Samsara und Nirvana

 Samsara und Nirvana


Was Versteht man unter Samsara

Das Wort Samsara bedeutet übersetzt „beständiges Wandern“

In der Lehre des Buddha ist diese menschliche Existenz nur ein Glied in einer anfangslosen Kette bedingten Entstehens, Vergehens und Anderswerdens, Samsara genannt.  Bedingt deshalb, weil es gemäß der karmischen Dispositionen (kamma vipaka) ist, wo, wie und unter welchen Umständen neue Daseinsgrundlagen (Körper und Geist) wieder in Erscheinung treten. 

Hätte der Buddha nicht einen Ausweg daraus erkannt, so könnte dieser Daseinskreislauf auch noch endlos so weiter gehen. Die Befreiung nach der Lehre des Buddha ist es,  mit dem Werden im Daseinskreislauf aufzuhören (bhava nirodha). Dies ist gleichbedeutend mit dem Ende des Leidens (dukkha) und dem Erlangen des Nirvana.

Ursachen von Samsara ist das im Nicht-Wissen (um die vier edlen Wahrheiten) bedingte Verlangen nach Dasein und sinnlichem Erleben (Sinnes- u. Geistobjekte). Alle Wesen bleiben bis zum Erlangen des Nirvana im Samsara verhaftet. Anhaften führt gemäß der Lehre des Buddha vom Bedingten Entstehen zu immer neuem Werden.  Samsara kann erst dann überwunden werden, wenn der Durst nach Dasein und sinnlichem Erleben und damit Gier (Verlangen), Hass (Abneigung) und Verblendung (geistige Blindheit) verloschen ist. Dies geschieht dann, wenn wir erkennen wie es wirklich ist:

daß alles Gestaltete (das Zusammengesetzte und Bedingte) vergänglich (anicca) ist,
daß alles Gestaltete (durch Ich- und Mein-machen) dem Leiden (dukkha) unterworfen ist,
daß alle Dinge (das Gestaltete u. Ungestaltete) kein Selbst (anatta) sind.

Der Buddha beschreibt folgerichtig in der ersten edlen Wahrheit die menschliche Existenz (Körper und Geist nebst Bewusstsein) als Dukkha:

Körper: „Geburt ist Dukkha, Altern ist Dukkha, Krankheit ist Dukkha, Tod ist Dukkha“;
Gefühle: „Kummer, Jammer, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung sind Dukkha“;
Lebensumstände: „Zusammen zu sein, mit dem was man nicht liebt, ist Dukkha; Getrennt zu sein von dem, das man liebt, ist Dukkha“.
Haben und Sein-Wollen: „Nicht zu bekommen, was man sich wünscht, ist Dukkha“;

Persönlichkeit: „Kurz gesagt: die fünf Daseinsgruppen (khandha), die ergriffen werden, sind Dukkha.“

In der Erleuchtungserfahrung des Buddha konnte er auf Hunderttausende seiner Wiedergeburten über eine Vielzahl von Äonen (Entstehen und Vergehen des Universums) zurückschauen, ohne dabei einen Anfang zu finden. Er erkannte, dass diese Wiedergeburten im Daseinkreislauf (Samsara) dem Gesetz von Ursache (Kamma) und Wirkung ( Vipaka) unterliegen. Er beschreibt dies wie folgt:

MN 36: Mahasaccaka Sutta
.....
"Als der Geist so konzentriert, gereinigt, strahlend, makellos, frei von Trübungen, fügsam, formbar, standhaft und zur Gelassenheit gelangt war, richtete ich ihn zu dem Wissen des Wiedererinnerns meiner vergangenen Leben. Ich wiedererinnerte mich vielfältiger vergangener Leben, d.h. einer Geburt, zwei... , fünf... , zehn... , fünfzig... , einhundert, eintausend, einhunderttausend, viele Weltzeitalter von kosmischem Zusammenzug, vieler Weltzeitalter von kosmischer Ausdehnung, vieler Weltzeitalter von kosmischem Zusammenzug und Ausdehnung: 'Dort hatte ich solch einen Namen, gehörte solch einer Sippe an, hatte solch eine Erscheinung. So war meine Nahrung, so meine Erfahrung von Wohl und Weh, so das Enden meines Lebens. Aus diesem Zustand dahinscheidend, kam ich dort wieder auf. Dort ebenfalls, hatte ich solch einen Namen, gehörte solch einer Sippe an, hatte solch eine Erscheinung. So war meine Nahrung, so meine Erfahrung von Wohl und Weh, so das Enden meines Lebens. Aus diesem Zustand dahinscheidend, kam ich dort wieder auf.' So wiedererinnerte ich mich meiner vielfältigen vergangenen Leben, deren Art und Details.

"Dieses war das erste Wissen, das ich, in der ersten Wache der Nacht, erlangte. Unwissenheit war zerstört, Wissen kam auf, Dunkelheit war zerstört, Licht kam auf, so wie es in einem passiert, der gewissenhaft, begeistert und entschlossen ist. Doch das angenehme Gefühl, daß auf diese Weise auf kam, drang nicht in meinen Geist ein, oder verblieb.

"Als der Geist so konzentriert, gereinigt, strahlend, makellos, frei von Trübungen, fügsam, formbar, standhaft und zur Gelassenheit gelangt war, richtete ich ihn zu dem Wissen über das Dahinscheiden und Wiedererscheinen von Lebewesen. Ich sah, mit dem Mittel des himmlischen Auges, gereinigt und das menschliche übertreffend, Lebewesen dahinscheiden und wiedererscheinen, und erkannte wie diese unterlegen und erhaben, schön und häßlich, beglückt und unbeglückt, im Einklang mit deren Kamma waren: 'Diese Lebewesen, welche mit schlechtem Verhalten im Körper, Sprache und Geist bestückt waren, welche die Noblen verunglimpften, falsche Ansichten hielten und Handlungen unter Einfluß von falschen Ansichten unternahmen, mit dem Zerfall des Körpers, nach dem Tod, sind in der Ebene der Entbehrung, den schlechten Bestimmungsort, den niedrigen Reichen, in der Hölle, wiedererschienen. Aber jene Lebewesen, die bestückt mit gutem Verhalten des Körpers, Sprache und Geist waren, welche die Noblen nicht verunglimpften, die rechte Ansicht hielten und Handlungen unter Einfluß von rechter Ansicht unternahmen, mit dem Zerfall des Körpers, nach dem Tod, sind diese am guten Bestimmungsort, in den himmlischen Welten, wiedererscheinen.' So sah ich, mit dem Mittel des himmlischen Auges, gereinigt und das menschliche übertreffend, Lebewesen dahinscheiden und wiedererscheinen, und ich erkannte wie diese im Einklang mit deren Kamma, unterlegen und erhaben, schön und häßlich, beglückt und unbeglückt waren.

"Dieses war das zweite Wissen, das ich, in der zweiten Wache der Nacht, erlangte. Unwissenheit war zerstört, Wissen kam auf, Dunkelheit war zerstört, Licht kam auf, so wie es in einem passiert, der gewissenhaft, begeistert und entschlossen ist. Doch das angenehme Gefühl, daß auf diese Weise auf kam, drang nicht in meinen Geist ein, oder verblieb.

Unbekannten Anfangs ist das Dasein in Samsara. Nachfolgend einige Auszüge von Lehrreden des Buddha dazu. Diese finden sich im Palikanon im Saṃyutta Nikaya 15 - Von dem, was unbekannten Anfanges ist:

Saṃyutta Nikaya 15
Von dem, was unbekannten Anfanges ist
6. Die Senfkörner

(Ort der Begebenheit:) Sāvatthī.

Und es begab sich ein Bhikkhu dorthin usw. usw. (= 5). ..

Zur Seite sitzend sprach dann der Bhikkhu zu dem Erhabenen also: „Ist ein Weltalter wohl lang, Herr?“

„Lang freilich, o Bhikkhu, ist ein Weltalter (Entstehen und Vergehen des Universums). Es ist nicht leicht, es auszurechnen: so und so viele Jahre ist es usw. usw. (= 5)...“

„Ist es aber möglich, Herr, in einem Gleichnis es zu tun?“

„Das ist möglich, o Bhikkhu,“ sprach der Erhabene. „Das ist gerade so, wie wenn da eine eherne Stadt wäre, eine Meile lang, eine Meile breit, eine Meile hoch, angefüllt mit Senfkörnern, in Häufchen geordnet; davon nähme ein Mann immer nach Ablauf eines Jahrhunderts je ein Senfkorn weg: schneller würde ja, o Bhikkhu, durch solches Verfahren der große Haufen Senfkörner aufgebraucht und ginge zu Ende, als ein Weltalter.

So lang, o Bhikkhu, ist ein Weltalter. Von solch langen Weltaltern, o Bhikkhu, wurden viele Weltalter, viele Hunderte von Weltaltern, viele Tausende von Weltaltern, viele Hunderttausende von Weltaltern bei dem Umlauf der Geburten durchmessen.

Warum das? Unbekannten Anfangs, ihr Bhikkhus, ist dieser Umlauf der Geburten; nicht kennt man einen ersten Beginn bei den Wesen, die, in dem Hemmnis des Nichtwissens, in der Fessel des Durstes gefangen, (von Geburt zu Geburt) umherwandern und umherlaufen.

Nunmehr aber, ihr Bhikkhus, habt ihr wohl Ursache genug, Widerwillen zu fassen gegen alle Gestaltungen, habt Ursache genug, gegen sie gleichgültig zu werden, habt Ursache genug, von ihnen euch loszulösen.“


Saṃyutta Nikaya 15
Von dem, was unbekannten Anfanges ist
1. Gras und Holz

Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika.

Da nun redete der Erhabene die Bhikkhus an: „Ihr Bhikkhus!“ „Ja, Herr!“ erwiderten die Bhikkhus aufhorchend dem Erhabenen.

Der Erhabene sprach also: „Unbekannten Anfangs, ihr Bhikkhus, ist dieser Umlauf der Geburten; nicht kennt man einen ersten Beginn bei den Wesen, die, in dem Hemmnis des Nichtwissens, in der Fessel des Durstes gefangen, (von Geburt zu Geburt) umherwandern und umherlaufen.

Das ist gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da ein Mann hier in Jambudīpa (Indien) Gras und Holz und Zweige und Blätter abschnitte, sie zusammenhäufte und, lauter viereckige Stöße daraus bildend, sie hinlegte, indem er dazu spräche: ‚das ist meine Mutter, das ist dieser meiner Mutter Mutter.‘ Nicht zu Ende gingen, ihr Bhikkhus, die Mütter der Mutter jenes Mannes; aber Gras und Holz und Zweige würden aufgebraucht hier in Jambudipa und gingen zu Ende.

Warum das? Unbekannten Anfangs, ihr Bhikkhus, ist dieser Umlauf der Geburten; nicht kennt man einen ersten Beginn bei den Wesen, die, in dem Hemmnis des Nichtwissens, in der Fessel des Durstes gefangen, (von Geburt zu Geburt) umherwandern und umherlaufen.

Auf diese Art ist ja lange Zeit hindurch von euch, ihr Bkikkhus Leiden ausgekostet worden, ist Pein ausgekostet worden, ist Verlust ausgekostet worden, ist das Leichenfeld gewachsen.

Nunmehr aber, ihr Bhikkhus, habt ihr wohl Ursache genug, Widerwillen zu fassen gegen alle Gestaltungen, habt Ursache genug, gegen sie gleichgültig zu werden, habt Ursache genug, von ihnen euch loszulösen.“


Saṃyutta Nikaya 15
Von dem, was unbekannten Anfanges ist
3. Tränen

(Ort der Begebenheit:) Sāvatthī.

„Unbekannten Anfangs, ihr Bhikkhus, ist dieser Umlauf der Geburten; nicht kennt man einen ersten Beginn bei den Wesen, die, in dem Hemmnis des Nichtwissens, in der Fessel des Durstes gefangen, (von Geburt zu Geburt) umherwandern und umherlaufen.

Was haltet ihr davon, ihr Bhikkhus? Was ist wohl mehr: die Tränen, die euch entströmt und die von euch vergossen worden, da ihr, so lange Zeit hindurch (von Geburt zu Geburt) umherwandernd und umherlaufend, über Vereinigung mit Unliebem und über Trennung von Liebem klagtet und weintet, oder das Wasser in den vier großen Meeren?“

„Wie wir, Herr, die von dem Erhabenen gepredigte Lehre verstehen, sind mehr die Tränen, die uns entströmt und die von uns vergossen worden, Herr, da wir, so lange Zeit hindurch (von Geburt zu Geburt) umherwandernd und umherlaufend, über Vereinigung mit Unliebem und über Trennung von Liebem klagten und weinten, als das Wasser in den vier großen Meeren.“

„Gut, gut, ihr Bhikkhus! Gut ja versteht ihr Bhikkhus auf diese Art die von mir gepredigte Lehre.

Mehr sind, ihr Bhikkhus, die Tränen, die euch entströmt und die von euch vergossen worden, da ihr, so lange Zeit hindurch (von Geburt zu Geburt) umherwandernd und umherlaufend, über Vereinigung mit Unliebem und über Trennung von Liebem klagtet und weintet, als das Wasser in den vier großen Meeren.

Lange Zeit hindurch ist von euch, ihr Bhikkhus, der Tod der Mutter ausgekostet worden. (Mehr waren) die Tränen, die euch entströmt und die von euch vergossen worden, da ihr, den Tod der Mutter auskostend, über Vereinigung mit Unliebem und über Trennung von Liebem klagtet und weintet, als das Wasser in den vier großen Meeren.

Lange Zeit hindurch ist von euch, ihr Bhikkhus, der Tod des Vaters ausgekostet worden—ist der Tod des Bruders ausgekostet worden—ist der Tod der Schwester ausgekostet worden—ist der Tod des Sohnes ausgekostet worden—ist der Tod der Tochter ausgekostet worden—ist der Verlust von Verwandten ausgekostet worden—ist der Verlust des Vermögens ausgekostet worden.

Lange Zeit hindurch ist von euch, ihr Bhikkhus, das Elend der Krankheit ausgekostet worden. (Mehr waren) die Tränen, die euch entströmt und die von euch vergossen worden, da ihr, das Elend der Krankheit auskostend, über Vereinigung mit Unliebem und über Trennung von Liebem klagtet und weintet, als das Wasser in den vier großen Meeren.

Warum das? Unbekannten Anfangs, ihr Bhikkhus, ist dieser Umlauf der Geburten; nicht kennt man einen ersten Beginn bei den Wesen, die, in dem Hemmnis des Nichtwissens, in der Fessel des Durstes gefangen, (von Geburt zu Geburt) umherwandern und umherlaufen.

Nunmehr aber, ihr Bhikkhus, habt ihr wohl Ursache genug, Widerwillen zu fassen gegen alle Gestaltungen, habt Ursache genug, gegen sie gleichgültig zu werden, habt Ursache genug, von ihnen euch loszulösen.“

Das gilt es zu verstehen. Es geht nicht nur um dieses aktuelle Leben. Der Buddha hat bei seiner Erleuchtung auf hunderttausende von Leben über Weltzeitalter hinweg zurückgeschaut. Er konnte dabei keinen Anfang finden! Dies gilt auch für jedes andere Lebewesen auf allen Daseinsebenen in allen Existenzformen, vom Höllenwesen bis zu dem höchsten Gottheiten. Seit anfangsloser Zeit treten wir auf allen Daseinsebenen gemäß den karmischen Dispositionen immer wieder bedingt in Erscheinung. Und so wird es auch weitergehen, ohne Anfang und ohne Ende, wenn wir nicht durch den vom Buddha gelehrten Edlen achtfachen Pfad der Geistesschulung dem Daseinskreislauf (Samsara) beenden und Nirvana erlangen.


Was der Buddha zum Nirvana lehrte

Nirvana (Pali: nibbāna) ist das Ziel des „Edlen achtfachen Pfades“ und besteht zu Lebzeiten in der Vernichtung des Werdensdranges (bhavanettisaṅkhayā) und im Tod ist es dann das Aufhören des Werdens (bhava-nirodha) im Daseinskreislauf (samsara).

Das nachtodliche Nibbāna, in dem die Daseinsgrundlagen (Körper und Geist) nebst dem daraus resultierenden Bewusstsein nicht mehr in Erscheinung treten, wird meist Parinibbana genannt. Es ist der Zustand des „Nicht-manifestiert-sein“. Dies ist jedoch nicht die Vernichtung eines vermeintlichen Selbst (Ich od. Seele). Was schon zu Lebzeiten nicht gefunden werden kann, kann auch im Parinirvana nicht vernichtet werden.

Nirvana, richtig verstanden, beinhaltet immer noch Existenz, aber nichts, was als ein formhaftes oder formloses Lebewesen existieren würdeSo gibt es denn auch keine Befreiung vom Werden im Daseinskreislauf (samsara) durch Werden in einem himmlischen oder göttlichen Daseinsbereich, wie es die theistischen Religionen lehren. Solange wir noch irgendwo in Erscheinung treten, können wir uns sicher sein, dass dies noch nicht Nirvana ist!

itivuttaka 73
„Sowohl die Wesen, welche zu den Formen gelangen (grobstoffliche od. feinstoffliche formhafte Gestalt),
als auch die, welche sich im Formlosen befinden (subtile unspezifische Gestalt),
ohne das Aufhören (des Werdens) zu erkennen (Nirodhaṁ appajānantā),
werden wieder zu erneutem Werden kommen (āgantāro punabbhavaṁ).

Die da in völliger Erkenntnis der Formen (Ye ca rūpe pariññāya)
bei den Formlosen nicht stehen bleiben (ye ca arūpaṭṭhāyino),
die im Aufhören (des Werdens) ihre Befreiung finden (nirodhe ye vimuccanti),
diese haben den Tod besiegt (te janā maccuhāyino).

Nirvana wird erreicht im Loslassen von allen Anhaftungen (upadana) an Sinnes- und Geistobjekte sowie Körper und Geist nebst Bewusstsein. Dies äußert sich im Schwinden von Gier, Hass und Verblendung bei den durch den Kontakt der Sinne mit den Sinnesobjekten sowie dem Geist mit den Geistobjekten entstehenden Empfindungen und Wahrnehmungen.

Nirvana bedeutet wörtlich verlöschen bzw. verwehen. Was verlöscht? Es ist die Flamme des Bewusstsein, die nur solange brennt, wie diese eine Grundlage (Brennstoff) hat. Die Grundlage des Bewusstseins sind Geist u. Körper (nama-rupa). Seit anfangsloser Zeit setzt sich unser Bewusstsein nun schon getrieben vom Durst (tanha) nach Werden (bhava) und sinnlichem Erleben (kama) gemäß der karmischen Dispositionen (kamma vipaka) fort. Ein Bewusstsein unabhängig davon existiert nicht, lehrt der Buddha.

Solange wir noch nicht erkannt haben, dass NICHTS im Daseinskreislauf, aufgrund seiner Unbeständigkeit und Vergänglichkeit, der Mühe wert ist, dafür in Erscheinung zu treten, haben wir auch nicht verstanden, was uns der Buddha in seiner ersten edlen Wahrheit über dukkha vermitteln wollte.

Wenn wir es nicht verstanden haben, sind wir weder erwacht noch befreit!

Erkennen wir jedoch durch „Weises Erwägen“ (yoniso manasikara) die Dinge, wie sie wirklich sind (anicca, dukkha u. anatta), werden wir desillusioniert (nibbida). Desillusioniert schwindet die Begierde (virāga) nach sinnlichem Erleben (kama) und Werden (bhava). Frei von Begierde treten im Tod keine neuen Daseinsgrundlagen (Körper und Geist) mehr in Erscheinung. So erlischt auch das dadurch bedingte Bewusstsein und wir sind befreit (vimutti) vom Werden im Daseinskreislauf (samsara).

M 72
„Genau so auch, Vaccha, ist alle Körperlichkeit, alles Gefühl, alle Wahrnehmung, sind alle Gestaltungen, ist alles Bewußtsein, wodurch man den Vollendeten bezeichnen möchte, vom Vollendeten aufgegeben, an der Wurzel zerstört, einem Palmstumpf gleichgemacht, vernichtet und keinem künftigen Wiederaufkeimen mehr ausgesetzt. Von Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewußtsein aber abgelöst,

ist der Vollendete tief, unermeßlich, schwer zu ergründen, gleichwie das tiefe Meer."

Während alle bedingten Daseinsformen gemäß der karmischen Dispositionen (kamma vipaka) gestaltet (sankhata) sind,
ist Nibbāna das Un-Gestaltete (a-sankhata)Kein Entstehen, Vergehen und Anderswerden zeigt sich mehr.

Aṅguttara Nikāya
Das Dreier-Buch
47. Die Merkmale des Gestaltete (Saṅkhata-lakkhaṇa-sutta)

Drei Merkmale des Gestalteten (Sankhata: aufgrund von Ursachen und Bedingungen) gibt es, ihr Mönche. Welche drei?

Ein Entstehen (uppāda) zeigt sich;
ein Vergehen (vayo) zeigt sich; und
eine Veränderung, während es fortbesteht (ṭhitassa aññathattaṃ) zeigt sich

Diese drei Merkmale des Gestalteten gibt es, ihr Mönche.

Drei Merkmale des Ungestalteten (Asankhata: Nirvana) gibt es, ihr Mönche. Welche drei?

Kein Entstehen zeigt sich;
kein Vergehen zeigt sich; und
keine Veränderung, während es fortbesteht zeigt sich.

Diese drei Merkmale des Ungestalteten gibt es, ihr Mönche.“

Das Unbedingte und Ungewordene (Nirvana) ist auch das Ende von Dukkha, denn ohne Daseinsgrundlagen (Körper und Geist) nebst dem daraus resultierenden Bewusstsein, gibt es auch keine Grundlage mehr für leidvolle Erfahrungen. Ebenso gibt es keine Grundlage mehr, wodurch sich karmische Ursachen auswirken könnten (kamma vipaka).

itivuttaka 43
Das Ungeborene (Ajātasutta)

Gesagt wurde dies vom Erhabenen, gesagt von dem Heiligen, so habe ich gehört:

„Es gibt, ihr Jünger,

ein Ungeborenes (ajāta),
Ungewordenes (abhūta),
Ungemachte (akata),
Ungestaltetes (asaṅkhata).

Wenn es, ihr Jünger, dieses Ungeborene, Ungewordene, Ungemachte, Ungestaltete nicht gäbe, so wäre hier ein Ausweg aus dem Geborenen, Gewordenen, Gemachten, Gestalteten (jātassa bhūtassa katassa saṅkhatassa) nicht zu erkennen.

Weil es nun aber, ihr Jünger, ein Ungeborenes, Ungewordenes, Ungemachtes, Ungestaltetes gibt,
deshalb ist ein Ausweg aus dem Geborenen, Gewordenen, Gemachten, Gestalteten zu erkennen.“

Dies sprach der Erhabene; daher heißt es mit Bezug hierauf folgendermaßen:

„Das Geborene (jāta),
Gewordene (bhūta),
Entstandene (samuppanna),
Gemachte (kata),
unbeständig Gestaltete (saṅkhata-addhuva),

aus Alter und Tod Gebildete (jarā-maraṇa-saṅghāṭa),
das Nest des Siechtums (roganīḷa),
das Gebrechliche (pabhaṅgura),
aus dem Hunger nach Nahrung Gewordene (ahāra-nettippa-bhava),

es reicht nicht hin, um daran Wohlgefallen zu finden (nālam tadabhinandituṃ).

Der Ausweg aus ihm ist der Friede (tassa nissaraṇa santa),
das dem Denken Unzugängliche (atakkāvacara),
das Beständige (dhuva: konstant, unveränderlich),
das Ungeborene, Unentstandene (ajāta asamuppanna),
der Zustand, frei von Kummer und Sorgen (asoka viraja pada),
die Aufhebung der leidvollen Dinge (nirodho dukkha-dhammā),
das selige Zurruhekommen der Gestaltungen (saṅkhārūpasamo sukho).“

Auch dies ist vom Erhabenen gesagt worden, so habe ich gehört.

Keinesfalls bedeutet Nirvana das Verlöschen des Lebens. Sowohl der Buddha wie auch die meisten Arahants haben nach Verwirklichung des Nirvana noch längere Zeit gelebt und gewirkt, wenn auch karmisch neutral (mit Gleichmut, frei von Gier, Hass und Verblendung). 

Itivuttaka 44
Das Nibbāna-Element (Nibbāna-dhātu-sutta)

Gesagt wurde dies vom Erhabenen, gesagt von dem Heiligen, so habe ich gehört:

„Diese zwei Nibbāna-Elemente gibt es, ihr Jünger. Welche zwei?

Das mit den verbliebenen Daseinsgrundlagen (saupādisesā) behaftete Nibbāna-Element und
das von dem Rest von Daseinsgrundlagen freie (anupādisesā) Nibbāna-Element.

Was, ihr Jünger, ist das mit dem Rest von Daseinsgrundlagen behaftete Nibbāna-Element?

Da, ihr Jünger, ist ein Jünger ein Arahant, für den die Triebe (asava: Unwissenheitstrieb, Werdenstrieb u. Sinnentrieb) schon bei Lebzeiten vernichtet sind, der das, was zu tun war, getan, die Bürde abgelegt, das eigene Heil erlangt hat

und der nach gänzlicher Zerstörung der Fesseln des Werdens (bhava-saṃyojana)
durch richtige Erkenntnis befreit (sammadaññā-vimutto) ist.

[Bedingt durch Sinne und Sinnesobjekte sowie Geist und Geistobjekte ist Sinnen- und Geistbewusstsein. Das Zusammentreffen der drei nennt der Buddha Kontakt. Bedingt durch Kontakt sind Empfindungen (angenehm, unangenehm od. indifferent), Wahrnehmungen (Assoziation und Benennung) und Gestaltungen (Aktivitäten in Gedanken, Worten und Werken)]

Seine fünf Sinne sind fest (intakt), und durch ihre Unversehrtheit wird er des Angenehmen und des Unangenehmen inne, und er nimmt Freudiges und Leidiges wahr.

(Der Arahant verweilt in Gleichmut bei Empfindungen und Wahrnehmungen)

Die Vernichtung seiner Begierden (rāga), seines Hasses (dosa) und seiner Verblendung (moha),
das nennt man, ihr Jünger, dass mit dem Rest von Daseinsgrundlagen behaftete Nibbāna-Element.

Und was, ihr Jünger, ist das von dem Rest von Daseinsgrundlagen freie Nibbāna-Element

Da, ihr Jünger, ist ein Jünger ein Arahant, für den die Triebe schon bei Lebzeiten vernichtet sind, der das, was zu tun war, getan, die Bürde abgelegt, das eigene Heil erlangt hat und

der nach gänzlicher Zerstörung der Fesseln des Werdens
durch richtige Erkenntnis befreit ist.

Alle seine schon hienieden reizlos gewordenen Empfindungen (freudvoll, leidvoll od. indifferent), ihr Jünger, stehen im Begriff, kalt zu werden (im Tod). Das nennt man, ihr Jünger, das von dem Rest von Daseinsgrundlagen freie (im Tod des Arahant) Nibbāna-Element. 

Dies also, ihr Jünger, sind die zwei Nibbāna-Elemente.“

Dies sprach der Erhabene; daher heißt es mit Bezug hierauf folgendermaßen:

„Diese zwei Nibbāna-Elemente sind von einem solchen klar Sehenden, Befreiten, enthüllt worden: der eine Bereich, hienieden, der gegenwärtigen Erscheinung (Körper und Geist nebst Bewusstsein) angehörend, ist mit dem Rest von Daseinsgrundlagen behaftet und 

besteht in der Vernichtung des Werdensdranges (bhavanettisaṅkhayā).
Der von dem Rest von Daseinsgrundlagen freie aber ist der zukünftige,

in welchem alle Arten des Werdens verschwunden sind.

Die diese nichtgestaltete (asaṅkhata) Stätte (Nirvana) erkannt haben,
die Herzbefreiten (vimuttacittā), deren Werdensdrang (bhavanetti-saṅkhayā) vernichtet ist,
diese so Beschaffenen haben, dieser Vernichtung froh,

die Essenz der Lehre erreicht und
alle Arten von Werdens aufgegeben.“

Auch dies ist vom Erhabenen gesagt worden, so habe ich gehört.

Die Sphäre von Nirvana

Nachfolgend beschreibt der Buddha das Nirvana als eine Sphäre jenseits der bedingten Daseinsbereiche.

Ist unser Durst (tanha) nach bedingtem Werden (mittels Daseinsgrundlagen) zum Zwecke sinnlichen Erlebens (Sinnesobjekte u. Geistobjekte) überwunden, so entstehen keine neuen Daseinsgrundlagen (Körper und Geist) mehr. Das dadurch bedingte Sinnen- und Geist-Bewusstsein erlischt und Parinirvana, das Unbedingte und Ungewordene tritt ein.

Nirvana ist das exakte Gegenteil zu den bedingten Daseinsbereichen in denen wir seit anfangsloser Zeit, gehemmt durch das Nicht-Wissen (avijja) bzw. Nicht-Verstehen (wollen) um die „Vier edlen Wahrheiten“ über Dukkha und gefesselt vom Durst (tanha) nach Sinnlichkeit (kama) und Werden (bhava) umherirren.

Zu Lebzeiten erfahren wir das Nirvana als Herzens-/Gemütsbefreiung (cetovimutti: frei von Gier und Hass) und Weisheitsbefreiung (pannavimutti: frei von Verblendung). Im Tod des Arahant sind alle Formen des Werdens überwunden.

Ud.VIII.1 Nibbana 1 - 4

so habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthi im Jeta-Haine, im Klostergarten des Anāthapindika. Damals aber belehrte, ermahnte ermunterte und erfreute der Erhabene die Mönche durch eine Rede über das Nibbāna. Und die Mönche hörten die Lehre aufmerksamen Ohres, indem sie Acht gaben, es sich vergegenwärtigten und alle Gedanken zusammennahmen.

Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:

(Nirvana)
„Es gibt, ihr Mönche, jene Sphäre (tadāyatana),

(keine Elemente)
wo nicht Erde noch Wasser ist, nicht Feuer noch Luft,

(nicht die vier höchsten Daseinsbereiche)
keine Sphäre des unendlichen Raums (ākāsānañc-āyatana),
keine Sphäre des unendlichen Bewusstseins (viññāṇañc-āyatana),
keine Sphäre des Nichtirgendetwas (ākiñcaññ-āyatana),
keine Sphäre der weder Wahrnehmung noch der Nicht-Wahrnehmung,

(kein Diesseits und Jenseits)
weder diese Welt (nāyaṃ loko), noch die Welt dahinter (na paraloko),

weder Mond noch Sonne.

(das Beständige)
Dort, Mönche, sage ich, gibt es gewiss
kein Kommen (āgatiṃ), kein Gehen (gatiṃ),
kein Verweilen (ṭhitiṃ), kein Verscheiden (cutiṃ),
keine Wiedererscheinen (upapatti).

(ohne Daseinsgrundlagen)
Es ist ohne Stütze (appatiṭṭha), ohne Fortbestand (appavatta), ohne Grundlage (ārammaṇa) ist das;

eben dies ist das Ende des Leidens (esevanto dukkhassā).“

Schwer zu sehen, wahrlich, ist das Ungeneigte (anata: Versiegt sind Gier, Hass u. Verblendung),
nicht leicht zu begreifen ist ja die Wahrheit;
überwunden ist der ,Durst’ (nach Werden und sinnlichem Erleben) für den Wissenden;
für den Schauenden ist nicht irgend etwas (Nirvana, das Ungewordene).

Es gibt, ihr Mönche, ein nicht Geborenes, nicht Gewordenes, nicht Geschaffenes, nicht Gestaltetes. Wenn es, ihr Mönche, dieses nicht Geborene, nicht Gewordene, nicht Geschaffene, nicht Gestaltete nicht gäbe, dann wäre hier ein Entrinnen aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Gestalteten nicht zu erkennen. Weil es nun aber, ihr Mönche, ein nicht Geborenes, nicht Gewordenes, nicht Geschaffenes, nicht Gestaltetes gibt, darum läßt sich ein Entrinnen aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Gestalteten erkennen.

Für den Abhängigen (nissitassa) gibt es Erregung (calite),
für den, der nicht abhängig (anissitassa) ist, gibt es keine Erregung (calita natthi);
wo keine Erregung ist, ist Ruhe (calite asati passaddhi);
wo Ruhe ist, ist keine Neigung (Sinnes- u. Geistobjekte sowie Daseinsgrundlagen);
wo keine Neigung ist; ist kein Kommen und Gehen (in den bedingten Daseinsbereichen);
wo kein Kommen und Gehen ist, ist kein Vergehen und Neuentstehen (fortgesetztes Werden im Daseinskreislauf);
wo kein Vergehen und Neuentstehen (Daseinskreislauf/samsara) ist, ist weder ein Diesseits noch ein Jenseits noch (etwas) zwischen beiden (die Sphäre von Nirvana ist jenseits der bedingten Daseinsbereiche);

eben dies ist das Ende des Leidens (Esevanto dukkhassā)."

Das Nachtodliche Nibbāna, in dem auch die fünf Gruppen (khandha) von dem
Erlösten abgefallen sind und er als Person nicht mehr fassbar ist, wird meist Parinibbana, »Rundum-Erlöschen« genannt.

Mehrfach findet sich im Palikanon die Frage, ob ein Nachtodlich-Erlöster noch existiere oder nicht. Der Buddha schweigt dazu, weil es nicht zutreffend ist. Das Unbedingte und Ungewordene entzieht sich unseren Denkkategorien und kann somit auch nicht beschrieben werden.

Wie sollte man auch etwas beschreiben, was nicht mehr in Erscheinung tritt.

M. 72

Der Wanderasket Vacchagotta fragt den Erhabenen:

„Wo, Herr Gotama, wird der gemüts-befreite (ceto-vimutti) Mönch wiedergeboren?"
„Daß er wiedergeboren werde, habe ich nicht gelehrt."

„Dann wird er wohl nicht wiedergeboren?"
„Auch das, Vaccha, habe ich nicht gelehrt."

„Dann wird er wohl weder wiedergeboren noch nicht wiedergeboren?"
„Auch das, Vaccha, habe ich nicht gelehrt."

„So antwortest du mir, Herr Gotama, stets auf alle meine Fragen, daß du das nicht gelehrt habest. Ich bin nun, Herr Gotama, in Ungewißheit und Verwirrung geraten; und was ich da bei den früheren Gesprächen mit dem Herrn Gotama an Vertrauen gewonnen hatte, das ist mir nun wieder geschwunden."

„Genug also, Vaccha, mit deiner Ungewißheit und Verwirrung. Gar tief wahrlich, Vaccha, ist diese Lehre, schwer zu erkennen, schwer zu verstehen, die friedvolle, erhabene,

dem logischen Denken unzugängliche,
subtile, nur Verständigen verständliche.

Diese wirst du schwer verstehen ohne Deutung, ohne Geduld, ohne Hingabe, ohne Anstrengung. So will ich dir denn, Vaccha, eben darüber Fragen stellen; und wie es dir gut dünkt, mögest du diese beantworten.

Was meinst du, Vaccha, wenn da vor dir ein Feuer brennt, weißt du da wohl: ,Hier brennt ein Feuer vor mir’?"

„Gewiß, Herr Gotama."

„Sollte dich nun jemand fragen, wodurch jenes vor dir brennende Feuer am Brennen bleibt, was würdest du auf solche Frage erwidern?"

„Ich würde sagen, daß es durch Stroh und Holz bedingt am Brennen bleibt."

„Wenn nun aber dieses Feuer ausgeht, weißt du dann wohl, daß es ausgegangen ist?"

„Ja, Herr Gotama."

„Wenn dich nun aber jemand fragen sollte, wo das ausgegangene Feuer hingegangen ist, nach welcher Richtung, nach Osten, Westen, Norden oder Süden, was würdest du auf solche Frage erwidern?"

„Das kommt nicht in Betracht, Herr Gotama. Denn das durch Stroh und Holz im Gange gehaltene Feuer hat ja diese Dinge verzehrt und ist, durch diese nicht weiter genährt, ohne Brennstoff erloschen."

(Nirvana ist NICHT die Vernichtung sondern das Aufhören des Werdens)

„Genau so auch, Vaccha, ist alle Körperlichkeit, alles Gefühl, alle Wahrnehmung, sind alle Gestaltungen, ist alles Bewußtsein, wodurch man den Vollendeten bezeichnen möchte, vom Vollendeten aufgegeben, an der Wurzel zerstört, einem Palmstumpf gleichgemacht, vernichtet und keinem künftigen Wiederaufkeimen mehr ausgesetzt. Von Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewußtsein aber abgelöst,

(das Ungewordene kann nicht mehr beschrieben werden)

ist der Vollendete tief, unermeßlich, schwer zu ergründen, gleichwie das tiefe Meer."

Was nicht mehr in Erscheinung tritt, kann auch nicht mehr beschrieben werden:

Das Udăna (Ud 7,1 + 2)
„Wer oben, unten, überall befreit ist,
der sieht nicht mehr: ‚Ich bin‘
(Ayaṁhamasmīti anānupassī).
Was ihm zuvor versagt, befreit gelingt's ihm:
Die Flut zu queren, nie wieder zu werden (apunabbhava).“

Suttanipāta (Snip 1074 + 76)

Wird das Bewußtsein schwinden einem solchen
(beim Ende von Wahrnehmung und Gefühl)?

DER ERHABENE
Gleichwie die Flamme, ausgelöscht durch Windes Macht,
Zu Ende kommt und nicht mehr in Benennung eingeht,
So auch, vom Geist und Körper (nāmakāyā) befreit, ein Weiser,
Erreicht das Ende, ist nicht mehr begrifflich zu erfassen.

UPASIVA
Er, der zum Ende ging, besteht er dann nicht mehr?
Ist er vielleicht für ewig dann genesen?
Das mögest, Muni, du mir gut erklären,
Denn wahrhaft hast durchschaut du diese Lehre

DER ERHABENE
„Kein Maß gibt es für ihn,
der hin zum Ende (des Werdens) ging.
Nicht gibt's ein Wort, durch das man ihn erfaßt (beschreibt).
Wenn alle Dinge (Körper und Geist nebst Bewusstsein) völlig abgetan,
Sind abgetan auch aller Rede Pfade.“

Ud 1.10
„Wo Wasser, Erde, Feuer und Wind keinen Halt finden,
Dort glänzt kein Stern, die Sonne strahlt dort nicht,
Dort scheint kein Mond, und doch gibt es keine Finsternis.
Hat der Weise, der Edle durch Weisheit, dies selbst erkannt,
ist er befreit vom Formhaften wie Formlosen (Dasein),
sowie von Glück und Leid (sukhadukkhā)“

Der Buddha hat das Nirvana aber nicht nur mit dem beschrieben, was es nicht ist, sondern auch wie folgt:

saṃyutta nikaya 43
asaṅkhata
14–44. Das Trieblose usw.

„Zeigen will ich euch, ihr Mönche:

(14) das Trieblose, (anāsava)
(15) die Wahrheit, (sacca)
(16) das Transzendente, (pāra)
(17) das Feine, (nipuṇa)
(18) das gar schwer zu Sehende, (sududdasa)
(19) das Unverwelkliche, (ajajjara)
(20) das Bleibende, (dhuva)
(21) das Unauflösliche, (apalokita)
(22) das Unsichtbare, (anidassana)
(23) das nicht Ausgebreitete, (nippapañca)
(24) das Stille, (santa)
(25) das Todlose, (amata)
(26) das Erlesene, (paṇīta)
(27) das Glück, (siva)
(28) den Frieden, (khema)
(29) die Durstversiegung, (taṇhākkhaya)
(30) das Erstaunliche, (acchariya)
(31) das Außerordentliche, (abbhuta)
(32) das Notlose, (sichere, gesunde, heile) (anītika)
(33) das notlose Ding, (anītikadhamma)
(34) das Erlöschen, (nibbāna)
(35) das Unbedrängte, (abyāpajjha)
(36) die Begierdelosigkeit, (virāga)
(37) das Lautere, (suddhi)
(38) die Erlösung, (mutti)
(39) das Haftlose, (anālaya)
(40) das Eiland (dīpa)
(41) die Geborgenheit, (leṇa)
(42) den Schutz, (tāṇa)
(43) die Zuflucht, (saraṇa)
(44) das andere Ufer,
das Ziel, das Ende (parāyana)
und den dorthin führenden Pfad.


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