetzt ausgelöschte sinnliche Begehren in Zukunft nicht mehr in ihm erscheinen wird.

Immer wenn Abneigung in ihm gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Abneigung ist in mir gegenwärtig.“ Immer wenn Abneigung in ihm nicht gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Abneigung ist in mir nicht gegenwärtig.“ Er versteht richtig, wie vorher noch nicht aufgetauchte Abneigung an die Oberfläche kommt. Er versteht richtig, wie Abneigung, die jetzt in ihm aufgestiegen ist, ausgelöscht wird. Er versteht richtig, wie die jetzt ausgelöschte Abneigung in Zukunft nicht mehr in ihm erscheinen wird.

Immer wenn Faulheit und Trägheit in ihm gegenwärtig sind, versteht er richtig: “Faulheit und Trägheit sind in mir gegenwärtig. Immer wenn Faulheit und Trägheit in ihm nicht gegenwärtig sind, versteht er richtig: “Faulheit und Trägheit sind in mir nicht gegenwärtig.“ Er versteht richtig, wie vorher noch nicht aufgetauchte Faulheit und Trägheit an die Oberfläche kommen. Er versteht richtig, wie Faulheit und Trägheit, die jetzt in ihm aufgestiegen sind, ausgelöscht werden. Er versteht richtig, wie die jetzt ausgelöschte Faulheit und Trägheit in Zukunft nicht mehr in ihm erscheinen werden.

Immer wenn Aufgeregtheit und Gewissensunruhe in ihm gegenwärtig sind, versteht er richtig: “Aufgeregtheit und Gewissensunruhe sind in mir gegenwärtig.“ Immer wenn Aufgeregtheit und Gewissensunruhe in ihm nicht gegenwärtig sind, versteht er richtig: “Aufgeregtheit und Reue sind in mir nicht gegenwärtig.“ Er versteht richtig, wie vorher noch nicht aufgetauchte Aufgeregtheit und Gewissensunruhe an die Oberfläche kommen. Er versteht richtig, wie Aufgeregtheit und Gewissensunruhe, die jetzt in ihm aufgestiegen sind, ausgelöscht werden. Er versteht richtig, wie die jetzt ausgelöschte Aufgeregtheit und Gewissensunruhe in Zukunft nicht mehr in ihm erscheinen wird.

Immer wenn Zweifel in ihm gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Zweifel ist in mir gegenwärtig.“ Immer wenn Zweifel in ihm nicht gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Zweifel ist in mir nicht gegenwärtig.“ Er versteht richtig, wie vorher noch nicht aufgetauchter Zweifel an die Oberfläche kommt. Er versteht richtig, wie Zweifel, der jetzt in ihm aufgestiegen ist, ausgelöscht wird. Er versteht richtig, wie der jetzt ausgelöschte Zweifel in Zukunft nicht mehr in ihm erscheinen wird.

Und so verweilt er in der Betrachtung der Dhammā in den Dhammā, entweder im Innern oder außen, oder im Innern und außen zugleich. Und so verweilt er, das Phänomen des Entstehens in den Dhammā beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des Vergehens in den Dhammā beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des Entstehens und Vergehens (Anderswerden) in den Dhammā zu beobachten. Damit wird seine Aufmerksamkeit gefestigt: „Das sind Dhammā!“ So entwickelt er seine Aufmerksamkeit in einem solchen Maß, dass nur noch reines Verständnis zusammen mit reiner Aufmerksamkeit besteht. Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt festzuhalten. So, Mönche, verweilt ein Mönch in der Betrachtung der Dhammā in den Dhammā hinsichtlich der fünf Hindernisse.

Erläuterung der Anweisung:

Hierbei geht’s es darum, zu erkennen, ob oder ob nicht, eine der oben genannte Hemmung im Geist erschienen ist. Wenn nicht, ob sie dabei ist aufzutauchen. Wenn sie erschienen ist, wie zu überwinden und als letztes wie sie für immer versiegt bleibt. Auch hier geht es wieder darum, die Hemmungen in ihrer Unbeständigkeit (Anicca) und Unpersönlichkeit (Anatta) zu betrachten: Da ist Sinnenlust, Ärger, Starrheit und Mattigkeit, Aufgeregtheit und Gewissenunruhe, Zweifelsucht. Die Hemmungen kommen und gehen, wenn wir sie nicht zu Ich und Mein machen!

Die fünf Hemmungen sind die Ursache dafür, dass die Meditation oder Kontemplation nicht gelingt. Sie behindern das Herz (Citta) sich zu sammeln (Samadhi) bzw. Einsicht (Vipassana) zu erlangen. Das Problem bei der Übung mit den fünf Hemmungen ist, dass sie nicht die ganze Zeit (klar) anwesend sind, und erst beim Auftreten erkannt und überwunden werden müssen.

    
    5.2 Die fünf Gruppen des Anhangens (khandha)

    Und des Weiteren, Mönche, verweilt ein Mönch beim Dhamma in der Betrachtung des Dhamma hinsichtlich der fünf Gruppen der Anhaftung.

Und wie, Mönche, verweilt ein Mönch beim Dhamma in der Betrachtung des Dhamma hinsichtlich der fünf Gruppen der Anhaftung?

Hier, Mönche, versteht ein Mönch richtig: „Dies ist Körper, dies ist das Entstehen von Körper , dies ist das Vergehen von Körper ,

dies sind Empfindungen, dies ist das Entstehen von Empfindungen, dies ist das Vergehen von Empfindungen; dies ist Wahrnehmung, dies ist das Entstehen von Wahrnehmung, dies ist das Vergehen von Wahrnehmung; dies sind Gestaltungen, dies ist das Entstehen von Gestaltungen, dies ist das Vergehen von Gestaltungen; dies ist Bewusstsein, dies ist das Entstehen von Bewusstsein, dies ist das Vergehen von Bewusstsein.“

Und so verweilt er in der Betrachtung der Dhammā in den Dhammā, entweder im Innern oder außen, oder im Innern und außen zugleich. Und so verweilt er, das Phänomen des Entstehens in den Geistesinhalten beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des Vergehens in den Geistesinhalten beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des gleichzeitigen Entstehens und Vergehens in den Geistesinhalten beobachtend. Damit wird seine Aufmerksamkeit gefestigt: „Das sind Geistesinhalte!“ So entwickelt er seine Aufmerksamkeit in einem solchen Maß, dass nur noch reines Verständnis zusammen mit reiner Aufmerksamkeit besteht. Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt [aus Geist und Materie] festzuhalten. So, Mönche, verweilt ein Mönch in der Betrachtung der Dhammā in den Dhammā hinsichtlich der fünf Aggregate der Anhaftung.

Erläuterung der Anweisung:

Die fünf Daseinsgruppen sind das, was unsere Persönlichkeit (Körper und Geist nebst Bewusstsein) ausmacht und an denen wir anhaften und uns damit identifizieren. So entsteht die Vorstellung von Ich und Mein in der Welt. Wir werden diese nun einzeln im Erscheinen und im Vergehen beobachtet. Diese fünf Khandhas heissen:

–  Form (Rupa-Khandha)
– Gefühl (Vedana-Khandha)
– Wahrnehmung (Sanna-Khandha)
– Gestalltung (Sankhara-Khandha)
– Bewusstsein (Vinnana-Khandha)

und sollten, wie generell bei jeder Übung in dieser vierten Grundlage auf Anicca (bedingte Entstehung, Unbeständigkeit u. Vergänglichkeit) sowie Anatta (Ich-losigkeit) untersucht werden. Daraus ergibt sich dann die Erkenntnis:

„Das bin ich nicht; das gehört mir nicht; das ist nicht mein Selbst“.

Was aber unbeständig, vergänglich und nicht das Selbst (Ich oder Seele) ist, dass kann auch nicht kontrolliert werden, und führt früher oder später zu leidvollen Erfahrungen (Dukkha). Das ist die erste Edle Wahrheit!

    
    5.3 Die sechs Sinnengrundlagen (āyatana)

    Und des Weiteren nun, Mönche, verweilt ein Mönch beim Dhamma in der Betrachtung des Dhamma hinsichtlich der sechs inneren und äußeren Sinnesbereiche.

Wie nun, Mönche, verweilt ein Mönch beim Dhamma in der Betrachtung des Dhamma hinsichtlich der sechs inneren und äußeren Sinnesbereiche?

Hier, Mönche, versteht ein Mönch das Auge richtig, er versteht sichtbare Objekte richtig, und er versteht richtig, wie, durch diese beiden bedingt, Fesseln entstehen. Er versteht richtig, wie vorher noch nicht aufgetauchte Fesseln an die Oberfläche kommen. Er versteht richtig, wie die Fesseln, die jetzt aufgestiegen sind, ausgelöscht werden. Er versteht richtig, wie die Fesseln, die jetzt ausgelöscht worden sind, in Zukunft nicht mehr erscheinen werden.

Er versteht das Ohr richtig, er versteht Ton/Geräusch richtig, und er versteht richtig, wie, durch diese beiden bedingt, Fesseln entstehen. Er versteht richtig, wie vorher noch nicht aufgetauchte Fesseln an die Oberfläche kommen. Er versteht richtig, wie die Fesseln, die jetzt in ihm aufgestiegen sind, ausgelöscht werden. Er versteht richtig, wie die Fesseln, die jetzt ausgelöscht worden sind, in Zukunft nicht mehr erscheinen werden.

Er versteht die Nase richtig, er versteht Geruch richtig, und er versteht richtig, wie durch diese beiden bedingt, Fesseln entstehen. Er versteht richtig, wie vorher noch nicht aufgetauchte Fesseln an die Oberfläche kommen. Er versteht richtig, wie die Fesseln, die jetzt aufgestiegen sind, ausgelöscht werden. Er versteht richtig, wie die Fesseln, die jetzt ausgelöscht worden sind, in Zukunft nicht mehr erscheinen werden.

Er versteht die Zunge richtig, er versteht Geschmack richtig, und er versteht richtig, wie durch diese beiden bedingt, Fesseln entstehen. Er versteht richtig, wie vorher noch nicht aufgetauchte Fesseln an die Oberfläche kommen. Er versteht richtig, wie die Fesseln, die jetzt aufgestiegen sind, ausgelöscht werden. Er versteht richtig, wie die Fesseln, die jetzt ausgelöscht worden sind, in Zukunft nicht mehr erscheinen werden.

Er versteht den Körper richtig, er versteht Tastempfindung richtig, und er versteht richtig, wie durch diese beiden bedingt, Fesseln entstehen. Er versteht richtig, wie vorher noch nicht aufgetauchte Fesseln an die Oberfläche kommen. Er versteht richtig, wie die Fesseln, die jetzt aufgestiegen sind, ausgelöscht werden. Er versteht richtig, wie die Fesseln, die jetzt ausgelöscht worden sind, in Zukunft nicht mehr erscheinen werden.

Er versteht den Geist richtig, er versteht Geistesinhalte richtig, und er versteht richtig, wie durch diese beiden bedingt, Fesseln entstehen. Er versteht richtig, wie vorher noch nicht aufgetauchte Fesseln an die Oberfläche kommen. Er versteht richtig, wie die Fesseln, die jetzt aufgestiegen sind, ausgelöscht werden. Er versteht richtig, wie die Fesseln, die jetzt ausgelöscht worden sind, in Zukunft nicht mehr erscheinen werden.

Und so verweilt er in der Beobachtung der Geistesinhalte in den Geistesinhalten, entweder im Innern oder außen, oder im Innern und außen zugleich. Und so verweilt er, das Phänomen des Entstehens in den Geistesinhalten beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des Vergehens in den Geistesinhalten beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des gleichzeitigen Entstehens und Vergehens in den Geistesinhalten beobachtend. Damit wird seine Aufmerksamkeit gefestigt: „Das sind Geistesinhalte!

So entwickelt er seine Aufmerksamkeit in einem solchen Maß, dass nur noch reines Verständnis zusammen mit reiner Aufmerksamkeit besteht. Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt [aus Geist und Materie] festzuhalten. So, Mönche, verweilt ein Mönch in der Beobachtung der Geistesinhalte in den Geistesinhalten hinsichtlich der sechs Sinnesbereiche.

Erläuterung zur Anweisung:

Zu jedem der 6. Sinne (Innengebiete) gibt es 6 Equivalente (Aussengebiete), die einen Sinnesreiz auslösen. Beim Ohr das Geräusch, beim Auge das Sehobjekt usw. Zu diesem zweipoligen Spannungsfeld von Subjekt (Innen) und Objekt (Aussen) entsteht das dazu passende Bewusstsein, eben Hörbewusstsein, Sehbewusstsein usw. Der Kontakt der Sinne mit den Sinnesobjekten sowie dem Geist mit den Geistobjekten (Gedanken, Vorstellungen u. Erinnerungen) führt zu Bewusstsein, welches immerwährend entsteht und auch wieder vergeht.

Bedingt durch den Kontakt entstehen die Gefühle (angenehm, unangenehm oder neutral). Daraus wiederum  Verlangen, Abneigung oder Gleichgültigkeit. Dies führt zu Gestaltungen in Bezug auf die Erfahrung angenehmen bzw. die Vermeidung von unangenehmen Gefühlen. Durch ständige Wiederholung entwickeln wir Neigungen und Gewohnheiten. Diese sind die Grundlage für neues Werden und damit für erneutes Erleben von Dukkha.

Das Ergötzen an den Gefühlen ist die Fessel, die uns an das Dasein bindet.

    
    5.4 Die sieben Erleuchtungsglieder (bojjhanga)

    Und des Weiteren, Mönche, verweilt ein Mönch beim Dhamma in der Betrachtung des Dhamma hinsichtlich der sieben Faktoren der Erleuchtung.

Wie nun, Mönche, verweilt ein Mönch beim Dhamma in der Betrachtung des Dhamma hinsichtlich der sieben Faktoren der Erleuchtung?

Hierbei, Mönche, versteht ein Mönch, wenn der Erleuch­tungsfaktor der Aufmerksamkeit in ihm gegenwärtig ist, richtig: “Der Erleuchtungsfaktor Aufmerksamkeit ist in mir gegenwärtig.“ Immer wenn der Erleuchtungsfaktor Aufmerksamkeit in ihm nicht gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Der Erleuch­tungsfaktor Aufmerksamkeit ist in mir nicht gegenwärtig.“ Er versteht richtig, wie der vorher in ihm noch nicht entstandene Erleuchtungsfaktor Aufmerksamkeit entsteht. Er versteht richtig, wie der Erleuchtungsfaktor Aufmerksamkeit, der jetzt in ihm entstanden ist, entwickelt und vervollkommnet wird.

Wenn der Erleuchtungsfaktor der Erforschung von Dhamma in ihm gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Der Erleuchtungsfaktor der Erforschung von Dhamma ist in mir gegenwärtig.“ Immer wenn der Erleuchtungsfaktor der Erforschung von Dhamma in ihm nicht gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Der Erleuchtungsfaktor der Erforschung von Dhamma ist in mir nicht gegenwärtig.“ Er versteht richtig, wie der vorher in ihm noch nicht entstandene Erleuchtungsfaktor der Erforschung von Dhamma entsteht. Er versteht richtig, wie der Erleuchtungsfaktor der Erforschung von Dhamma, der jetzt in ihm entstanden ist, entwickelt und vervollkommnet wird.

Wenn der Erleuchtungsfaktor der Anstrengung in ihm gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Der Erleuchtungsfaktor Anstrengung ist in mir gegenwärtig.“ Immer wenn der Erleuchtungsfaktor Anstrengung in ihm nicht gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Der Erleuchtungsfaktor Anstrengung ist in mir nicht gegenwärtig.“ Er versteht richtig, wie der vorher in ihm noch nicht entstandene Erleuchtungsfaktor Anstrengung entsteht. Er versteht richtig, wie der Erleuchtungsfaktor Anstrengung, der jetzt in ihm entstanden ist, entwickelt und vervollkommnet wird.

Wenn der Erleuchtungsfaktor der Verzückung in ihm gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Der Erleuchtungsfaktor Verzückung ist in mir gegenwärtig.“ Immer wenn der Erleuchtungsfaktor Verzückung in ihm nicht gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Der Erleuchtungsfaktor Verzückung ist in mir nicht gegenwärtig.“ Er versteht richtig, wie der vorher in ihm noch nicht entstandene Erleuchtungsfaktor Verzückung entsteht. Er versteht richtig, wie der Erleuchtungsfaktor Verzückung, der jetzt in ihm entstanden ist, entwickelt und vervollkommnet wird.

Wenn der Erleuchtungsfaktor der tiefen inneren Ruhe in ihm gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Der Erleuchtungsfaktor tiefe innere Ruhe ist in mir gegenwärtig.“ Immer wenn der Erleuchtungsfaktor tiefe innere Ruhe in ihm nicht gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Der Erleuchtungsfaktor tiefe innere Ruhe ist in mir nicht gegenwärtig.“ Er versteht richtig, wie der vorher in ihm noch nicht entstandene Erleuchtungsfaktor tiefe innere Ruhe entsteht. Er versteht richtig, wie der Erleuchtungsfaktor tiefe innere Ruhe, der jetzt in ihm entstanden ist, entwickelt und vervollkommnet wird.

Wenn der Erleuchtungsfaktor der Konzentration in ihm gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Der Erleuchtungsfaktor Konzentration ist in mir gegenwärtig.“ Immer wenn der Erleuchtungsfaktor Konzentration in ihm nicht gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Der Erleuchtungsfaktor Konzentration ist in mir nicht gegenwärtig.“ Er versteht richtig, wie der vorher in ihm noch nicht entstandene Erleuchtungsfaktor Konzentration entsteht. Er versteht richtig, wie der Erleuchtungsfaktor Konzentration, der jetzt in ihm entstanden ist, entwickelt und vervollkommnet wird.

Wenn der Erleuchtungsfaktor des Gleichmuts in ihm gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Der Erleuchtungsfaktor Gleichmut ist in mir gegenwärtig.“ Immer wenn der Erleuchtungsfaktor Gleichmut in ihm nicht gegenwärtig ist, versteht er richtig: “Der Erleuchtungsfaktor Gleichmut ist in mir nicht gegenwärtig.“ Er versteht richtig, wie der vorher in ihm noch nicht entstandene Erleuchtungsfaktor Gleichmut entsteht. Er versteht richtig, wie der Erleuchtungsfaktor Gleichmut, der jetzt in ihm entstanden ist, entwickelt und vervollkommnet wird.

Und so verweilt er in der Beobachtung der Geistesinhalte in den Geistesinhalten, entweder im Innern oder außen, oder im Innern und außen zugleich. Und so verweilt er, das Phänomen des Entstehens in den Geistesinhalten beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des Vergehens in den Geistesinhalten beobachtend, so verweilt er, das Phänomen des gleichzeitigen Entstehens und Vergehens in den Geistesinhalten beobachtend. Damit wird seine Aufmerksamkeit gefestigt: „Das sind Geistesinhalte!“ So entwickelt er seine Aufmerksamkeit in einem solchen Maß, dass nur noch reines Verständnis zusammen mit reiner Aufmerksamkeit besteht. Auf diese Weise lebt er frei von Anhaftung, ohne an irgend etwas in dieser Welt [aus Geist und Materie] festzuhalten. So, Mönche, verweilt ein Mönch in der Beobachtung der Geistesinhalte in den Geistesinhalten hinsichtlich der sieben Faktoren der Erleuchtung.

Erläuterung der Anweisung:

Bei der Betrachtung der Erwachensfaktoren ist ähnlich dem achtfachen Pfad eine Reigenfolge erkennbar, die zu Gleichmut führt:

1. Achtsamkeit (sati-sambojjhanga)
2. Lehrergründung (dhamma-vicaya-sambojjhanga)
3. Tatkraft (viriya-sambojjhanga)
4. Beglückung, Jubel (piti-sambojjhanga)
5. Stillwerden, Gestilltheit (passadhi-sambojjhanga)
6. Einigung (samadhi-sambojjhanga)
7. Gleichmut (upekha-sambojjhanga)

Mit der vollen Entfaltung dieser sieben Erwachensfaktoren werden die Hemmung, die Fesseln und das Ergreifen vollkommen aufgelöst.

Damit sich Erwachensfaktoren entfalten können, müssen die Erwachensfaktoren in Abhängigkeit von Abgeschiedenheit (viveka), Leidenschaftslosigkeit (viraga) und Erlöschen (nirodha) entwickelt werden, was zu Loslassen (vossagga) führt. Diese Abfolge entspricht ziemlich genau den letzten vier Schritten der Achtsamkeit auf den Atem als einer Möglichkeit die Betrachtung der dhammas zu üben, die im Ānāpānasati-sutta von Vergänglichkeit (anicca), zu Leidenschaftslosigkeit, zu Erlöschen und zu Aufgeben (patinissagga) voranschreitet.

Siehe hierzu auch das Kapitel Erleuchtungsglieder auf dieser Internetpräsenz.

    
    5.5 Die vier edlen Wahrheiten (ariya-sacca)

    Und des Weiteren, Mönche, verweilt ein Mönch beim Dhamma in der Betrachtung des Dhamma hinsichtlich der „Vier Edlen Wahrheiten“.

Wie nun, Mönche, verweilt ein Mönch beim Dhamma in der Betrachtung des Dhamma hinsichtlich der “vier edlen Wahrheiten“?

Hier, Mönche, versteht ein Mönch der Wirklichkeit gemäß: Dies ist Leiden“;
er versteht der Wirklichkeit gemäß: Dies ist der Ursprung des Leidens“;
er versteht der Wirklichkeit gemäß: Dies ist das Aufhören des Leidens“;
er versteht der Wirklichkeit gemäß: Dies ist der Weg, der zum Aufhören des Leidens führt.“

    Und was, Mönche, ist die Edle Wahrheit des Leidens (Dukkha)?

Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, (Krankheit ist Leiden), Tod ist Leiden,
Kummer, Wehklage, Schmerz (körperlich), Trübsal (psychisch) und Verzweiflung sind Leiden,
das Zusammensein mit etwas, was einem unliebsam ist, ist Leiden,
Getrenntsein von etwas, das einem lieb ist, ist Leiden,
nicht zu erlangen, was man sich wünscht, ist Leiden.

Kurz gesagt: Die fünf Gruppen (Körper, Empfindungen, Wahrnehmungen, Gestaltungen u. Bewusstsein) des Ergreifens sind Leiden.

Und was, Mönche, ist Geburt? Die Tatsache der Geburt von Wesen aller Art, in welcher Existenzform auch immer, ihr Eintreten, ihr Geborenwerden, ihr Ins-Dasein-Treten, die Manifestation ihrer Daseinsgruppen (Körper und Geist nebst Bewusstsein), das Erscheinen ihrer Sinnesgrundlagen (fünf Sinne u. Denken): dies, Mönche, bezeichnet man als Geburt.

Und was, Mönche, ist Alter? Die Tatsache des Alterns von Wesen aller Art, in welcher Existenzform auch immer, ihr Gebrechlich- und Schwachwerden, der Verlust ihrer Zähne, ihr Ergrauen und Faltigwerden, das Ablaufen ihrer Lebensdauer, der Verfall ihrer Sinnesorgane: dies, Mönche, bezeichnet man als Alter.

Und was, Mönche, ist Tod? Die Tatsache des Dahinscheidens von Wesen aller Art, in welcher Existenzform auch immer, ihr Zerfall, ihr Verschwinden, ihr Sterben, ihr Tod, das Ende ihrer Lebensdauer, die Auflösung der Aggregate, die Aufgabe des Körpers, das Versiegen ihrer Lebenskraft: dies, Mönche, bezeichnet man als Tod.

Und was nun, Mönche, ist Kummer? Immer, Mönche, wenn man von verschiedenen Arten von Verlust und Unglück getroffen worden ist, die mit diesem oder jenem schmerzhaften Gemütszustand einhergehen, mit Kummer, Betrübnis, Schwermut und Gram oder mit tiefer innerer Niedergeschlagenheit: dies, Mönche, bezeichnet man als Kummer.

Und was nun, Mönche, ist Wehklage? Immer, Mönche, wenn man von verschiedenen Arten von Verlust und Unglück getroffen worden ist, die mit diesem oder jenem schmerzhaften Gemütszustand einhergehen, mit Jammer und Wehklage, mit heftigstem Beweinen und Wehklagen, mit einem Zustand tiefsten Jammers und stärkster Klage: dies, Mönche, bezeichnet man als Wehklage.

Und was nun, Mönche, ist Schmerz? Alles, Mönche, was für den Körper schmerzhaft ist, was für den Körper unangenehm ist, sowie jede schmerzhafte oder unangenehme Empfindung, die durch körperliche Berührung hervorgerufen wird: dies, Mönche, bezeichnet man als Schmerz.

Und was nun, Mönche, ist Trübsal? Alles, Mönche, was für das Herz (Gemüt) schmerzhaft ist, was für das Herz unangenehm ist, sowie jede schmerzhafte oder unangenehme Empfindung, die durch geistigen Kontakt hervorgerufen wird—dies, Mönche bezeichnet man als Trübsal.

Und was nun, Mönche, ist Verzweiflung? Immer, Mönche, wenn man von verschiedenen Arten von Verlust und Unglück getroffen worden ist, die mit diesem oder jenem schmerzhaften Gemütszustand einhergehen, mit Bekümmertsein, mit Verzweiflung, mit Besorgnis aufgrund von Schicksalsschlägen, mit tiefer Verzweiflung aufgrund von Schicksalsschlägen—dies, Mönche, bezeichnet man als Verzweiflung.

Und was, Mönche, ist Leiden aufgrund des Zusammenseins mit etwas, was unliebsam ist? Immer wenn man irgendwo unangenehmen, unerfreulichen oder unerwünschten Objekten des Auges, des Gehörs, des Geruchs, des Geschmacks, der Berührung oder des Geistes begegnet, oder immer wenn man irgendwo feststellt, dass Menschen da sind, die einem Unheil, Schaden, Schwierigkeiten oder Unsicherheit wünschen; wenn man mit ihnen zusammenkommt, ihnen begegnet, mit ihnen in Kontakt kommt oder mit ihnen zusammen ist—dies, Mönche, bezeichnet man als Leiden aufgrund des Zusammensein mit etwas, was unliebsam ist.

Und was, Mönche, ist Leiden aufgrund des Getrenntsein von etwas, was einem lieb ist? Immer wenn man irgendwo angenehme, erfreuliche oder erwünschte Objekte des Auges, des Gehörs, des Geruchs, des Geschmacks, der Berührung oder des Geistes vorfindet, oder immer wenn man irgendwo feststellt, dass Menschen da sind, die einem Glück, Wohlstand, Annehmlichkeit und Sicherheit wünschen, so wie Mutter und Vater, wie Bruder und Schwester, wie Freunde und Kollegen oder Verwandte; wenn man von ihnen getrennt wird, ihnen nicht begegnet, nicht mit ihnen in Kontakt kommt, nicht mit ihnen zusammen ist—dies, Mönche, bezeichnet man als Leiden aufgrund des Getrenntwerdens von etwas, was einem lieb.

Und was, Mönche, bedeutet es, etwas, was man sich wünscht, nicht zu erlangen? In Wesen, Mönche, die dem Prozess des Geborenwerdens unterworfen sind, entsteht der Wunsch: “Oh, wahrlich, wären wir doch nicht dem Prozess des Geboren­werdens unterworfen! Oh, wahrlich, möge es für uns keine neue Geburt mehr geben!“

Doch das kann nicht durch bloßes Wünschen erreicht werden;
und nicht zu bekommen, was man sich wünscht, ist Leiden.

In Wesen, Mönche, die dem Altwerden unterworfen sind, entsteht der Wunsch: “Oh, wahrlich, wären wir doch nicht dem Altwerden unterworfen! Oh, wahrlich, mögen wir doch nicht altern!“ Doch das kann nicht durch bloßes Wünschen erreicht werden; und nicht zu bekommen, was man sich wünscht, ist Leiden.

In Wesen, Mönche, die Krankheiten unterworfen sind, entsteht der Wunsch: “Oh, wahrlich, wären wir doch keinen Krankheiten unterworfen! Oh, wahrlich, möge es für uns keine Krankheiten geben!“ Doch das kann nicht durch bloßes Wünschen erreicht werden; und nicht zu erlangen, was man sich wünscht, ist Leiden.

In Wesen, Mönche, die dem Tod unterworfen sind, entsteht der Wunsch: “Oh, wahrlich, wären wir doch nicht dem Tod unterworfen! Oh, wahrlich, mögen wir niemals sterben müssen!“ Doch das kann nicht durch bloßes Wünschen erreicht werden; und nicht zu erlangen, was man sich wünscht, ist Leiden.

In Wesen, Mönche, die Kummer, Wehklage, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung unterworfen sind, entsteht der Wunsch: “Ach, wahrlich, wären wir doch nicht Kummer, Wehklage, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung unterworfen! Ach, wahrlich, mögen wir nicht unter Kummer, Wehklage, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung leiden!“ Doch das kann nicht durch bloßes Wünschen erreicht werden; und nicht zu erlangen, was man sich wünscht, ist Leiden.

Und inwiefern, Mönche, ist, kurz gesagt, das Anhaften an den fünf Gruppen des Anhangens (Khandha) Leiden? Es ist folgendermaßen

[Die fünf Gruppen des Ergreifens sind ALLES,  was uns als Lebewesen ausmacht]

an der Gruppe der Form anzuhaften ist Leiden,
an der Gruppe der Empfindung anzuhaften ist Leiden,
an der Gruppe der Wahrnehmung anzuhaften ist Leiden,
an der Gruppe der Gestaltungen anzuhaften ist Leiden,
an der Gruppe des Bewusstseins anzuhaften ist Leiden.

Dies, Mönche, bezeichnet man, kurz gesagt, als Leiden aufgrund des Anhaftens an diesen fünf Gruppen (Khandha).

Das, Mönche, ist die Edle Wahrheit des Leidens.


    Und was, Mönche, ist die Edle Wahrheit der Entstehung des Leidens?

Es ist dieses Begehren (Tanha), das, verquickt mit Vergnügen und Lust, wieder und wieder auftritt, das Ergötzen mal hier, mal dort findet. Gemeint sind

Begehren nach sinnlichen Vergnügen (Kama-Tanha),
Begehren nach Werden (Bhava-Tanha) und
Begehren nach Nicht-Werden (Vi-Bhava-Tanha).

Wo aber, Mönche, entsteht dieses Begehren und wo ver­festigt es sich?

Überall in der Welt, wo etwas verlockend und angenehm ist, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.

Was aber in dieser Welt ist ver­lockend und angenehm?

Das Auge in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.

Das Ohr ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Die Nase ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Die Zunge ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Der Körper ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Der Geist in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.

Sichtbare Objekte, materielle Formen in dieser Welt sind verlockend und angenehm,
da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Töne ... sind verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Gerüche ... sind verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Geschmacksempfindungen ... sind verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Berührungen (Körperempfindungen) ... sind verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich. Geistesinhalte (Gedanken, Vorstellungen u. Erinnerungen) in dieser Welt sind verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.

Das Bewusstsein des Auges in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Bewusstsein des Ohres ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Bewusstsein der Nase ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Bewusstsein der Zunge ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Bewusstsein des Körpers ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Bewusstsein des Geistes in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.

Der Kontakt mit dem Auge in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Der Kontakt mit dem Ohr ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Der Kontakt mit der Nase ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Der Kontakt mit der Zunge ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Der Kontakt mit dem Körper ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Der Kontakt mit dem Geist in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.

Die Empfindung (angenehm, unangenehm oder weder-angenehm-noch-unangenehm), die aufgrund des Kontakts mit dem Auge in dieser Welt entsteht, ist verlockend und angenehmda entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Die Empfindung, die aufgrund des Kontakts mit dem Ohr ... entsteht, ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Die Empfindung, die aufgrund des Kontakts mit der Nase ... entsteht, ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Die Empfindung, die aufgrund des Kontakts mit der Zunge ... entsteht, ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Die Empfindung, die aufgrund des Kontakts mit dem Körper ... entsteht, ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Die Empfindung, die aufgrund des Kontakts mit dem Geist in dieser Welt entsteht, ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.

Die Wahrnehmung (Assoziation mit Erinnerungen und Benennung) sichtbarer Objekte, materieller Formen, in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Die Wahrnehmung von Tönen ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Die Wahrnehmung von Gerüchen ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Die Wahrnehmung von Geschmacksempfindungen ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Die Wahrnehmung von Berührungen ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Die Wahrnehmung von Geistesinhalten in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.

Der Wille (sañcetana) nach sichtbaren Objekte in dieser Welt ist verlockend und angenehm,
da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Der Wille nach Tönen ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Der Wille nach Gerüchen ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Der Wille nach Geschmacksempfindungen ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Der Wille nach Berührungen ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Der Wille nach Objekte des Geistes, nach Geistesinhalten in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.

Das Verlangen (Durst/tanha) nach sichtbaren Objekten in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Verlangen nach Tönen ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Verlangen nach Gerüchen ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Verlangen nach Geschmacksempfindungen ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Verlangen nach Berührungen ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Verlangen nach Objekten des Geistes, nach Geistesinhalten in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.

Das Denken (vitakka) an sichtbare Objekte in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Richten von Gedanken auf Töne ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Richten von Gedanken auf Gerüche ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Richten von Gedanken auf Geschmacksempfindungen ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Richten von Gedanken auf Berührungen ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Richten von Gedanken auf Objekte des Geistes, auf Geistesinhalte in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.

Das Nachdenken (vicara) über sichtbare Objekte in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Schwelgen in Gedanken an Töne ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Schwelgen in Gedanken an Gerüche ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Schwelgen in Gedanken an Geschmacksempfindungen ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Schwelgen in Gedanken an Berührungen ... ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.
Das Schwelgen in Gedanken an Objekte des Geistes, an Geistesinhalte in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da entsteht dieses Begehren und da verfestigt es sich.

Das, Mönche, ist die Edle Wahrheit der Entstehung des Leidens.


Und was, Mönche, ist die Edle Wahrheit der Aufhebung des Leidens?

Es ist das völlige Verschwinden und Erlöschen genau dieses Begehrens; das sich Abwenden davon und das Aufhören damit, die Befreiung davon, das vollkommene davon Loslassen. Wo aber, Mönche, kann dieses Begehren entwurzelt werden; wo kann es ausgelöscht werden? Überall da, wo in dieser Welt etwas verlockend und angenehm ist, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.

Was aber in dieser Welt ist verlockend und angenehm?

Das Auge in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Ohr ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Nase ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Zunge ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Der Körper ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Der Geist in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.

Die sichtbaren Objekte, die materiellen Formen in dieser Welt sind verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Töne ... sind verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Gerüche ... sind verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Geschmacksempfindungen ... sind verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Berührungen ... sind verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Geistesinhalte in dieser Welt sind verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.

Das Bewusstsein des Auges in dieser Welt  ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Bewusstsein des Ohres ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Bewusstsein der Nase ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Bewusstsein der Zunge ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Bewusstsein des Körpers ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Bewusstsein des Geistes in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.

Der Kontakt mit dem Auge in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Der Kontakt mit dem Ohr ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Der Kontakt mit der Nase ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Der Kontakt mit der Zunge ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Der Kontakt mit dem Körper ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Der Kontakt mit dem Geist in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.

Die Empfindung, die aufgrund des Kontakts mit dem Auge in dieser Welt entsteht, ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Empfindung, die aufgrund des Kontakts mit dem Ohr ... entsteht, ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Empfindung, die aufgrund des Kontakts mit der Nase ... entsteht, ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Empfindung, die aufgrund des Kontakts mit der Zunge ... entsteht, ist ver­lockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Empfindung, die aufgrund des Kontakts mit dem Körper ... entsteht, ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Empfindung, die aufgrund des Kontakts mit dem Geist in dieser Welt entsteht, ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.

Die Wahrnehmung sichtbarer Objekte in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Wahrnehmung von Tönen ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Wahrnehmung von Gerüchen ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Wahrnehmung von Geschmacksempfindungen ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Wahrnehmung von Berührungen ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die Wahrnehmung von Geistesinhalten in dieser Welt [aus Geist und Materie] ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.

Die geistige Reaktion (Wille) auf sichtbare Objekte in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die geistige Reaktion auf Töne ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die geistige Reaktion auf Gerüche ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die geistige Reaktion auf Geschmacksempfindungen ... ist ver­lockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die geistige Reaktion auf Berührungen ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Die geistige Reaktion auf Objekte des Geistes, auf Geistesinhalte in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.

Das Verlangen (Tanha) nach sichtbaren Objekten in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Verlangen nach Tönen ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Verlangen nach Gerüchen ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Verlangen nach Geschmacksempfindungen ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Verlangen nach Berührungen ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Verlangen nach Objekten des Geistes, nach Geistesinhalten in dieser Welt  ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.

Das Richten von Gedanken auf sichtbare Objekte in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Richten von Gedanken auf Töne ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Richten von Gedanken auf Gerüche ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Richten von Gedanken auf Geschmacksempfindungen ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Richten von Gedanken auf Berührungen ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Richten von Gedanken auf Objekte des Geistes, auf Geistesinhalte in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.

Das Schwelgen in Gedanken an sichtbare Objekte in dieser Welt ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Schwelgen in Gedanken an Töne ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Schwelgen in Gedanken an Gerüche ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Schwelgen in Gedanken an Geschmacksempfindungen ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Schwelgen in Gedanken an Berührungen ... ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.
Das Schwelgen in Gedanken an Objekte des Geistes, an Geistesinhalte in dieser Welt [aus Geist und Materie] ist verlockend und angenehm, da kann dieses Begehren entwurzelt und ausgelöscht werden.

Das, Mönche, ist die Edle Wahrheit der Aufhebung des Leidens.


Und was, Mönche, ist die Edle Wahrheit des Weges, der zur Aufhebung des Leidens führt?

Es ist dies der Edle Achtfache Pfad, nämlich: rechte Ansicht, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebensunterhalt, rechte Bemühung, rechte Achtsamkeit und rechte Sammlung.

Und was, Mönche, ist rechte Ansicht?

Es ist dies, Mönche: die Kenntnis des Leidens, die Kenntnis der Entstehung des Leidens, die Kenntnis der Aufhebung des Leidens, die Kenntnis des Weges, der zur Aufhebung des Leidens führt. Das, Mönche, nennt man rechtes Verstehen.

Und was, Mönche, ist rechte Gesinnung (Denken)?

Gedanken der Entsagung, Gedanken, die frei von Abneigung (wohlwollend) sind, Gedanken, die frei von Gewalt (friedfertig) sind. Solche Gedanken, Mönche, bezeichnet man als rechte Gesinnung.

Und was, Mönche, ist rechte Rede?

Sich des Lügens zu enthalten, sich der Verleumdung und der üblen Nachrede zu enthalten, sich harter Worte zu enthalten und sich törichten Geschwätzes zu enthalten. Das, Mönche, bezeichnet man als rechte Rede.

Und was, Mönche, ist rechtes Handeln?

Sich des Tötens zu enthalten, nicht zu nehmen, was einem nicht gegeben wurde, und sich sexueller Verfehlungen zu enthalten. Das, Mönche, bezeichnet man als rechtes Handeln.

Und was, Mönche, ist rechter Lebensunterhalt?

Hier, Mönche, erwirbt ein edler Schüler unter Aufgabe der falschen Arten des Lebensunterhalts seinen Lebensunterhalt auf rechte Weise. Das, Mönche, bezeichnet man als rechten Lebensunterhalt.

Und was, Mönche, ist rechte Bemühung?

Hier, Mönche, entwickelt ein Mönch den festen Willen, bisher noch nicht entstandene negative, unheilsame Geisteszustände nicht entstehen zu lassen; er bemüht sich mit ganzer Kraft, weckt seine Energien, richtet seinen Geist mit festem Vorsatz darauf und strebt so auf dieses Ziel hin. Um jene negativen, unheilsamen Geisteszustände, die bereits in ihm entstanden sind, auszulöschen, entwickelt er festen Willen, bemüht sich mit ganzer Kraft, weckt seine Energien, richtet seinen Geist mit festem Vorsatz darauf und strebt so auf dieses Ziel hin.

Um heilsame Geisteszustände, die bisher noch nicht in ihm entstanden sind, zu entwickeln, entwickelt er festen Willen, bemüht sich mit ganzer Kraft, weckt seine Energien, richtet seinen Geist mit festem Vorsatz darauf und strebt so auf dieses Ziel hin. Um heilsame Geisteszustände, die bereits in ihm entstanden sind, aufrecht zu erhalten, sie nicht verloren gehen zu lassen, sie zu vermehren und sie zu voller Reife und voller Entwicklung zu bringen, entwickelt er festen Willen, bemüht sich mit ganzer Kraft, weckt seine Energien, richtet seinen Geist mit festem Vorsatz darauf und strebt so auf dieses Ziel hin. Das, Mönche, bezeichnet man als rechte Bemühung.

Und was, Mönche, ist rechte Achtsamkeit?

Da weilt der Mönch, ihr Mönche, beim Körper, den Körper betrachtend, eifrig, klarbewusst, achtsam, nach der Entfernung von Begierde und Abneigung hinsichtlich der Welt.

Da weilt der Mönch bei den Empfindungen, die Empfindungen (angenehm, unangenehm od. indifferent) betrachtend, eifrig, klarbewusst, achtsam, nach der Entfernung von Begierde und Abneigung hinsichtlich der Welt.

Da weilt der Mönch bei der Gemütsverfassung (Citta), die Gemütsverfassung (Verlangen, Abneigung u. Verblendung) betrachtend, eifrig, klarbewusst, achtsam, nach der Entfernung von Begierde und Abneigung hinsichtlich der Welt.

Da weilt der Mönch bei den Dingen (dhamma), die Dinge (Geistobjekte) betrachtend, eifrig, klarbewusst, achtsam, nach der Entfer-nung von Begierde und Abneigung hinsichtlich der Welt.

Das heißt, ihr Mönche, rechte Achtsamkeit.

Und was, Mönche, ist rechte Sammlung (Samadhi)?

Hier, Mönche, tritt ein Mönch, losgelöst vom Begehren, losgelöst von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Versenkung ein, die aus Loslösung hervorgegangen ist, die mit anfänglichen und anhaltenden Geistestätigkeiten einhergeht und angefüllt ist mit Verzückung und Seligkeit, und er verweilt darin.

Mit dem Nachlassen der anfänglichen und anhaltenden Geistestätigkeiten und dem Erreichen innerer Ruhe und Einheit des Geistes tritt er in die zweite Versenkung ein, die, aus Konzentration hervorgegangen, frei von anfänglichen und anhaltenden Geistes­tätig­keiten und angefüllt mit Verzückung und Seligkeit ist, und er verweilt darin.

Nach dem Ausklingen der Verzückung verweilt er in Gleichmut, aufmerksam mit kontinuierlichem tiefgründigen Verständnis der Unbeständigkeit, und er erfährt in seinem Körper die Seligkeit, von welcher die Edlen sagen: “Diese Seligkeit wird von dem erfahren, der im Besitz von Gleichmut und Aufmerksamkeit ist.“ Damit tritt er in die dritte Versenkung ein und verweilt darin.

Nach der Auflösung von (körperlichem) Wohlgefühl und Schmerz, wobei (geistige) Freude und Trübsal schon vorher verlöscht sind, tritt er in ein Stadium jenseits von Schmerz und Wohlgefühl ein, die vierte Versenkung, die durch Gleichmut und Achtsamkeit vollkommen gereinigt ist, und er verweilt darin.

Das, Mönche, bezeichnet man als rechte Sammlung.

Das, Mönche, ist die Edle Wahrheit des Weges, der zur Aufhebung des Leidens (Dukkha) führt.

So weilt er bei den Dingen (dhammā), die Dinge (Geistobjekte) betrachtend,
die Dinge innen betrachtend, die Dinge außen betrachtend, die Dinge innen und außen betrachtend.

Er weilt bei den Dingen das Entstehen (samudaya) betrachtend,
den Vergehen (vaya) betrachtend,
Anderswerden (samudaya-vaya) betrachtend.

Oder wiederum 'Ein Ding (Geistobjekt) ist da', so ist seine Achtsamkeit gegenwärtig,
aber nur in dem Maße, wie es der Erkenntnis dient, wie es der Achtsamkeit dient.

Unabhängig lebt er, hängt an nichts in der Welt.

So, ihr Mönche, weilt der Mönch bei den Dingem, die Dinge betrachtend, nämlich die vier edlen Wahrheiten.

Erläuterung der Anweisung:

Den Kern der Lehre des Buddha bilden die vier edlen Wahrheiten:

1. Die Edle Wahrheit, dass alle Erfahrungen in den Daseinsbereichen, wenn diese auf Anhaftung an Dinge und Lebewesen beruhen, die einem Entstehen, Vergehen und Anderswerden (Anicca) unterliegen, früher oder später unbefriedigend und leidvoll (Dukkha) sind.

2. Die Edle Wahrheit, dass es der im Nicht-Wissen (Avijja) um die vier edlen Wahrheiten über Dukkha wurzelnde Durst (Tanha) nach Dasein und sinnlichem Erleben ist, der gemäß den karmischen Dispositionen seit anfangsloser Zeit, immer wieder neue Daseinsgrundlagen (Körper und Geist) entstehen lässt, an denen wir anhaften und uns damit identifizieren. 

3. Die Edle Wahrheit, dass durch die Überwindung der Ursachen (Avijja und Tanha) Befreiung vom Daseinskreislauf (Samsara) und damit von Dukkha erlangt werden kann, das Nirvana

4. Die Edle Wahrheit, dass es einen Weg zur Befreiung vom Daseinskreislauf (Samsara) gibt: Der edle achtfache Pfad der Geistesschulung

In den im Pali-Kanon überlieferten Lehrreden des Buddha wird Dukkha als eines der drei Daseinsmerkmale (Anicca, Dukkha u. Anatta) und als die erste der „Vier Edlen Wahrheiten“ (Ariyasācca) genannt. Dukkha ist bedingt durch die beiden anderen Daseinsmerkmale. Dukkha ist im Daseinkreislauf (Samsara) unvermeidlich. 

Alle Erfahrungen des Daseins sind letztlich unbefriedigend, weil sie durch Anhaftung an Dinge und Lebewesen, die der Vergänglichkeit (Anicca) unterliegen, zu Leiden führen. Zudem haben wir aufgrund von Anatta (die Khandhas sind nicht das Selbst) keine Kontrolle.

Der Buddha beschreibt folgerichtig die menschliche Existenz als Dukkha:

Körper: „Geburt ist Dukkha, Altern ist Dukkha, Krankheit ist Dukkha, Tod ist Dukkha“;
Gefühle: „Kummer, Jammer, Schmerz (körperlich), Betrübnis und Verzweiflung sind Dukkha“;
Lebensumstände: „Zusammen zu sein, mit dem was man nicht liebt, ist Dukkha; Getrennt zu sein von dem, das man liebt, ist Dukkha“.
Haben und Sein-Wollen: „Nicht zu bekommen, was man sich wünscht, ist Dukkha“;

Persönlichkeit: „Kurz gesagt: die fünf Daseinsgruppen (Khandhas), die ergriffen und festgehalten werden, sind Dukkha.“

Das, was wir als Persönlichkeit empfinden, ist das Ergebnis aus dem Zusammenwirken der fünf Daseinsgruppen (Khandha):

(1) der aus den Elementen Erde, Wasser, Feuer und Wind zusammengesetzten Körperlichkeit,
(2) den Empfindungen, die aus dem als angenehm, unangenehm oder neutral empfundenen Kontakt der sechs Sinnesorgane (Auge, Ohr, Nase, Zunge, Körper und Geist) mit den sechs Sinnesobjekten (Formen, Töne, Düfte, Geschmack, Berührung und Geistobjekten) entstehen,
(3) der aus dem Kontakt der Sinne und des Denkens resultierenden Wahrnehmung als Vorstellungen von den Sinnes- und Geistobjekten sowie deren Benennung ,
(4) den sich daraus ergebenden willentlichen Gestaltungen (Sankharas: Aktivitäten in Gedanken, Worte und Taten), welche die Reaktion des Willens auf die Sinnes- und Geistobjekte verbunden mit Gefühl und Wahrnehmung darstellt, sowie
(5) dem Bewusstsein, resultierend aus dem Kontakt der Sinne mit den Sinnesobjekten sowie dem Geist mit Geistobjekten mittels Körper und Geist (Nama-Rupa).

Diese fünf Daseinsgruppen (Khandhas) sind vergänglich (anicca), leidhaft (dukkha) und nicht das Selbst (anatta).
Wir können die Khandhas als einen biologischen Organismus mit körperlich-geistigen Funktionen (Gefühlen, Wahrnehmungen, willentliche Gestaltungen) und Bewusstsein betrachten. Wir sind damit vollständig identifiziert und benutzten diesen um Erfahrungen zu machen.

Körper und Geist führen aber auch ein Eigenleben, dass sich unserer Kontrolle entzieht. Identifizieren wir uns damit (das bin ich, das ist mein Körper, meine Gefühle und Gedanken), so unterliegen wir auch all den Unzulänglichkeiten und Leiden (Dukkha), die damit verbunden sind.

Gemäß der Lehre vom „Bedingten Entstehen und Vergehen“ entsteht beim Kontakt der Sinne mit den Sinnesobjekten sowie dem Geist mit den Geistobjekten  Sinnes- bzw. Geistbewußtsein. daraus ein Gefühl (angenehm, unangenehm oder weder-angenehm-noch-unangenehm. Hier beginnt der Prozess des ICH und MEIN-machens:

Saṃyutta Nikaya 22
Die Daseinsgruppen
47. Betrachtung

„Wenn nun ein unerfahrener Weltmensch ein Gefühl (angenehm, unangenehm oder weder-angenehm-noch-unangenehm) empfindet, das entstanden ist aus einem mit Nicht-Wssen (Avijja) verbundenen Sinneseindruck (Phassa)

dann denkt er: ‚Ich bin‘.
‘Und er denkt: ‚Dies bin ich.‘
er denkt: ‚Ich werde sein (Ewigkeitsglaube: Seele).‘ 
er denkt: ‚Nicht werde ich sein (Vernichtungsglaube: mit dem Tod ist alles vorbei).‘
er denkt: ‚Körperlich werde ich sein (Wiedergeburt in phys. od. feinstofflichen Körper).‘
er denkt: ‚Unkörperlich werde ich sein (Wiedergeburt als unstoffliches Wesen).‘
(Aufzählung von hohen Daseinszuständen; korrespondiert mit den Jhanas)
er denkt: ‚Bewußt werde ich sein.‘
er denkt: ‚Unbewußt werde ich sein.‘
er denkt: ‚Weder bewußt noch unbewußt werde ich sein.

(hier nun beschreibt der Buddha, dass man beim Sinnes- und Geistkontakt nichts zu ICH und MEIN machen soll)

Es bestehen wohl die fünf Sinnesfähigkeiten, doch wird dabei das Nichtwissen (um die vier edlen Wahrheiten) vom erfahrenen, edlen Jünger aufgegeben, und (Rechtes) Wissen entsteht. Infolge der Nichtwissensaufhebung und der Wissensentstehung hegt er nicht solche Gedanken: ‚Ich bin.‘ ‚Dies bin ich.‘ ‚Ich werde sein.‘ ‚Nicht werde ich sein.‘ ‚Körperlich werde ich sein.‘ ‚Unkörperlich werde ich sein.‘ ‚Bewußt werde ich sein.‘ ‚Unbewußt werde ich sein.‘ ‚Weder bewußt noch unbewußt werde ich sein‘.“

Dies bedeutet beim Kontakt der Sinne mit den Sinnesobjekten sowie dem Geist mit den Geistobjekten nichts zu Ich und Mein in der Welt zu machen und  sich mit keiner Daseinsgrundlage, egal auf welchen Daseinsebenen, zu identifizieren. Daher lehrte der Buddha die Khandha wie folgt zu betrachten:

 „Das ist nicht mein; das bin ich nicht; das ist nicht mein Selbst“.

Ist der Durst nach Dasein und sinnlichem Erleben geschwunden, entstehen auch keine neuen Daseinsgrundlagen (Körper und Geist) mehr. Das dadurch bedingte Bewusstsein von Ich und Mein in der Welt erlöscht und wir erlangen Nirvana!


 Die Ergebnisse der vollkommenen Errichtung der Achtsamkeit

Wahrlich, Mönche, jeder, der das vierfache Errichten der Aufmerksamkeit auf diese Weise sieben Jahre lang praktiziert, kann eines von zwei Ergebnissen erwarten: die Höchste Weisheit in eben diesem Leben, oder, wenn noch ein Rest von Aggregaten verbleibt, das Stadium eines Nicht-Wiederkehrenden.

Von sieben Jahren ganz zu schweigen, Mönche: jeder, der das vierfache Errichten der Aufmerksamkeit sechs Jahre lang auf diese Weise praktiziert, kann eines von zwei Ergebnissen erwarten:

die Höchste Weisheit in eben diesem Leben, oder, wenn noch ein Rest von Aggregaten verbleibt, das Stadium eines Nicht-Wiederkehrenden.

Von sechs Jahren ganz zu schweigen, Mönche ...
Von fünf Jahren ganz zu schweigen, Mönche ...
Von vier Jahren ganz zu schweigen, Mönche ...
Von drei Jahren ganz zu schweigen, Mönche ...
Von zwei Jahren ganz zu schweigen, Mönche ...

Von einem Jahr ganz zu schweigen, Mönche: jeder, der das vierfache Errichten der Aufmerksamkeit sieben Monate lang auf diese Weise praktiziert, kann eines von zwei Ergebnissen erwarten: die Höchste Weisheit in eben diesem Leben, oder, wenn noch ein Rest von Aggregaten verbleibt, das Stadium eines Nicht-Wiederkehrenden.

Von sieben Monaten ganz zu schweigen, Mönche ...
Von sechs Monaten ganz zu schweigen, Mönche ...
Von fünf Monaten ganz zu schweigen, Mönche ...
Von vier Monaten ganz zu schweigen, Mönche ...
Von drei Monaten ganz zu schweigen, Mönche ...
Von zwei Monaten ganz zu schweigen, Mönche ...
Von einem Monat ganz zu schweigen, Mönche ...
Von einem halben Monat ganz zu schweigen, Mönche ...

Von einem halben Monat ganz zu schweigen, Mönche: jeder, der das vierfache Errichten der Aufmerksamkeit sieben Tage lang auf diese Weise praktiziert, kann eines von zwei Ergebnissen erwarten: die Höchste Weisheit in eben diesem Leben, oder, wenn noch ein Rest von Aggregaten verbleibt, das Stadium eines Nicht-Wiederkehrenden.

Dies ist der Grund, weshalb gesagt wurde: “Der einzige und alleinige Weg, Mönche, zur Läuterung der Wesen, zur Überwindung von Kummer und Wehklage, zur Aufhebung von Schmerz und Trübsal, um auf dem Weg der Wahrheit zu wandeln und um nibbāna zu erfahren, ist: das vierfache Errichten der Aufmerksamkeit“.

So sprach der Erleuchtete. Mit Freude im Herzen begrüßten die Mönche die Worte des Erleuchteten.

Hier endet die Mahāsatipaṭṭhāna Sutta.


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