Nirvana
Nirvana (Pali: nibbāna) bedeutet wörtlich verlöschen
bzw. verwehen und bezieht sich auf das Aufhören des Werdens im Daseinskreislauf (samsara).
Nirvana bezeichnet die absolute Transzendenz
– ungeboren, ungeworden, unerschaffen, ungestaltet –, das „dem Sinnen (Denken, Nachdenken, Reflektieren) Unzugängliche“, in dem es weder Subjekt noch Objekt, weder Raum noch Zeit, weder Differenzierungen noch nennbare Eigenschaften gibt.
Während alles, was in Erscheinung tritt, aufgrund von Ursachen und Bedingungen, gestaltet (sankhata) ist, ist Nibbāna das Un-Gestaltete
(a-sankhata). Den elementaren Unterschied beschreibt der Buddha kurz wie folgt:
Aṅguttara Nikāya
Das Dreier-Buch
47. Die Merkmale des Gestaltete (Saṅkhata-lakkhaṇa-sutta)
„Drei Merkmale des Gestalteten
(Sankhata: aufgrund von Ursachen und Bedingungen) gibt es, ihr Mönche. Welche drei?
Ein Entstehen (uppāda) zeigt sich;
ein Vergehen (vayo) zeigt sich; und
eine Veränderung, während es fortbesteht (ṭhitassa aññathattaṃ) zeigt sich
Diese drei Merkmale des Gestalteten gibt es, ihr Mönche.
Drei Merkmale des Ungestalteten
(A-sankhata: Nirvana) gibt es, ihr Mönche. Welche drei?
Kein Entstehen zeigt sich;
kein Vergehen zeigt sich; und
keine Veränderung, während es fortbesteht zeigt sich.
Diese drei Merkmale des Ungestalteten gibt es, ihr Mönche.“
Das nachtodliche Nibbāna, in dem die Daseinsgrundlagen (Körper und Geist) nebst dem daraus resultierenden Bewusstsein nicht mehr in Erscheinung treten, wird meist Pari-nibbana (vollständiges Verlöschen) genannt. Nirvana kann aber auch schon zu Lebzeiten erfahren werden. Es besteht in der Vernichtung des Werdensdranges (bhavanettisaṅkhayā), der vollständigen Befreiung des Herzens/Gemüt von Gier u. Hass (ceto-vimutti) und der Befreiung von Verblendung durch Weisheit (panna-vimutti).
Nirvana wird erlangt durch die Vernichtung der Triebe
(āsavakkhaya: Unwissenheitstrieb, Werdenstrieb und Sinnentrieb). Diese Triebe sind es, welche den Prozess des Entstehens, Vergehens und erneuten Werdens seit anfangsloser Zeit in Gang halten. Die Unwissenheit ist unsere Unkenntnis bzw. das falsche Verständnis der "vier edlen Wahrheiten" über dukkha. Der Werdenstrieb ist unser Verlangen nach erneuter Manifestation. Der Sinnentrieb ist unser Verlangen nach sinnlichem Erleben.
AN 3.73
...
"Und da erlangt ein edler Schüler, der das sittliche Verhalten (sila), die Sammlung (samādhi) und die Weisheit (panna) vervollkommnet hat, durch das Sehen des Dhamma (diṭṭheva dhamme) die Auflösung der Triebe (āsavānaṁ khayā), die triebfreie (anāsava) Befreiung des Herzens (ceto-vimutti), die Befreiung durch Weisheit (paññā-vimutti). Er erkennt sie durch höhere Einsicht und verweilt darin."
Der Buddha spricht in Bezug auf Nirvana von einer Sphäre (āyatana) des Ungewordenen
wo nichts mehr in Erscheinung tritt. Darum ist Nirvana auch nicht vergleichbar mit einer Manifestation in den himmlischen oder göttlichen Daseinsbereichen, wie es die theistischen Religionen lehren. Solange wir noch
irgendwo in Erscheinung treten, können wir uns sicher sein, dass dies noch
nicht Nirvana ist.
Nur durch das Aufhören jeglichen Werdens kann Nirvana erlangt werden!
itivuttaka 73
…
„Sowohl die Wesen, welche zu den Formen gelangen (grobstoffliche od. feinstoffliche formhafte Gestalt),
als auch die, welche sich im Formlosen befinden (subtile unspezifische Gestalt),
ohne das Aufhören (des Werdens) zu erkennen (Nirodhaṁ appajānantā),
werden wieder zu erneutem Werden kommen (āgantāro punabbhavaṁ).
Die da in völliger Erkenntnis der Formen (Ye ca rūpe pariññāya)
bei den Formlosen nicht stehen bleiben (ye ca arūpaṭṭhāyino),
die im Aufhören (des Werdens) ihre Befreiung finden (nirodhe ye vimuccanti),
diese haben den Tod besiegt (te janā maccuhāyino).
Das Parinirvana des Arahant ist der Übergang in einen unmanifestierten Seinszustand, der sich unseren Denkkategorien entzieht. Es ist die Loslösung von unseren Daseinsgrundlagen (Körper und Geist) nebst Bewusstsein. Was nicht mehr in Erscheinung tritt (erloschen ist), kann auch nicht mehr beschrieben werden!
M 72
…
„Genau so auch, Vaccha, ist alle Körperlichkeit, sind alle Empfindungen, alle Wahrnehmung, alle Gestaltungen, ist alles Bewußtsein, wodurch man den Vollendeten bezeichnen möchte, vom Vollendeten aufgegeben, an der Wurzel zerstört, einem Palmstumpf gleichgemacht, vernichtet und keinem künftigen Wiederaufkeimen mehr ausgesetzt.
Von Körperlichkeit, Empfindungen, Wahrnehmungen, Gestaltungen und Bewußtsein aber abgelöst, ist der Vollendete tief, unermeßlich, schwer zu ergründen, gleichwie das tiefe Meer."
Solange wir noch nicht erkannt haben, dass
NICHTS im Daseinskreislauf, aufgrund der Unbeständigkeit und Vergänglichkeit (anicca) ALLER Dinge und Lebewesen,
der Mühe wert ist, dafür erneut in Erscheinung zu treten, haben wir auch nicht verstanden, was uns der Buddha in seiner ersten edlen Wahrheit vermitteln wollte:
Wir machen nur deshalb leidvolle Erfahrungen (dukkha), weil wir in Erscheinung treten!
Darum bezeichnet er die fünf Gruppen des Ergreifens (Körper, Empfindungen, Wahrnehmungen, Gestaltungen und Bewusstsein), welche ALLES sind, was uns als Lebewesen ausmacht, als leidvoll (dukkha).
Wenn wir dies nicht selbst erkannt haben, sind wir weder erwacht noch befreit!
Erkennen wir jedoch durch „Weises Erwägen“ (yoniso manasikara) unsere Daseinsgrundlagen (Körper und Geist) nebst Bewusstsein, wie sie wirklich sind (anicca, dukkha u. anatta), werden wir davon desillusioniert (nibbida). Desillusioniert
schwindet die Begierde (virāga)
danach. Begierdelos sind wir befreit (vimutti) vom Werden im Daseinskreislauf (samsara).
Wenn die Triebe vernichtet sind, entsteht im Befreiten die Erkenntnis der Befreiung:
SN 14.31
...
"Es entstand in mir das Wissen und die Vision
(Ñāṇañca pana me dassanaṁ udapādi):
'Unerschütterlich ist meine Befreiung (akuppā me vimutti);
dies ist meine letzte Geburt (ayamantimā jāti);
jetzt gibt es kein erneutes Werden mehr (natthi dāni punabbhavo).'"
Nirvana bezeichnet der Buddha auch als das todlose Element. Todlos deshalb, weil, was nicht mehr in Erscheinung tritt, auch nicht mehr sterben kann. Darum wendet sich der Strebende auf dem Pfad der Befreiung von dem, was geworden ist (die fünf Gruppen des Ergreifens) ab.
AN 9:36
...
Was auch immer mit Form (rupa), Empfindung, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewusstsein im Zusammenhang steht, betrachtet er als
vergänglich (anicca),
leidvoll (dukkha),
als eine Krankheit (roga),
als ein Geschwür (gaṇḍa),
als einen Stachel (salla),
als schmerzhaft (agha),
als ein Übel (ābādha),
als etwas Fremdes (parato),
als Auflösung (paloka),
als leer (suñña),
als Kein-Selbst (an-atta)
Er wendet sein Herz (Gemüt/citta) von diesen Dingen (dhamma) ab, und nachdem er dies getan hat, wendet er sein Herz zu dem Todlosen Element (amatā dhātu/Nirvana):
„Dies ist Friede (Etam santam),
dies ist erhaben (etam panitam),
nämlich:
aller Willensregungen Beruhigung (sabba-sankhāra-samatha),
aller Daseinsgrundlagen Entledigung (sabb-upadhi-patinissaggo),
des Durstes Versiegung (tanhā-k-khaya),
die Begierdelosigkeit (virāga: nichts mehr daran finden),
das Aufhören (nirodha: des Werdens),
das Verlöschen (nibbāna).“
Was aufgrund von Ursachen und Bedingungen (Unwissenheit und Verlangen) in Erscheinung tritt (Körper und Geist nebst Bewusstsein), kann durch das Aufhören dieser Bedingungen auch aufhören in Erscheinung zu treten. Das Ungewordene ist NICHT die Vernichtung eines vermeintlichen Selbst, sondern der Seinszustand frei von jeglicher Manifestation.
itivuttaka 43
Das Ungeborene (Ajātasutta)
Gesagt wurde dies vom Erhabenen, gesagt von dem Heiligen, so habe ich gehört:
„Es gibt, ihr Jünger,
ein Ungeborenes (ajāta),
Ungewordenes (abhūta),
Ungemachte (akata),
Ungestaltetes (asaṅkhata).
Wenn es, ihr Jünger, dieses Ungeborene, Ungewordene, Ungemachte, Ungestaltete nicht gäbe, so wäre hier ein Ausweg aus dem Geborenen, Gewordenen, Gemachten, Gestalteten (jātassa bhūtassa katassa saṅkhatassa) nicht zu erkennen.
Weil es nun aber, ihr Jünger, ein Ungeborenes, Ungewordenes, Ungemachtes, Ungestaltetes gibt,
deshalb ist ein Ausweg aus dem Geborenen, Gewordenen, Gemachten, Gestalteten zu erkennen.“
Dies sprach der Erhabene; daher heißt es mit Bezug hierauf folgendermaßen:
„Das Geborene (jāta),
Gewordene (bhūta),
Entstandene (samuppanna),
Gemachte (kata),
unbeständig Gestaltete (saṅkhata-addhuva),
aus Alter und Tod Gebildete (jarā-maraṇa-saṅghāṭa),
das Nest des Siechtums (roganīḷa),
das Gebrechliche (pabhaṅgura),
aus dem Hunger nach Nahrung Gewordene (ahāra-nettippa-bhava),
es reicht nicht hin, um daran Wohlgefallen zu finden (nālam tadabhinandituṃ).
Der Ausweg aus ihm ist der Friede (tassa nissaraṇa santa),
das dem Denken Unzugängliche (atakkāvacara),
das
Beständige (dhuva: konstant, unveränderlich),
das Ungeborene, Unentstandene (ajāta asamuppanna),
der Zustand, frei von Kummer und Sorgen (asoka viraja pada),
die Aufhebung der leidvollen Dinge (nirodho dukkha-dhammā),
das selige Zurruhekommen der Gestaltungen (saṅkhārūpasamo sukho).“
Auch dies ist vom Erhabenen gesagt worden, so habe ich gehört.
Keinesfalls bedeutet die Erfahrung des Nirvana das Verlöschen des Lebens. Was verloschen ist sind die Triebe (Unwissenheitstrieb, Werdenstrieb und Sinnentrieb). Sowohl der Buddha wie auch die meisten Arahants haben nach Verwirklichung des Nirvana noch längere Zeit gelebt und gewirkt, wenn auch karmisch neutral (mit
Gleichmut, frei von Gier, Hass und Verblendung).
Itivuttaka 44
Das Nibbāna-Element (Nibbāna-dhātu-sutta)
Gesagt wurde dies vom Erhabenen, gesagt von dem Heiligen, so habe ich gehört:
„Diese zwei Nibbāna-Elemente gibt es, ihr Jünger. Welche zwei?
Das mit den verbliebenen Daseinsgrundlagen (saupādisesā)
behaftete Nibbāna-Element und
das von dem Rest von Daseinsgrundlagen freie (anupādisesā)
Nibbāna-Element.
Was, ihr Jünger, ist das mit dem Rest von Daseinsgrundlagen behaftete Nibbāna-Element?
Da, ihr Jünger, ist ein Jünger ein Arahant, für den die Triebe (asava: Unwissenheitstrieb, Werdenstrieb u. Sinnentrieb) schon bei Lebzeiten vernichtet sind, der das, was zu tun war, getan, die Bürde abgelegt, das eigene Heil erlangt hat
und der nach gänzlicher Zerstörung der Fesseln des Werdens (bhava-saṃyojana)
durch richtige Erkenntnis befreit (sammadaññā-vimutto)
ist.
Seine fünf Sinne sind fest (intakt), und durch ihre Unversehrtheit wird er des Angenehmen und des Unangenehmen
inne, und er nimmt Freudiges und Leidiges wahr.
(Der Arahant verweilt in Gleichmut)
Die Vernichtung seiner Begierden (rāga), seines Hasses (dosa) und seiner Verblendung (moha),
das nennt man, ihr Jünger, dass mit dem Rest von Daseinsgrundlagen behaftete Nibbāna-Element.
Und was, ihr Jünger, ist das von dem Rest von Daseinsgrundlagen freie Nibbāna-Element?
Da, ihr Jünger, ist ein Jünger ein Arahant, für den die Triebe schon bei Lebzeiten vernichtet sind, der das, was zu tun war, getan, die Bürde abgelegt, das eigene Heil erlangt hat und
der nach gänzlicher Zerstörung der Fesseln des Werdens
durch richtige Erkenntnis befreit ist.
Alle seine schon hienieden reizlos gewordenen Empfindungen (freudvoll, leidvoll od. indifferent), ihr Jünger, stehen im Begriff, kalt zu werden (im Tod). Das nennt man, ihr Jünger, das von dem Rest von Daseinsgrundlagen freie (im Tod des Arahant) Nibbāna-Element.
Dies also, ihr Jünger, sind die zwei Nibbāna-Elemente.“
Dies sprach der Erhabene; daher heißt es mit Bezug hierauf folgendermaßen:
„Diese zwei Nibbāna-Elemente sind von einem solchen klar Sehenden, Befreiten, enthüllt worden: der eine Bereich, hienieden, der gegenwärtigen Erscheinung (Körper und Geist nebst Bewusstsein) angehörend, ist mit dem Rest von Daseinsgrundlagen behaftet und
besteht in der Vernichtung des Werdensdranges (bhavanettisaṅkhayā).
Der von dem Rest von Daseinsgrundlagen freie aber ist der
zukünftige,
in welchem alle Arten des Werdens verschwunden sind.
Die diese nichtgestaltete (asaṅkhata) Stätte (Nirvana) erkannt haben,
die Herzbefreiten (vimuttacittā), deren Werdensdrang (bhavanetti-saṅkhayā) vernichtet ist,
diese so Beschaffenen haben, dieser Vernichtung froh,
die Essenz der Lehre erreicht und
alle Arten von Werdens aufgegeben.“
Auch dies ist vom Erhabenen gesagt worden, so habe ich gehört.
Der Buddha beschreibt das Nirvana als eine Sphäre jenseits der bedingten Daseinsbereiche. Es ist das exakte Gegenteil zu den bedingten Daseinsbereichen in denen wir seit anfangsloser Zeit, gehemmt durch das Nicht-Wissen (avijja) bzw. Nicht-Verstehen (wollen) um die „Vier edlen Wahrheiten“ über Dukkha und gefesselt vom Durst (tanha) nach Sinnlichkeit (kama) und Werden (bhava) umherirren.
Ud.VIII.1 Nibbana 1 - 4
So habe ich es gehört: Einmal hielt sich der Buddha bei Sāvatthī in Jetas Wäldchen auf, dem Kloster des Anāthapiṇḍika. Da nun leitete der Buddha die Mönche und Nonnen mit einem Dhammavortrag über das Erlöschen an, ermunterte sie, begeisterte sie und regte sie an. Und diese Mönche und Nonnen gaben acht, gebrauchten ihren Geist, waren mit ganzem Herzen dabei und spitzten die Ohren.
Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:
(Nirvana)
„Es gibt, ihr Mönche, jene Sphäre (tadāyatana),
(keine Elemente)
wo nicht Erde noch Wasser ist, nicht Feuer noch Luft,
(nicht die vier höchsten Daseinsbereiche)
keine Sphäre des unendlichen Raums (ākāsānañc-āyatana),
keine Sphäre des unendlichen Bewusstseins (viññāṇañc-āyatana),
keine Sphäre des Nichtirgendetwas (ākiñcaññ-āyatana),
keine Sphäre der weder Wahrnehmung noch der Nicht-Wahrnehmung,
(kein Diesseits und Jenseits)
weder diese Welt (nāyaṃ loko), noch die Welt dahinter (na paraloko),
weder Mond noch Sonne.
(das Beständige)
Dort, Mönche, sage ich, gibt es gewiss
kein Kommen (āgatiṃ), kein Gehen (gatiṃ),
kein Verweilen (ṭhitiṃ), kein Verscheiden (cutiṃ),
keine Wiedererscheinen (upapatti).
(ohne Daseinsgrundlagen)
Es ist ohne Stütze (appatiṭṭha), ohne Fortbestand (appavatta), ohne Grundlage (ārammaṇa) ist das;
eben dies ist das Ende des Leidens (esevanto dukkhassā).“
Schwer zu sehen, wahrlich, ist das Ungeneigte (anata: Synonym f. Nirvana),
nicht leicht zu begreifen ist ja die Wahrheit;
überwunden ist der ,Durst’
(nach Werden und sinnlichem Erleben) für den Wissenden;
für den Schauenden ist nicht irgend etwas (Nirvana, das Ungewordene).
Es gibt, ihr Mönche, ein nicht Geborenes, nicht Gewordenes, nicht Geschaffenes, nicht Gestaltetes. Wenn es, ihr Mönche, dieses nicht Geborene, nicht Gewordene, nicht Geschaffene, nicht Gestaltete nicht gäbe, dann wäre hier ein Entrinnen aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Gestalteten nicht zu erkennen. Weil es nun aber, ihr Mönche, ein nicht Geborenes, nicht Gewordenes, nicht Geschaffenes, nicht Gestaltetes gibt, darum läßt sich ein Entrinnen aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Gestalteten erkennen.
Für den Abhängigen (nissitassa) gibt es Erregung (calite),
für den, der nicht abhängig (anissitassa) ist, gibt es keine Erregung (calita natthi);
wo keine Erregung ist, ist Ruhe (calite asati passaddhi);
wo Ruhe ist, ist keine Neigung (zu Sinnes- u. Geistobjekten sowie Daseinsgrundlagen);
wo keine Neigung ist; ist kein Kommen und Gehen (in den einzelnen Daseinsbereichen);
wo kein Kommen und Gehen ist, ist kein Vergehen und Neuentstehen (fortgesetztes Werden im Daseinskreislauf);
wo kein Vergehen und Neuentstehen (Daseinskreislauf/samsara) ist, ist weder ein Diesseits noch ein Jenseits noch (etwas) zwischen beiden (die Sphäre von Nirvana ist jenseits der bedingten Daseinsbereiche);
eben dies ist das Ende des Leidens (Esevanto dukkhassā)."
Was nicht mehr in Erscheinung tritt, kann auch nicht mehr beschrieben werden:
Das Udăna (Ud 7,1 + 2)
…
„Wer oben, unten, überall befreit ist,
der sieht nicht mehr: ‚Ich bin‘
(Ayaṁhamasmīti anānupassī).
Was ihm zuvor versagt, befreit gelingt's ihm:
Die Flut zu queren, nie wieder zu werden (apunabbhava).“
Suttanipāta (Snip 1074 + 76)
Wird das Bewußtsein schwinden einem solchen
(beim Ende von Wahrnehmung und Gefühl)?
DER ERHABENE
Gleichwie die Flamme, ausgelöscht durch Windes Macht,
Zu Ende kommt und nicht mehr in Benennung eingeht,
So auch, vom Geist und Körper (nāmakāyā) befreit, ein Weiser,
Erreicht das Ende, ist nicht mehr begrifflich zu erfassen.
UPASIVA
Er, der zum Ende ging, besteht er dann nicht mehr?
Ist er vielleicht für ewig dann genesen?
Das mögest, Muni, du mir gut erklären,
Denn wahrhaft hast durchschaut du diese Lehre
DER ERHABENE
„Kein Maß gibt es für ihn,
der hin zum Ende (des Werdens) ging.
Nicht gibt's ein Wort, durch das man ihn erfaßt (beschreibt).
Wenn alle Dinge (Körper und Geist nebst Bewusstsein) völlig abgetan,
Sind abgetan auch aller Rede Pfade.“
Ud 1.10
…
„Wo Wasser, Erde, Feuer und Wind keinen Halt finden,
Dort glänzt kein Stern, die Sonne strahlt dort nicht,
Dort scheint kein Mond, und doch gibt es keine Finsternis.
Hat der Weise, der Edle durch Weisheit, dies selbst erkannt,
ist er befreit vom Formhaften wie Formlosen (Dasein),
sowie von Glück und Leid (sukhadukkhā)“
Der Buddha hat das Nirvana aber nicht nur mit dem beschrieben, was es nicht ist, sondern auch wie folgt:
saṃyutta nikaya 43
asaṅkhata
14–44. Das Trieblose usw.
„Zeigen will ich euch, ihr Mönche:
(14) das Trieblose, (anāsava)
(15) die Wahrheit, (sacca)
(16) das Transzendente, (pāra)
(17) das Feine, (nipuṇa)
(18) das gar schwer zu Sehende, (sududdasa)
(19) das Unverwelkliche, (ajajjara)
(20) das Bleibende, (dhuva)
(21) das Unauflösliche, (apalokita)
(22) das Unsichtbare, (anidassana)
(23) das nicht Ausgebreitete, (nippapañca)
(24) das Stille, (santa)
(25) das Todlose, (amata)
(26) das Erlesene, (paṇīta)
(27) das Glück, (siva)
(28) den Frieden, (khema)
(29) die Durstversiegung, (taṇhākkhaya)
(30) das Erstaunliche, (acchariya)
(31) das Außerordentliche, (abbhuta)
(32) das Notlose, (sichere, gesunde, heile) (anītika)
(33) das notlose Ding, (anītikadhamma)
(34) das Erlöschen, (nibbāna)
(35) das Unbedrängte, (abyāpajjha)
(36) die Begierdelosigkeit, (virāga)
(37) das Lautere, (suddhi)
(38) die Erlösung, (mutti)
(39) das Haftlose, (anālaya)
(40) das Eiland (dīpa)
(41) die Geborgenheit, (leṇa)
(42) den Schutz, (tāṇa)
(43) die Zuflucht, (saraṇa)
(44) das andere Ufer,
das Ziel, das Ende (parāyana)
und den dorthin führenden Pfad.